Oberliga 2: Schlusslicht schlägt auch Süderelbe

Kaum zu bremsen war in der zweiten Halbzeit Morris von Winckelmann (vorne), der hier vor dem Süderelber Torschützen Maximilian Arlt abzieht.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Um 16.50 Uhr schnellte der Puls von Thorben Reibe am Sonntag in die Höhe: „Ja, natürlich habe ich an das Hinspiel und die vielen vorherigen Partien, in denen wir eine Führung nicht ins Ziel retten konnten, gedacht“, gab der Trainer des FC Union Tornesch zu. Denn nach einem scheinbar sicheren 3:1-Vorsprung gegen den FC Süderelbe mussten die Tornescher noch einmal zittern, als der beste FCS-Akteur Takuro Mohara einen Freistoß direkt verwandelt hatte (3:2/86.). Doch anschließend, inklusive der vierminütigen Nachspielzeit, ließen die Union-Kicker keine Torchance für den Gegner mehr zu und revanchierten sich damit für das Hinspiel, das sie am 21. August am Kiesbarg nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3 verloren hatten.

Um 12.50 Uhr war der FCS-Tross im „Torneum Fußballpark“ eingetroffen. Es folgte eine Begehung des Rasenplatzes, auf dem ab 15 Uhr der Ball rollte – was aufgrund der Zeitumstellung in der vorherigen Nacht dazu führte, dass es in der Schlussphase ziemlich dunkel war, da dieser Platz nicht über Flutlicht verfügt. In der ersten Halbzeit sahen die Zuschauer eine schwache Partie. Reibe drückte es etwas anders aus: „Es war eine komische Begegnung, da fehlte beidseitig etwas die Stimmung.“ Bei den Gästen, die körperlich durchaus robust agierten, brandete Jubel auf, als sie nach einem schnellen Angriff über ihre linke Seite in Führung gingen: Zunächst parierte Union-Keeper Knut Ole Mohr noch mit seiner Hacke, doch den Abpraller versenkte Maximilian Arlt zum 0:1 (23. Minute).

Reibe machte keinen Hehl daraus, dass der Rückstand auch höher hätte ausfallen können: „Die Süderelber waren besser in der Partie und wenn sie zwei, drei Situationen besser ausgespielt hätten, hätte es noch einmal klingeln können.“ Das tat es in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit auch – allerdings etwas überraschend auf der anderen Seite. Nach einer guten Balleroberung passte der Tornescher Philipp Werning in die Tiefe zu Jan Eggers, der einen Gäste-Akteur austanzte und dann mustergültig auflegte für Fabian Knottnerus – und der 28-Jährige, den Reibe früh aus dem Mittelfeld nach vorne gezogen hatte, traf im zweiten Spiel in Folge (45.+1), nachdem er neun Tage zuvor schon im Gastspiel beim TuS Osdorf das zwischenzeitliche 2:2 erzielt hatte.

In der Kabine fand Reibe dann offenbar die richtigen Worte, denn sein Team ergriff fortan die Initiative und drückte auf den Führungstreffer. Zunächst fehlte dabei die nötige Präzision. Eggers zirkelte einen Freistoß – aus dem Stand, wie einige Zuschauer monierten – deutlich über die Latte (49.), Morris von Winckelmann jagte einen Abpraller rechts vorbei (53.) und als Adrian Ghadimi Nouran nach einem Eckstoß abzog, blockte die vielbeinige Gäste-Abwehr den Ball ab (58.). Die Tornescher rannten weiter an und verzweifelten an FCS-Keeper Niklas Hoffmann, der von Winckelmanns Schuss, abgegeben von halblinks nach einem Knottnerus-Rückpass, mit seinen Fingerspitzen noch um den langen Pfosten herumdrehte (63.).

Und die Süderelber? Die traten erstmals offensiv in Erscheinung, als der zweite Durchgang 20 Minuten alt war: Bei einem Konter passte Mohara zu Timo Schubert, dessen Linksflanke der am langen Pfosten lauernde Jorge Lucas Camacho de Valdoleiros in das rechte Außennetz hechtete. Die nächste Aktion gehörte wieder der Heim-Elf, als Eggers von rechts scharf in die Mitte flankte, wo Schubert aber bärenstark gegen Patrice Meyer verteidigte (68.). In der 71. Minute war es dann jedoch soweit und die Tornescher gingen verdientermaßen in Front: Von Winckelmann wurde halbrechts steilgeschickt und fand mit einem Querpass den mitlaufenden Meyer, der per Direktabnahme zum 2:1 einschoss – die Gäste-Akteure Rouven Treu und Lukas Beuck warfen sich zwar noch vehement in den Ball, konnten ihn aber nicht mehr entscheidend abblocken.

Wer nun mit einer starken Schlussoffensive der Kiesbarg-Kicker rechnete, wurde enttäuscht. Zwar brachte FSC-Coach Stefan Arlt mit Mohamed Doudouch Akoudad, Daniel Thompson und Lukas Wöllmer drei frische Kräfte – aber eine Gelegenheit zum Ausgleich konnte sich seine Elf nicht erspielen. Stattdessen legten die Tornescher weiter den Vorwärtsgang ein. Eine von links kommende Freistoßflanke von Fabian Tiedemann begrub Hoffmann unter sich (74.) und Jannik Swennosen zielte von der Strafraumgrenze aus ein gutes Stück zu hoch (78.), ehe tatsächlich das 3:1 gelang. Von Winckelmann holte gegen Doudouch Akoudad selbst einen Freistoß heraus und sah, dass Hoffmann seine Abwehrmauer nicht optimal gestellt hatte; dies nutzte der 20-Jährige listig aus, indem er den Ball halbhoch rechts an der Mauer vorbei via Innenpfosten krachend zum 3:1 in das Netz jagte – ein Traumtor, das die Tornescher auch gebührend feierten (81.).

Noch schöner anzuschauen war allerdings der Treffer von Mohara, der das Spielgerät aus 20 Metern über die Union-Abwehrmauer oben rechts in den Winkel zirkelte. „Diesen Schuss hält kein Torwart der Welt“, urteilte Mohr. In der Nachspielzeit gelang den Süderelbern der Ausgleich aber nicht mehr – stattdessen gab es für sie noch einen negativen Schlusspunkt, als nach zuvor sechs Gelben Karten ihr Kapitän Treu für ein Foul an der Mittellinie „Gelb-Rot“ sah (90.+3). „Ich denke, dass wir aufgrund der zweiten Halbzeit verdient gewonnen haben“, urteilte Reibe, der den zweiten Heimsieg in Folge – beim vorherigen 3:1 gegen den SV Rugenbergen war Stefan Arlt unter den Zuschauern gewesen – „umso bemerkenswerter“ nannte, da mit Norman Baese, Björn Dohrn, Lennart Dora, Chris Heuermann und Maik Stahnke „fünf potentielle Stammkräfte verletzungsbedingt fehlten“.

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