Oberliga 1: Arlt wechselt späten Süderelber Sieg ein

Mohamed Doudouch Akoudad (FC Süderelbe, rechts) im Dreikampf mit den Torneschern Fabian Knottnerus (Mitte) und Jannik Swennosen.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Nach drei frustrierenden Kurz-Ausflügen in die Nord-Heide, wo es im letzten Liga-Auftritt vor der erneuten Corona-Zwangspause (1:6) ebenso wie in der Ersten Runde des Lotto-Pokals (2:3) als auch zum Oberliga-Auftakt der neuen Saison (1:4) eine Niederlage beim TSV Buchholz 08 gegeben hatte, absolvierte der FC Süderelbe am Sonnabend sein erstes Pflicht-Heimspiel seit dem 17. Oktober 2020 (1:7 gegen die TuS Dassendorf). Zu Gast war dabei der FC Union Tornesch, der seine erste Begegnung gegen den TuS Osdorf mit 2:4 verloren hatte.

Auf dem Kunstrasenplatz am Kiesbarg wirkten beide Mannschaften zunächst etwas unsortiert. In der fünften Minute kamen die Hausherren zu ihrer ersten Torannäherung, als Tino Schubert einen Freistoß von rechts in den Gäste-Strafraum zirkelte, wo Razak Aza Bandi den Ball so verlängerte, dass er knapp am langen Pfosten vorbeiging. Zwei Zeigerumdrehungen später traten die Gäste erstmals offensiv in Erscheinung: Einen Versuch von Patrice Meyer blockte die vielbeinige FCS-Abwehr ab und den Nachschuss setzte Jan Nötzelmann am Ziel vorbei. Erste Dissonanzen traten auf, als Jan Müller, Athletik-Trainer des FC Union, mit dem Stibitzen und Wegwerfen des Balles verhinderte, dass die Süderelber einen Einwurf schnell ausführen, was FCS-Coach Stefan Arlt lautstark als „unfair“ tadelte. Kurz darauf war Arlt auch mit Schiedsrichter Paul Dühring (vom SV Nettelnburg-Allermöhe) unzufrieden, weil er einen Schubser von Gäste-Verteidiger Tim Moritz an Marius Wilms im Strafraum nicht ahndete.

In der 23. Minute wäre FCS-Keeper Mauro Leonardo Alcaraz Paramidani dann fast um Torvorbereiter geworden: Sein langer Abschlag sorgte für Verwirrung in der Gäste-Abwehr, in der Jan-Philipp Zimmermann zu Boden ging. So standen Bandi und Wilms plötzlich frei vor Union-Torwart Knut-Ole Mohr, der aber überragend gegen Wilms, der rechts an ihm vorbeigehen wollte, auf Kosten eines Eckstoßes rettete – und seine Parade anschließend auch mit Knottnerus ausgiebig feierte, während Wilms vergeblich einen Elfmeter einforderte. Nachdem FCS-Kapitän Can Kömürcü eine Rechtsflanke von Mohamed Doudouch Akoudad nicht verwerten konnte (28.), wurden nach einer halben Stunde die Tornescher stärker. „Da haben wir die Partie langsam in den Griff bekommen“, urteilte Union-Trainer Thorben Reibe, während sich sein Gegenüber bereits nach 38 Minuten zu zwei Wechseln genötigt sah: Für Kömürcü und Bandi, der mehrere lautstarke Anweisungen von der Seitenlinie nicht beachtet hatte, kamen Otman Mechhidan Maachou sowie Takuro Mohara auf den Platz.

Die Schlussphase der ersten Halbzeit sollte es dann noch einmal in sich haben. Zunächst schnupperten die Gäste am Führungstor, als Björn Dohrn eine Freistoßflanke, die Jannik Swennosen hoch von links auf die Strafraumkante gezogen hatte, per Kopf verlängerte zu Nötzelmann, der aus Nahdistanz im überragend reagierenden Alcaraz Paramidani verzweifelte (43.). „Da mache ich Nötzelmann keinen Vorwurf, da hat der Torwart einfach überragend reagiert“, urteilte Reibe. Im Gegenzug traf Joao Nunes Correia Junior für die Heim-Elf, was aber wegen einer Abseitsstellung nicht zählte (44.). Dann zielte Wilms nach einem Doppelpass rechts vorbei (45.), ehe Dohrn in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs nach einer guten Balleroberung links vorbei schoss. So wurden die Seiten torlos gewechselt.

Nach der Pause sollten die Zuschauer dann aber gleich fünf Treffer zu sehen bekommen. Zunächst jubelten dabei die Tornescher und es schien sich Geschichte zu wiederholen, als Dohrn so, wie am 30. August 2019, als er am Kiesbarg den ersten Oberliga-Sieg in der Geschichte des FC Union besiegelt hatte, das 0:1 schoss (51.). Dem Führungstor der Gäste ging ein Diagonalball von Philipp Werning hinter die Süderelber Abwehr voraus, den Morris von Winckelmann dann quer spielte zu Dohrn, der nur 13 Tage nach seiner im Testspiel gegen den Heidgrabener SV (Bezirksliga 1) erlittenen Zerrung überraschend wieder mitwirkte. Noch besser für Reibes Elf kam es, als Tim Moritz nach einem Eckstoß des eingewechselten Jan Eggers zum Kopfball kam, den Swennosen zum 0:2 eindrückte (70.).

Dann stach aber Arlts dritter „Joker“: Daniel Thompson, der nach einer Stunde Fabian Carlsen abgelöst hatte, profitierte dabei davon, dass gleich zwei seiner Mitspieler den Ball mit einer Mischung aus Geschick und Glück mit ihrer Hacke weitergeleitet hatten, und schoss freistehend vor Mohr zum 1:2 ein (74.). Während bei den Torneschern nun „etwas die Kräfte nachließen“, wie Reibe einräumte, wollten die Süderelber mehr – und sie bekamen mehr, als Nico Reinecke in der Folge eines ruhenden Balls zum 2:2 egalisierte (83.).

In der Nachspielzeit wurde es dann hochdramatisch: Obwohl die Union-Kicker nun „eigentlich vornehmlich den Punkt retten wollten“, bot sich ihnen die Riesenchance zur erneuten Führung, als von Winckelmann nach einem Fehlpass der Heim-Elf frei vor Alcaraz Paramidani auftauchte – anstatt selbst zu schießen, aber mit einem Querpass den mitgelaufenen Knottnerus bedienen wollte, was misslang, da ein zurückeilender FCS-Verteidiger dazwischen ging (91.). Im direkten Gegenzug hieß es dann statt 2:3 plötzlich 3:2, als die Gäste eine Ball aus ihrem Strafraum eigentlich geklärt hatten, Arlts vierter „Joker“ Jose Lucas Camacho de Valdoleiros – war nach 77 Minuten für Schubert gekommen – den Ball aber aus 20 Metern halblinker Position in das lange Eck jagte (92.). In den anderthalb Minuten Nachspielzeit, die noch offen waren, schlugen die Tornescher noch einmal einen langen Pass nach vorne, aber eine Chance zum Ausgleich bot sich ihnen nicht mehr.

Während bei Reibe Kater-Stimmung herrschte („Nach einer 2:0-Führung hätten wir mindestens ein Unentschieden mitnehmen müssen“), bejubelten die Kiesbarg-Kicker ihren späten Sieg nach einer starken Aufholjagd frenetisch. Auch vor den Augen von Mert Kepceoglu aus dem Liga-Management des TuS Osdorf, der am Freitag, 27. August die Süderelber empfängt. Die Reise an den Blomkamp ist für die FCS-Kicker deutlich weiter als die in die Nordheide, aber vielleicht ja auch etwas erfolgreicher ...

 Redaktion
Redaktion Artikel