Oberliga 2: Union dreht gegen den HSV III den Spieß um

Hier legt Morris von Winckelmann (Union Tornesch, links) den Ball an HSV-Keeper Jonas Marschner vorbei und bereitet damit das zwischenzeitliche 5:2 vor.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Seine aktive Karriere im Herren-Bereich hatte Jendrik Bauer eigentlich im Frühjahr 2020 beim SC Alstertal-Langenhorn beendet, um zum Hamburger SV III zurückzukehren und dort Team-Manager zu werden. Am Sonnabend war die Personalsituation für HSV-Coach Marcus Rabenhorst aber so angespannt, dass Bauer sich auf die Bank setzte und für die letzten elf Minuten eingewechselt wurde. Als Bauer den Platz betrat, stand es aus Sicht der „Rothosen“ 2:4. Am Ende gewann der FC Union Tornesch die Nachholpartie sogar mit 6:2 und drehte damit den Spieß um, nachdem er alle vorherigen sieben Duelle mit der HSV-Dritten – die letzten drei klar – verloren hatte.

Obwohl am Sonntag, 5. Dezember der Kunstrasenplatz im „Torneum“ verschneit war, hätte der Schiedsrichter die Partie gerne angepfiffen – die Verantwortlichen der beiden Teams einigten sich aber darauf, die Partie um sechs Tage nach hinten zu verlegen. „Wir haben uns auf Naturrasen die besten Chancen ausgerechnet, den HSV unter regulären Bedingungen zu schlagen, und waren demnach sehr froh, dass unser Rasenplatz am Sonnabend bespielbar war“, erklärte Union-Trainer Thorben Reibe.

Nach einer ausgeglichenen Anfangsviertelstunde gingen die Hausherren in Führung. Jan Eggers schlug von links einen Eckstoß in die Mitte, wo der aufgerückte Union-Verteidiger Tim Moritz aus fünf Metern so freistehend hochsteigen und einnicken konnte, dass Reibe schon „Angst hatte, dass er zu lange überlegen könnte, wohin er den Ball köpfen soll“. Der Rückstand stachelte die HSV-Dritte aber an: Angetrieben von zahlreichen lautstarken Anhängern machten sie sich auf, um die Partie zu ihren Gunsten zu drehen.

Zunächst verpasste Dominik Jordan den postwendenden Ausgleich, als er einen umstrittenen Foulelfmeter an den linken Pfosten setzte. Union-Keeper Norman Baese war zwar in die richtigen Ecke gesprungen, hatte den Ball aber nicht mehr berührt – was insofern entscheidend war, als dass Jordan den Abpraller versenkte, woraufhin Schiedsrichter Florian Schwarze (MSV Hamburg) nicht etwa auf Tor, sondern auf indirekten Freistoß für die Heim-Elf entschied, weil Jordan den Ball zweimal in Folge berührt hatte (19. Minute). Kurz darauf rettete Baese dann stark gegen den frei vor ihm auftauchenden Jordan (22.).

Nach 29 Zeigerumdrehungen war es dann aber soweit und die Gäste aus Norderstedt kamen zum verdienten Ausgleich: Nach einem Ballverlust des Torneschers Patrice Meyer startete Sepehr Nikroo links in der eigenen Spielfeldhälfte einen Sololauf, bei dem er erst Flemming Lüneburg enteilte und dann in die Mitte zog. Dort marschierte der 26-Jährige an den Union-Innenverteidigern Moritz und Jan-Philipp Zimmermann vorbei, ehe er aus 17 Metern flach links zum 1:1 einschoss. In den Torjubel mischte sich bei den Gästen allerdings eine Auswechslung: Levin Erik musste mit einer Zerrung passen, für ihn kam Manuel Brendel in die Partie.

Kurz vor der Pause schlug Marcell Jansen dann wieder einmal gegen seinen „Lieblingsgegner“ zu: Der Ex-Nationalspieler, der sowohl im Hinspiel dieser Saison (4:1 am 24. September) als auch beim letzten HSV-Auftritt im „Torneum“ (5:2 am 1. Dezember 2019) jeweils einen Dreierpack geschnürt und auch in den beiden vorherigen Duellen gegen den FC Union getroffen hatte, schoss nach einem Einwurf von halbrechts aus in das lange Eck ein. Baese sah dabei nicht ganz glücklich aus. „Insgesamt hat er aber dafür gesorgt, dass wir zur Pause nicht noch höher zurückliegen“, lobte Reibe seinen Schlussmann.

Für den zweiten Durchgang kam bei den Hausherren der 20-Jährige Morris von Winckelmann für den zehn Jahre älteren Eggers – und mit ihm die Wende. Seine Füße noch nicht mit im Spiel hatte der „Joker“ beim 2:2, das erneut nach einem Eckstoß fiel. Am nun von rechts und Maik Stahnke hereingetretenen Ball sprang HSV-Torwart Jonas Marschner vorbei, woraufhin Lennart Dora das Spielgerät mit langem Bein erreichte und gen Tor bugsierte; als es die Torlinie überschritt (52.), war auch Moritz in der Nähe, der aber betonte: „Der Treffer gehört Dora.“

Nun wogte die Partie hin und her: Beide Mannschaften wollten den Sieg. „In der Schlussphase hatten wir endlich einmal das nötige Spielglück, das uns in so vielen der vorherigen Begegnungen gefehlt hat“, befand Reibe. Und die Tornescher hatten von Winckelmann, der mit einem Traumpass über die Gäste-Abwehr hinweg Dohrn fand, der von halblinks aus frei an Marschner vorbei in das lange Eck vollendete (3:2/76.). Nicht einmal hundert Sekunden später glänzte Dohrn als Vorbereiter, als er rechts im Strafraum HSV-Kapitän Torben Wacker austanzte und dann nicht etwa selbst einen Torschuss abgab, sondern querlegte zu Fabian Knottnerus, der zum 4:2 einschoss.

Rabenhorst wechselte daraufhin wie eingangs erwähnt Bauer ein, doch der 33-Jährige hatte keine nennenswerte Szene mehr. Stattdessen erhöhten die Union-Kicker auf 5:2, als von Winckelmann links steilgeschickt wurde und am zu zögerlich herauskommenden Marschner vorbei in die Mitte passte, wo der ebenfalls eingewechselte Christian Kulicke mühelos zum 5:2 vollendete (83.). Das halbe Dutzend war voll, als Dora aus dem Zentrum nach links zu Dohrn passte, der so frei war, dass er mit links zum 6:2-Endstand einschießen konnte (90.). Direkt danach holte sich der Doppeltorschütze noch einen Sonderapplaus ab, als er ausgewechselt wurde.

Während die HSV-Dritte nun mit dem unschönen Gefühl von 14 Gegentreffern aus den letzten drei und sogar 36 aus den letzten sieben Punktspielen in die Winterpause geht, zieren die Tornescher zwar noch immer das Tabellenende der Oberliga 2, doch konnten sie immerhin drei ihrer jüngsten vier Heim-Aufgaben gewinnen. Die daraus resultierenden neun Punkte würden sie stand jetzt auch mit in die Abstiegsrunde nehmen und Reibe betonte: „Es ist für uns ganz wichtig, mit einem so positiven Gefühl in die Winterpause gehen zu können.“

(Johannes Speckner)

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