Regionalliga: Remis in aufregendem Landes-Derby


Am 27. November 2010 hatte der VfB Lübeck das Hinrunden-Spiel dieser Regionalliga-Saison gegen die KSV Holstein Kiel an der heimischen Lohmühle mit 2:0 gewonnen. Ein knappes halbes Jahr später stand am Sonnabend im Holstein-Stadion das „Rückspiel“ an. Schon vor dem vorletzten Regionalliga-Spieltag war klar, dass der auf Rang drei liegende VfB die Saison im Klassement vor den auf Platz sechs stehenden Kielern beenden wird. Denn obwohl die „Störche“ vor dem Landes-Derby vier Siege in Folge gefeiert hatten, lagen sie noch immer 14 (!) Punkte hinter Lübeck – ein Rückstand, der in nur noch zwei Partien natürlich nicht mehr aufzuholen war. Dennoch wollten die Holstein-Akteure im letzten Saison-Spiel vor heimischem Publikum natürlich unbedingt einen den so ungeliebten Landes-Rivalen erringen ...

Dementsprechend legten die Hausherren im 117. Landes-Derby dann auch los wie die Feuerwehr: Schon nach 200 Sekunden sorgte Jaroslav Lindner, nicht verwandt oder verschwägert mit dem früheren VfB-Spieler Romano Lindner (kickt mittlerweile beim FC Sylt), für das 1:0. Nach einer Rechtsflanke von Sofien Chahed hatte sich Lindner von den Lübecker Verteidigern gelöst und drückte den Ball mit etwas Glück (ein runder Bewegungsablauf war es jedenfalls nicht) aus Nahdistanz über die Linie (3.). Nur zwei Minuten später tauchte VfB-Stürmer Stefan Richter frei vor Holstein-Keeper Michael Frech auf, konnte den Ex-Lübecker aber nicht überwinden. In der 17. Minute lag im gut gefüllten Holstein-Stadion erneut das 1:1 in der Luft, doch Kiels Steve Müller blockte einen mächtigen Schuss von Marcel Gebers ab. Nach dem folgenden Eckstoß scheiterte der Lübecker Kevin Kluk nur knapp. Kurz vor der Pause legten die „Störche“ dann das zweite Tor nach. Die VfB-Abwehr war ein einziges Mal unkonzentriert, als Marc Heider einen Pass in den leeren Raum einen Tick vor seinem Lübecker Kontrahenten erahnte, loslief und zum 2:0 vollstreckte. Nach dem Seitenwechsel gaben zunächst weiter die Kieler den Ton an, ohne allerdings entschlossen aufs dritte Tor zu drängen. Einen Lübecker Schuss blockte Marco Steil ab (55.), dann verpassten die Holstein-Stürmer nur knapp eine scharfe Rechtsflanke des agilen Chahed (59.).

Nach einer Stunde übernahmen dann plötzlich die Gäste mehr und mehr das Kommando. Zunächst hatte Tim Siedschlag, der nach fünf Jahren bei Holstein Kiel erst im Sommer 2010 an die Lohmühle gewechselt war, Pech, als sein 20-Meter-Schuss knapp am Tor vorbei flog (63.). Zwei Minuten zielte Siedschlag noch besser und zirkelte einen 28-Meter-Freistoß direkt unter die Latte – ein Traumtor des 23-Jährigen an alter Wirkungsstätte! Die Grün-Weißen wollten nun mehr, und sie bekamen auch schnell mehr. Gerade einmal vier Minuten nach dem Anschlusstreffer marschierte Ermir Zekiri, der erst kurz zuvor eingewechselt worden war, über das halbe Spielfeld, setzte sich energisch auf der linken Außenbahn durch und jagte den Ball zum 2:2 ins lange Eck. In nur vier Minuten hatte die Elf von VfB-Coach Peter Schubert einen Zwei-Tore-Rückstand ausgeglichen, und in der 70. Minute hätte sie das Geschehen um ein Haar sogar komplett zu ihren Gunsten gedreht: VfB-Verteidiger Dennis Wehrendt hätte sein Team nach einem Eckstoß in Führung bringen können, ein Kieler konnte den Ball aber abblocken (80.). Allerdings hatten nun auch die Hausherren wieder einige gelungene Offensivaktionen: So köpfte „Joker“ Tim Wulff ebenfalls nach einem Eckstoß nur knapp über die Latte (77.) und nach einem weiteren Eckstoß flog Karsten Fischer in aussichtsreicher Position nur hauchdünn am Ball vorbei (83.).

Richtig dramatisch wurde es dann noch einmal in der 89. Minute: Zunächst lag das dritte VfB-Tor in der Luft, doch ein Schlenzer von Domagoj Duspara flog knapp am Winkel vorbei. Im direkten Gegenzug wäre Wulff nach gutem Zuspiel von Heider fast alleine aufs Gäste-Gehäuse zugelaufen, stand aber nach Ansicht des Schiedsrichter-Assistenten im Abseits – eine strittige Entscheidung. Wenig später ertönte der Abpfiff und es blieb beim 2:2. Holstein-Trainer Thorsten Gutzeit ärgerte sich: „Wir haben es leider in der zweiten Halbzeit nicht geschafft, den VfB auf Distanz zu halten, und dann haben die Lübecker eben unsere Fehler bestraft. Einige haben vielleicht auch gedacht, dass wir die 2:0-Führung schon irgendwie nachhause schaukeln würden – und dann haben wir die Führung vielleicht auch zu sehr verwaltet!“ Dann sprach der „Ur-Kieler“ Gutzeit, man höre und staune, dem Landes-Rivalen noch ein dickes Lob aus: „Der VfB hat wieder einmal gezeigt, dass er eine charakterstarke Mannschaft besitzt!“ Nun könnte für die Kieler noch gelten: „Aller guten Dinge sind drei!“ Denn am Freitag, 3. Juni, kommt es an der Lohmühle zum dritten Aufeinandertreffen in dieser Saison zwischen dem VfB Lübeck und der KSV Holstein Kiel, wenn turnusmäßig an der Lohmühle das SHFV-Pokal-Finale ausgetragen wird. Der Sieger dieses 118. Landes-Derbys kann sich nicht nur „Pokalsieger von Schleswig-Holstein“ nennen, sondern qualifiziert sich zusätzlich noch für die Erste Hauptrunde des DFB-Vereinspokals der kommenden Saison.

(JSp)

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