
Momentan ist der Fußball-Wettskandal in aller Munde. Spiele in mehreren Ländern Europas stehen unter dem Verdacht, manipuliert worden zu sein. Als erster Deutscher Verein hat der West-Regionalligist SC Verl aus diesem Grund mit Kapitän Patrick Neumann (28) und Mittelfeldmann Tim Hagedorn (24) zwei Spieler vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert, weil sie am Ende der vergangenen Saison an zwei Manipulationsversuchen beteiligt gewesen sein könnten.
Nun fragen sich die Fußball-Anhänger in Norddeutschland, ob es auch in der Regionalliga Nord, in der momentan der VfB Lübeck, Hamburger SV II und FC St. Pauli II kicken, und der in der vergangenen Saison auch noch die KSV Holstein Kiel und Altona 93 angehörten, Spiel-Manipulationen gab. Fakt ist: In der vergangenen Woche soll eine bisher unbekannte Person versucht haben, den Ausgang der Partie des 15. Spieltages der Regionalliga Nord zwischen dem Neuling Goslarer SC 08 und dem SV Wilhelmshaven 92 zu manipulieren! Die besagte Person, die vermutlich aus Bremen stammt, versuchte am vergangenen Mittwoch, den GSC-Keeper Lars Möhlenbrock (22), der in den vorherigen drei Partien jeweils das Tor gehütet hatte, sowie den Goslarer Verteidiger Alexander Scheinpflug (23) zu bestechen, und soll ihnen dafür 1.500 Euro geboten haben.
Torwart Möhlenbrock meldete den Bestechungsversuch jedoch sofort seinem Coach Goran Barjaktarevic, der wiederum die Polizei sowie den Wilhelmshavener Manager Ivica Josic und Regionalliga-Staffelleiter Wilfried Riemer informierte. Riemer unterrichtete auch den Deutschen Fußball-Bund. Daraufhin sprach Wilfried Bugar, Rechtsanwalt aus Burg bei Magdeburg und Mitglied im DFB-Kontrollausschuss, am Sonnabend lange mit Möhlenbrock, Scheinpflug und Barjaktarevic. Das Goslarer Spiel gegen Wilhelmshaven endete in Braunschweig übrigens mit einem 2:2-Unentschieden: Martin Habben (21.) und GSC-Verteidiger Michél Kniat mit einem Eigentor (74.) bezwangen Möhlenbrock, Gregor Podolczak (32.) und Tezcan Karabulut (92.), der wie Kniat erst in der vergangenen Woche verpflichtet worden war, trafen für Goslar.
Während die Polizei Goslar mit ihren Ermittlungen offenbar voran kommt und mittlerweile die zuständige Staatsanwaltschaft Braunschweig einschaltete, gab der SV Wilhelmshaven 92 noch folgende offizielle Pressemitteilung heraus:
„Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat den SV Wilhelmshaven über den Versuch einer dritten Person informiert, die Partie beim Goslarer SC durch Bestechung des Goslarer Torhüters sowie eines weiteren Feldspielers zu manipulieren. In beiderseitigem Einvernehmen sollte diese Angelegenheit zunächst vertraulich behandelt werden. Der SV Wilhelmshaven hat in enger Zusammenarbeit mit dem DFB seinerseits Ermittlungen durchgeführt und die eigene Mannschaft zu der Angelegenheit befragt. Diese ergaben keinerlei Verdachtsmomente. Der SV Wilhelmshaven distanziert sich von jeglichen Manipulationen und wird auch weiterhin alles daran setzen, in Zusammenarbeit mit dem Verband solche Versuche zu unterbinden und den jetzt aufgetretenen Vorfall lückenlos aufzudecken.“
(JSp)