Oberliga: Höchster Union-Sieg im Derby

Hier trifft Union-Stürmer Björn Dohrn (Mitte) zwischen Denis Urdin (hinten) und Marcel Schöttke vom SV Rugenbergen zum zwischenzeitlichen 1:5.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Der 18. Sieg in der Oberliga Hamburg war der bisher höchste in der gut dreijährigen Geschichte des FC Union Tornesch in Hamburgs höchster Spielklasse. Dass das 6:1 am Sonntag ausgerechnet im Kreis-Derby beim SV Rugenbergen errungen wurde, schmeckte den Kickern aus dem „Torneum“ natürlich besonders gut. Ihr zuvor höchster Oberliga-Erfolg war ein 6:2 gegen den Hamburger SV III am 11. Dezember 2021 gewesen.

Des einen Freud‘, des anderen Leid: Während die Tornescher damit fünf Tage nach der 1:6-Heimpleite gegen den TSV Sasel in die Erfolgsspur zurückkehrten, kassierten die Bönningstedter bereits ihre fünfte Niederlage in Folge und rutschten hinter den HEBC auf den letzten Tabellenplatz ab. „Wir durchlaufen momentan eine schwierige Phase“, gab SVR-Coach Michael Fischer zu, um mit Blick auf die jüngsten Gegner hinzuzufügen, dass die Tornescher nach den Duellen mit den Spitzen-Teams TuS Dassendorf (1:4), Eimsbütteler TV (0:5), Wandsbeker TSV Concordia (0:3) und SC Victoria Hamburg (2:5) „der erste Gegner warern, bei dem wir nicht der Außenseiter waren.“

So kurios es nach dem deutlichen Endergebnis von 1:6 – so hoch hatten die Bönningstedter zuletzt am 27. September 2019, noch unter Fischers Vorgänger Andjelko Ivanko, beim Niendorfer TSV verloren – auch klingt: Die Partie hätte in der Anfangsphase auch einen anderen Verlauf nehmen können. Denn die SVR-Kicker begannen, wie schon so oft in dieser Saison, gut. Und anders, als in den meisten der vorherigen Begegnungen, belohnten sie sich dafür sogar, als Kilian Utcke einen Ball eroberte, der dann über Taylan Güvenir und Lenny Glissmann zu Marlon Stannis kam, der von der Strafraumgrenze aus wuchtig zum 1:0 einschoss (14. Minute).

Nur zwei Zeigerumdrehungen später schnupperten die Hausherren bereits am 2:0. Stannis war schon an Union-Keeper Norman Baese vorbeigezogen, gab aber aus spitzestem Winkel nicht selbst einen Torschuss ab, sondern wollte stattdessen zu Glissmann passen. Die Idee war auch gut, die Ausführung allerdings nicht wirklich, denn Gäste-Kapitän Jan-Philipp Zimmermann konnte mit einer Grätsche verhindern, „dass Glissmann nur noch einschieben muss“, so Fischer, der vermutete: „Wenn wir in dieser Szene das 2:0 gemacht hätten, wäre es auf jeden Fall ein anderes Spiel geworden – nicht nur in Bezug auf das Endergebnis.“

Statt 2:0 hieß es kurz darauf 1:1, als Fabian Knottnerus nach einem langen Pass per Lupfer über SVR-Keeper Patrick Hartmann hinweg erfolgreich war (23.). Und kurz darauf hatten die Tornescher das Ergebnis sogar komplett zu ihren Gunsten gedreht: Tim Moritz, den seine Mitspieler aufgrund seiner roten Haare nur „Fuchs“ rufen, köpfte einen Eckstoß von Morris von Winckelmann freistehend zum 1:2 ein (27.). „Das waren bittere Rückschläge, nach denen die Köpfe einiger Spieler gleich wieder unten waren“, stellte Fischer ernüchtert fest.

In der Pause versuchte der SVR-Coach, seine Schützlinge wachzurütteln und an das Lotto-Pokal-Zweitrunden-Duell vom 16. August zu erinnern, als ein 1:2-Rückstand gegen die Tornescher noch in einen 3:2-Sieg gedreht worden war. Seine Elf schlug nach dem Seitenwechsel auch verstärkt den Weg nach vorne ein, wurde dann aber eiskalt erwischt, als Hartmann an einem Eckstoß vorbeisegelte und Zimmermann aus Nahdistanz das 1:3 schoss (49.). Kurios: Der Union-Kapitän hatte, wie auch Knottnerus, schon im besagten Pokalspiel im Werner-Bornholdt-Sportzentrum getroffen.

Als der Regen immer stärker wurde, stürzte Flemming Lüneburg die Bönningstedter endgültig ins Tal der Tränen, als er einen von Björn Dohrn per Kopf verlängerten Ball von halbrechts aus wuchtig über Hartmann hinweg in das Netz jagte – 1:4 (58.). Kurios: Auch sein letztes Oberliga-Tor hatte „Lüne“ gegen den SVR erzielt, und zwar am 17. Oktober 2021 beim 3:1-Heimsieg. Daran, dass die Tornescher, nachdem sie das Rückspiel der Vorsaison am 10. April in Bönningstedt mit 3:0 gewonnen hatten, nun ihren dritten Liga-Sieg in Folge gegen den Kreis-Rivalen feiern würden, zweifelte nach Lüneburgs Traumtor niemand mehr.

Weil die SVR-Kicker defensiv aber zum wiederholten Male große Lücken erkennen ließen, konnte Dohrn das Ergebnis noch in die Höhe schrauben. Erst traf er nach von Winckelmanns Linksflanke aus dem Halbfeld artistisch per Direktabnahme zwischen den SVR-Akteuren Denis Urdin und Marcel Schöttke (74.), ehe er von links nach innen zog, Urdin austanzte und den herausstürzenden Hartmann zum 1:6-Endstand tunnelte (87.). Fischer gratulierte Reibe, den er einst ebenso wie fünf der zum Einsatz gekommenen Union-Spieler beim VfL Pinneberg unter seinen Fittichen hatte, noch vor dem Abpfiff fair mit einer Umarmung zum zweiten Saisonsieg.

(Johannes Speckner)

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