Oberliga: Erster Saisonsieg für Union Tornesch


„Endlich durfte ich die Trommel mal hören.“ Jan Müller, der im Sommer 2020 als Fitnesstrainer beim FC Union Tornesch eingestiegen war, hatte in der Oberliga Hamburg zunächst ausnahmslos Niederlagen miterlebt. Die sechs Auftritte, die sei im Herbst 2020 vor der erneuten Verschärfung der Corona-Beschränkungen absolvieren durften, verloren die Tornescher ebenso wie ihre ersten sieben Auftritte in der aktuellen Serie. Nach saisonübergreifend sogar 14 liga-Niederlagen in Folge feierte das Union-Team nun am Sonntag einen 3:1-Sieg gegen den SV Rugenbergen – und es war kein Zufall, dass Flemming Lüneburg, als er den 2:1-Führungstreffer erzielt hatte, ausgerechnet Jan Müller in die Arme sprang.

Dabei hatte im „Torneum“ zunächst der SV Rugenbergen, der im bisherigen Saisonverlauf auch erst ein Punktspiel gewann – am Vorwochenende mit 2:0 gegen den Niendorfer TSV –, klare Vorteil. „Wir hätten schon in der ersten Halbzeit in Führung gehen müssen“, urteilte SVR-Coach Michael Fischer, der aber über „eine Mischung aus Pech und Unvermögen“ klagte. So scheiterten Jan Schrage und Marcel Schöttke an der Umrandung des Union-Gehäuses. Dessen Hüter, Knut Ole Mohr, war den Gästen bei weiteren Gelegenheiten ebenso im Weg wie Tornescher Abwehrbeine. Union-Trainer Thorben Reibe gab deshalb auch unumwunden zu, dass seine Schützlinge „keine gute erste Halbzeit gespielt“ hätten und sich „glücklich schätzen mussten, zur Pause nicht zurückzuliegen“.

Als der zweite Durchgang fünf Minuten alt war, gingen die Bönningstedter in Führung: Leon Neumann setzte sich von halblinks aus energisch durch und schoss flach ein – Mohr musste damit auch in seinem achten Oberliga-Einsatz hinter sich greifen. „Danach hätten wir den Sack mit dem 2:0 zumachen müssen“, erklärte Fischer. Chancen waren vorhanden, doch zunächst wurde ein Neumann-Schuss abgeblockt (57.) und dann passte Neumann von rechts aus nicht präzise genug in die Mitte, so dass Mohr die Hereingabe vor dem eingewechselten Marlon Stannis und Schöttke fangen konnte (64.).

Aber auch die Hausherren, die in der ersten Halbzeit im Spiel nach vorne komplett harmlos geblieben waren, kamen nun zu Gelegenheiten. Direkt nach dem 1:1 hatte Lüneburg die postwendende Antwort verpasst, als sein Schuss rechts vorbei sauste (52.). Dann blieb Björn Dohrn an SVR-Keeper Patrick Hartmann hängen, wurde aber ohnehin wegen einer Abseitsstellung zurückgepfiffen (54.). In der 65. Minute gelang den Torneschern dann aber der Ausgleich: Einen von Morris von Winckelmann kommenden Ball klärten die Gäste noch, aber der laufstarke Patrice Meyer versenkte den Abpraller zum 1:1. „Schön, dass damit gerade unsere beiden jüngsten Spieler das 1:1 erzwungen haben“, frohlockte Reibe.

Nur zwei Zeigerumdrehungen nach dem Ausgleich gelang dem eingewechselten Adrian Ghadimi Nouran sogar das 2:1, jedoch soll er dabei im Abseits gewesen sein. „Eine klare Fehlentscheidung“, echauffierte sich Reibe. Auch Stefan Arlt, der als Coach des Staffel-Rivalen FC Süderelbe unter den Zuschauern und in dieser Szene auf Höhe des Geschehens weilte, urteilte: „Zwei andere Tornescher waren im passiven Abseits, aber der Torschütze kam von hinten.“ Trotzdem sprach das Momentum nun für die Hausherren, die am 2:1 schnupperten, als Jan-Philipp Zimmermann eine von rechts kommende Freistoßflanke hauchdünn am langen Pfosten vorbeiköpfte (72.).

Vier Minuten später war es dann aber soweit: Die Gäste reklamierten vergeblich, dass Taylan Güvenir im Mittelfeld gefoult worden sei. „Wenn jetzt ein Gegentor fällt, geht das auf deine Kappe“, rief SVR-Co-Trainer Martin Schwabe noch in Richtung von Schiedsrichter Dennis Voß (TuS Dassendorf). Tatsächlich klingelte es kurz darauf, da Dohrn auf der linken Seite schneller war als Sven Worthmann und uneigennützig am herausstürzenden Hartmann vorbei querspielte zu Lüneburg, der von halbrechts aus so hart einschoss, dass Jan Düllberg mit seiner Grätsche nichts mehr ausrichten konnte. Hartmann und seine Mitspieler bestürmten daraufhin den Referee, aber der Treffer zählte – 2:1.

Fischer setzte daraufhin alles auf die Karte Offensive: Er nahm noch einmal einen Dreier-Wechsel vor und ließ in der Abwehr Eins-gegen-Eins spielen. „Das gibt den schnellen Torneschern Platz für Konter, so werden sie das 3:1 nachlegen“, spekulierte Arlt – und er sollte Recht behalten. Dohrn enteilte halblinks dem eingewechselten Denis Urdin, schaute noch einmal nach oben und auf Hartmann – und schoss dann knallhart zum 3:1 unter die Latte ein (87.). Entschieden war das Pinneberger Kreis-Derby damit noch nicht, denn den Gästen wurde noch ein Freistoß zugesprochen, den der eingewechselte Sascha Richert aus 18 Metern an die Latte setzte (91.).

„Als der Ball nicht reingegangen ist, war ich mir sicher, dass wir gewinnen“, atmete Reibe durch. In der Nachspielzeit sah SVR-Akteur Marco Rohde, der erst nach 81 Minuten eingewechselt und kurz darauf mit „Gelb“ verwarnt worden war (84.), dann noch die Gelb-Rote Karte, als er mit einem Foul im Mittelfeld an Meyer einen weiteren Union-Konter unterband. Kurz darauf erfolgte der Abpfiff und die Tornescher feierten ihren Sieg so, wie es seit dem Sommer 2018 üblich ist, indem sie einen Kreis um Zimmermann bildeten, der laut trommelte. Letztmals hatte es dieses Ereignis am 28. Februar 2019 (3:1 beim Bramfelder SV) gegeben – der letzte Liga-Heimsieg der Union-Kicker liegt sogar schon über zwei Jahre zurück (1:0 gegen den Wandsbeker TSV Concordia am 4. Oktober 2019).

 Redaktion
Redaktion Artikel