Oberliga 2: Brendel bricht den Bann für den HSV III


Es gibt mehrere Gemeinsamkeiten zwischen Michael Fischer und Christian Rahn. Eine ist, dass einst beide für den FC St. Pauli kickten: Während „Fischi“ in der Saison 1992/1993 für die Kiez-Kicker stürmte, war „Rahner“ von 1994 bis 1998 für die Jugend, anschließend vier Jahre bei den Herren und von 2013 bis 2015 für die U23 der St. Paulianer aktiv. Vielleicht auch deshalb unterhielten sie sich am Freitagabend, nachdem sie sich als Übungsleiter duelliert hatten, angeregt. „Am Anfang haben wir Glück gehabt – da hätte die Partie auch in eine andere Richtung kippen können“, erklärten Rahn und Marcus Rabenhorst als Trainer des Hamburger SV III im Gespräch mit Fischer, dessen SV Rugenbergen sie mit 4:0 geschlagen hatten. „In der Tat haben wir gerade zu Beginn eine gute Leistung und gute Ansätze gezeigt“, fand auch Fischer, dass seine Schützlinge „eigentlich keine Niederlage, und schon gar nicht so eine hohe, verdient gehabt“ hätten.

Auf dem Kunstrasenplatz 6 der Paul-Hauenschild-Anlage sollte Marcell Jansen eigentlich zunächst nur auf der Bank Platz nehmen – weil sich einer seiner Mitspieler beim Warmmachen verletzte, rückte der Ex-Nationalspieler dann aber doch in die Start-Elf. „Leider hat uns der Schiedsrichter darüber vorab nicht informiert“, klagte Fischer, der „sehr überrascht“ war, als er Jansen auf dem Platz sah. Bis zum nächsten Ärger über den Unparteiischen sollte es nicht lange dauern: Als SVR-Akteur Patrick Hoppe den Ball an seinem Gegenspieler vorbei gechipt hatte, foulte ihn dieser so mit seinem Knie, dass er weit über die Seitenauslinie ins Aus stürzte. Dass es Referee Gerhard Ludolph (vom Hoisbütteler SV) dafür bei einer mündlichen Ermahnung beließ, stieß bei Fischer auf Unverständnis: „Ich bin der Letzte, der einen Platzverweis fordern würde – aber eine dunkelgelbe Karte war das auf jeden Fall.“

Eine frühe Verwarnung wäre für die „Rothosen“, die am Freitagabend personell nicht allzu breit aufgestellt waren, eine zusätzliche Hypothek gewesen. Und ein frühes Gäste-Tor wäre aufgrund der Tatsache, dass die HSV-Dritte in ihren vorherigen vier Partien gleich 22 Gegentreffer kassiert hatte, sicher nicht gut für die Psyche ihrer Spieler gewesen. „Da wäre vielleicht der eine oder andere Kopf nach unten gegangen“, sinnierte Fischer. Zwei gute Chancen, in Führung zu gehen, besaßen die Bönningstedter. Nach einem Schnittstellenpass lief Hoppe aus 40 Metern frei auf das HSV-Gehäuse zu, hatte dabei aber vermutlich zu viel Zeit, nachzudenken – und entschied sich für die falsche Variante. Seinen Chip-Ball, den Fischer als „überheblich“ einstufte, fing Keeper Jonas Marschner jedenfalls (7. Minute).

In der 26. Minute wurde Kilian Utcke im HSV-Strafraum gefoult und trat mit dem Selbstvertrauen, beim vorherigen 4:0-Sieg gegen den TuS Osdorf einen Doppelpack geschnürt zu haben, selbst zum Elfmeter an – mit dem er dann aber „so viel hoch zielte, dass der Ball gerade noch unter dem Ende des Fangzauns landete“, wie Fischer es ausdrückte. Fünf Zeigerumdrehungen später gab es auch für die Heim-Elf einen Elfmeter, was laut Fischer „eine absolute Fehlentscheidung“ war. SVR-Akteur Leon Neumann misslang zunächst im eigenen Strafraum ein Befreiungsschlag; als er den Ball beim zweiten Mal nach vorne schlug, hatte auch HSV-Akteur Michele Morrone versucht, das Spielgerät zu erreichen. Mit seinem Fuß traf er aber nur die Sohle von Neumanns Fuß, ging zu Boden und bekam dafür einen Strafstoß zugesprochen. „Keiner der HSV-Spieler wusste, wie es zu dieser Entscheidung kam“, haderte Fischer. Manuel Brendel war es egal: Der 22-Jährige verwandelte zum 1:0. Kurz vor der Pause kam es noch besser für die Hausherren, als erneut Brendel, dem Fischer „eine überragende Leistung“ attestierte, auf 2:0 erhöhte (44.).

„Das war für uns ein bitteres Ende einer eigentlich gut geführten ersten Halbzeit“, so Fischer, dessen Schützlinge aber mit neuem Mut aus der Kabine kamen. Dann leisteten sie sich aber einen folgenschweren Rückpass auf ihren Keeper Patrick Hartmann, der in den vergangenen Wochen laut Fischer „richtig stark hielt“, nun aber die Idee hatte, den heranpreschenden Sepehr Nikroo auszuspielen. Dies misslang ihm: Der HSV-Angreifer schnappte sich die Kugel und bugsierte sie zum 3:0 über die Linie (52.). In der Folge duellierten sich die beiden Mannschaften mit offenem Visier: Neumann, der über die Flügel viel Druck machte, Leon Rohde, der fünf Tage zuvor in der Kreisliga für die SVR-Reserve noch einen Fünferpack geschnürt hatte, und der eingewechselte Edouard Mesenholl hatten bei aussichtsreichen Gäste-Chancen aber kein Zielwasser getrunken. Da die Heim-Elf ihrerseits einige vielversprechende Konter-Gelegenheiten ungenutzt verstreichen ließ, kam Fischer zu dem Schluss: „Es wäre auch ein 5:4 oder ein 4:6 als Ergebnis möglich gewesen.“

Das tatsächliche Endresultat lautete 4:0 und dafür verantwortlich zeichnete wieder einmal Brendel, der nach einem Eckstoß einköpfte (71.). Nun drückt Fischer als bekennender Anhänger seines Ex-Klubs FC St. Pauli der HSV-Dritten die Daumen, dass sie noch die Qualifikation für die Aufstiegsrunde schafft. Denn sein Team würde bei einem eigenen Gang in die Abstiegsrunde nur einen Punkt (vom 1:1-Unentschieden aus dem Hinspiel) mitnehmen, wenn es die „Rothosen“ ebenfalls dorthin verschlagen sollte.

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