Lotto-Pokal: Der HSC haut Union Tornesch raus

Der Schien trügt: Den Torneschern um Christian Kulicke (oben) gelang es nicht, die Hürde Harburger SC, hier in Person von Emanuel Dennis Rossa, zu überspringen.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Um eine Sensation reicher ist seit Freitag, 20.50 Uhr, der Hamburger Pokalwettbewerb. Dem Harburger SC (Tabellen-Dritter der Bezirksliga 5) gelang nämlich das Kunststück, den FC Union Tornesch, der zwei Etagen höher in der Oberliga 2 um Punkte kämpft, im Viertrunden-Duell des Lotto-Pokals mit 2:1 zu bezwingen. „Und das am Ende nicht unverdient“, wie Union-Trainer Thorben Reibe zugab: „Wir hatten zwar mehr vom Spiel – aber die Harburger haben um jeden Ball gekämpft, ihre Chancen eiskalt genutzt und genauso agiert, wie es der Außenseiter im Pokal tun muss.“

Nicht auf dem Rasenplatz am Rabenstein, der eigentlichen Heimat der HSC-Kicker, sondern rund einen Kilometer weiter nördlich auf dem Kunstrasenplatz an der Baererstraße, der vom Flutlicht nur spärlich erleuchtet wurde, rollte ab 19 Uhr der Ball. Natürlich waren die Gäste tonangebend, aber die Hausherren verschoben sich immer wieder gut und verteidigten mit hohem Einsatz. „Dagegen hätten wir schneller und vor allem mit mehr Seitenverlagerungen spielen müssen“, stellte Reibe fest. Immer dann, wenn die Gäste den Ball zügig zirkulieren ließen, wurde es auch gefährlich: Fabian Knottnerus setzte den Ball aber frei vor HSC-Keeper Koray Candan klar über die Latte (18. Minute), zwei Fernschüsse von Jan Eggers gingen knapp rechts vorbei (17./34.) und Chris Heuermann lenkte eine Rechtsflanke von Patrice Meyer knapp am kurzen Pfosten vorbei (30.). Dann zeigte Candan seine Klasse, als er einen Flachschuss, den Heuermann von halbrechts aus ansatzlos abgegeben hatte, stark parierte (35.).

So ging es beim Stand von 0:0 und ohne, dass Union-Keeper Knut Ole Mohr vom Außenseiter einer einzigen Prüfung unterzogen worden wäre, in die Pause. Dies sollte sich nach dem Seitenwechsel ändern. Nachdem HSC-Coach Alexander Reckewell seine Schützlinge in der Pause noch einmal inständig um „noch mehr Konzentration, vor allem bei Einwürfen“ gebeten hatte, gingen sie in der 67. Minute in Führung. Dabei klärte Gäste-Verteidiger Jari Maack zunächst einen Ball, ehe er die Orientierung verlor und das Spielgerät suchte. Dieses schnappte sich stattdessen ein Harburger und schlug es hinter die Union-Abwehr, wo ein Harburger im Abseits stand. „Daraufhin haben wir aufgehört, zu spielen“, haderte Reibe. Dies nutzte ein anderer HSC-Spieler, der nicht aus dem Abseits kam, um einzulaufen und mit einem Querpass Motiejus Zibuda zu bedienen, der zum 1:0 traf.

Daraufhin intensivierte der Fünftligist seine Angriffsbemühungen. Nachdem erneut Knottnerus sowie der eingewechselte Björn Dohrn mehrere gute Gelegenheiten vergeben hatten, fand Lennart Dora im Zusammenspiel zweier weiterer „Joker“ mit einem Pass in die Tiefe Morris von Winckelmann, der frei vor Candan am Schlussmann vorbeiging und zum verdienten 1:1 einschob (79.). Der Favorit schien seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und sich zumindest ins Elfmeterschießen zu retten, wobei er bemüht war, die Entscheidung schon in der regulären Spielzeit herbeizuführen.

Doch in der 87. Minute spielte die Heim-Elf einen langen Pass, bei dem ein Harburger frei vor Mohr aufgetaucht wäre, woraufhin Union-Kapitän Jan-Philipp Zimmermann per Grätsche die „Notbremse“ zog und „zu Recht“, wie Reibe einräumte, die Rote Karte sah. Den ebenfalls von Schiedsrichte Dehar Kasami (Rot-Weiß Wilhelmsburg) verhängten Freistoß verwandelte der eingewechselte Harburger Stephen Agyemang Osei über die Tornescher Abwehrmauer hinweg zum 2:1 (87.). Mohr hatte schon am vergangenen Sonntag beim 3:2-Sieg gegen den FC Süderelbe kurz vor Ultimo einen Freistoß-Gegentreffer hinnehmen müssen.

In Unterzahl rannten die Gäste verzweifelt an und schnupperten in der Nachspielzeit tatsächlich noch am Ausgleich, doch einen Dohrn-Kopfball klärten die Hausherren auf der Torlinie und auch im folgenden Getümmel gelang es keinem Union-Akteur, den Ball über die Linie zu bugsieren (93.). 

„Wir haben eine große Chance vertan, das Achtelfinale zu erreichen“, haderte Reibe, dessen Elf in der ersten Runde vom Nichtantritt des TSV Heist (B-Kreisklasse 1) profitiert, in Runde zwei beim SV Friedrichsgabe (A-Kreisklasse 9) mit 3:0 triumphiert und in der dritten Runde ein Freilos gehabt hatten. „So leicht, so weit zu kommen, ist es nicht oft“, hadere Reibe, der den HSC-Kickern aber auch „eine gute Leistung“ attestierte und abschließend betonte: „Wir konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf den Kampf um den Klassenerhalt in der Oberliga.“

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