Lotto-Pokal: Fatihspor siegt, aber FCE im Achtelfinale

Große Geste; Habib Zagre (Fatihspor, links) tröstet Sven Schulz, nachdem er gegen den Torwart des FC Elmshorn den Elfmeter zum 7:5, dem sportlichen Endstand, verwandelt hat.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Neben körperlicher Größe zeigte Habib Zagre am Dienstagabend auch menschliche Größe. Nachdem er für Fatihspor (Bezirksliga 3) den letzten, entscheidenden Elfmeter zum 7:5-Sieg nach Elfmeterschießen im Lotto-Pokal-Viertrunden-Wiederholungsspiel gegen den FC Elmshorn (Bezirksliga 1) verwandelt hatte, tröstete er erst mit netten Worten und einer Umarmung den geschlagenen FCE-Keeper Sven Schulz, ehe er von seinen neuen Mitspielern von Fatihspor bejubelt wurde. In den kommenden Tagen wird es vermutlich Zagre selbst sein, der Trost benötigt – denn wegen seines Mitwirkens wird der Hamburger Fußball-Verband die Partie in einen 3:0-Sieg für die Elmshorner umwerten.

Der Grund dafür: Zagre war im August 2021 bereits für seinen damaligen Klub Inter 2000 (Bezirksliga 3) sowohl in der ersten Runde des Lotto-Pokals beim Kreisligisten Bahrenfelder SV 19 (Abbruch beim Stand von 1:0 für Inter, Wertung mit 3:0) als auch im Zweitrunden-Spiel (1:3 gegen den Harburger SC) am Ball gewesen. Deshalb hätten die Fatihspor-Verantwortlichen ihren Winter-Neuzugang nicht einsetzen dürfen, denn in den Durchführungsbestimmungen des HFV heißt es unter Punkt 4.0, in dem die „Festspielregelung für Pokalwettbewerbe“ geregelt wird, wörtlich: „Jede*r Spieler*in darf in einem Spieljahr nur für einen Verein in einer Mannschaft an Pokalwettbewerben des HFV teilnehmen.“

Die Verantwortlichen des FCE, dessen Präsident Michael Homburg beim Studium der Aufstellung des Gegners über Zagres Mitwirken gestolpert war, werden Protest gegen die Wertung der Partie einlegen, die sodann vom HFV in einen 3:0-Erfolg für die Gäste umgewertet werden muss. „Ich halte diesen Protest insofern für Legitim, als dass Zagre aufgrund seiner höherklassigen Erfahrung der Dreh- und Angelpunkt im Spiel unseres Gegners war“, erklärte FCE-Team-Manager Uwe Wölm mit Blick darauf, dass Zagre schon zahleiche Landesliga-Einsätze und sogar 26 Oberliga-Partien (zwei Tore) absolvierte. Im Achtelfinale empfangen die Elmshorner, die in der Saison 2012/2013 erst im Pokal-Endspiel gestoppt worden waren (1:2 nach Verlängerung gegen den SC Victoria Hamburg), Inter Eidelstedt (Schlusslicht Landesliga 1).

Zum Sportlichen: Im Vergleich zum ersten Duell der beiden Teams, das am 7. November 2021 beim Stand von 1:2 aus Fatihspor-Sicht abgebrochen werden musste, weil starker Regen den Grandplatz an der Wendenstraße unbespielbar gemacht hatte, war fast alles anders. Neben dem Spielort – der HFV-Spielausschuss hatte den Kunstrasen an der Mümmelmannsberger Kandinskyallee als Austragungsort verfügt – gab es in beiden Mannschaften zahlreiche neue Gesichter. Bei den Elmshornern, die in der Winterpause einen argen personellen Aderlass kompensieren mussten, waren mit Dennis Altergott, dem Doppeltorschützen von vor 93 Tagen, sowie Mert Acar und Ayham Kado lediglich drei Spieler dabei, die schon beim ersten Kräftemessen das FCE-Trikot getragen waren.

Die Hausherren erwischten den besseren Beginn. Als die Gäste noch dabei waren, sich zu sortieren, zog ein Fatihspor-Spieler, der nicht namentlich im DFB-Net geführt wird, aus 30 Metern ab. Gäste-Keeper Sven Schulz ging zu Boden, ließ den Ball dann aber über seinen Körper hinweg ins Netz springen. „Da sah Schulz nicht gut aus“, befand der neue FCE-Liga-Coach Kadir Kilic, der seinem Schlussmann aber „ausdrücklich keinen Vorwurf machte“, da ihm „ebenso wie vielen anderen unserer Jungs die Spielpraxis fehlt“. Dies galt auch für Kilic, der aufgrund der Tatsache, dass viele seiner Schützlinge berufsbedingt verhindert waren, selbst mitspielen musste. „Meine letzte Partie liegt fast 16 Monate zurück“, erinnerte sich der 33-Jährige noch an den 25. Oktober 2020, als er mit der FCE-Reserve in der B-Kreisklasse beim TSV Heist mit 2:9 verloren hatte.

Sollte es nun erneut eine hohe Niederlage geben? Nachdem Schulz einen Schuss von Ekber Atik soeben noch über die Latte lenken konnte (29.), stellte der eingangs erwähnte Zagre auf 2:0, nachdem er selbst von Acar im Gäste-Strafraum gefoult worden war. Am Elfmeterpfiff des souveränen Schiedsrichters Mathias Klare (SV Billstedt-Horn) gab es nichts zu deuteln. Die 2:0-Führung für Fatihspor zur Pause war verdient, doch die Elmshorner kamen mit neuem Mut aus der Pause: „Wir haben uns in der Kabine vorgenommen, mehr den Weg nach vorne zu suchen – ein Pokalspiel ist schließlich ein alles-oder-nichts-Duell“, erklärte Kilic seine Vorgaben. Gesagt, getan: Alan Kado, der als gelernter Keeper bei den Krückaustädtern vorne links im Feld spielte, fand mit einem langen Pass Fisnik Kelmendi, der am herausstürzenden Fatihspor-Torwart Serkan Ermis vorbei zum 2:1 verkürzte (48.).

In der Folge entwickelte sich ein offenes Duell mit Chancen auf beiden Seiten. Zagre, der vorne immer wieder die Bälle auch gegen zwei oder drei Elmshorner behauptete, scheiterte nach einem schönen Alleingang an Schulz (55.). Auf der Gegenseite verpasste Altergott den Ausgleich, weil er den Ball von der Strafraumkante aus nicht richtig traf (62.). Den nächsten Torschuss von Zagre klärte Acar per Grätsche auf Kosten eines Eckstoßes (70.). Weil Zagre einen Kopfball freistehend mittig genau auf Schulz setzte (83.), verpasste es die Heim-Elf, den Sack vorzeitig zuzumachen. So kamen in der Schlussphase die Gäste noch einmal auf. In der vierten und letzten der angezeigten Nachspielzeit-Minuten schlug Schulz einen Freistoß links von der Mittellinie hoch in den Fatihspor-Strafraum, wo Altergott tatsächlich noch zum 2:2 einschießen konnte.

So folgte das Elfmeterschießen, das wie folgt ablief:

1:0 Fatihspors Spieler mit der Trikotnummer drei trifft flach rechts, Schulz springt in die falsche Ecke.

1:1 Petrit Kelmendi (FCE) trifft flach rechts, Serkan Ermis springt in die falsche Ecke.

2:1 Moaaz Alhalaky (Winter-Neuzugang Fatihspor, kam vom VfL Pinneberg/Landesliga 1) trifft links halbhoch, Schulz bleibt stehen.

2:2 Baris Öztürk (FCE) trifft rechts halbhoch; Serkan Ermis springt in die richtige Ecke, erreicht den Ball aber nicht.

3:2 Serhat Büyükhan (Fatihspor) trifft flach links, Schulz springt in die falsche Ecke

3:3 Ümit Poyaz (FCE) trifft flach rechts, Serkan Ermis springt in die falsche Ecke

4:3 John Hilpert (Fatihspor) trifft flach links, Schulz springt in die falsche Ecke.

Altergott (FCE) jagt den Ball links an die Unterkante der Latte, von wo aus er nach vorne ins Feld zurückprallt; Serkan Ermis springt in die richtige Ecke.

5:3 Zagre (Fatihspor) trifft flach links, Schulz springt in die falsche Ecke. Damit ist das Elfmeterschießen entschieden und der fünfte FCE-Schütze muss nicht mehr antreten.

(Johannes Speckner)

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