
Der BSV Kickers Emden hat am Dienstag bekannt gegeben, dass er seinen Antrag auf Erteilung einer Lizenz für die kommende Saison in der Dritten Liga beim Deutschen Fußball-Bund zurückgezogen hat. Damit kam der ostfriesische Klub wohl einer Lizenzverweigerung durch den DFB, der im Emder Embdena-Stadion zuletzt schon nur mit einer Ausnahmeregelung Drittliga-Fußball erlaubt hatte, zuvor.
In einer Presse-Erklärung des BSV Kickers hieß es:
„Nach intensiven Abstimmungen mit dem Aufsichtsrat hat sich das Präsidium des BSV Kickers Emden e. V. heute schweren Herzens entschlossen, den Antrag auf Erteilung einer Lizenz für die Dritte Liga zurückzuziehen.
Die gleichzeitige Finanzierung eines Stadionneubaus in Emden und die Unterhaltung einer drittliga-tauglichen Fußballmannschaft hat sich in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation als unmöglich erwiesen.
Daneben hätte wegen der baulichen Mängel des Embdena-Stadions die Gefahr bestanden, dass Drittliga-Heimspiele in der kommenden Saison komplett in einem Ausweichstadion hätten stattfinden müssen.
Vor diesem Hintergrund hat der Verein die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gesetzten Bedingungen für die Lizenzerteilung unerfüllt gelassen.
Um der sicheren Zurückweisung des Lizenzantrages im Zulassungsbeschwerdeausschuss zuvorzukommen, blieb letztlich nur die Rücknahme des Antrages. Das Präsidium sieht damit den Erfolg der Arbeit im letzten Jahrzehnt zunichte gemacht.
Die jetzt anstehenden Entscheidungen über die sportliche Zukunft des Vereins werden in den nächsten Tagen getroffen. Bis dahin sind keine weiteren Verlautbarungen der Presse gegenüber vorgesehen.“
Fakt ist: Kickers-Präsident Engelbert Schmidt, der den Klub in den letzten Jahren finanziell unterstützte, hatte zuletzt erklärt, dass es bei einem Rückzug aus der Dritten Liga „sehr schwer“ werden würde, für die Regionalliga, wo es mit 90.000 Euro rund 700.000 Euro weniger aus dem Fernsehgeld-Topf gibt als in der Dritten Liga, zu melden. Also muss man davon ausgehen, dass die Emder, die zuletzt Rang-Sechster der Dritten Liga geworden waren, in der nächsten Spielzeit nur noch in der fünfthöchsten Spielklasse, der Oberliga Niedersachsen-West, kicken werden. Dort würden sie in der Saison 2009/2010, in der es um die Qualifikation für die neue, eingleisige Oberliga Niedersachsen geht, unter anderem auf die ehemaligen Zweitligisten SV Meppen und VfB Oldenburg treffen.
Diskussionen hatte es zuletzt immer wieder um den Bau eines neuen Stadions gegeben. Rund neun Millionen Euro sollte der Neubau einer „Ostfriesland-Arena“ kosten, eine Landesbürgschaft galt bereits als perfekt: Das Land Niedersachsen hatte in Aussicht gestellt, 60 (!) Prozent der Kosten zu übernehmen, nachdem sich Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sehr für die Belange der Kickers eingesetzt hatte. Die Stadt Emden hatte ebenfalls einen saftigen Zuschuss bewilligt, so dass der BSV Kickers selbst wohl „nur“ noch rund 15 Prozent der Kosten selbst hätte tragen müssen. Doch die Kickers-Verantwortlichen fanden in der Stadt, die rund 50.000 Einwohner zählt, und dem strukturschwachen Umland keine Geldgeber für die noch fehlende Summe.
Vom Emder Rückzug sind auch drei im hohen Norden gut bekannte Akteure: Torhüter Tobias Duffner (2004/2005 bei der KSV Holstein Kiel, 2006/2007 beim VfR Neumünster), die Defensivkräfte Jan-André Sievers (2005 bis 2007 beim Hamburger SV II, Januar bis Juni 2008 VfB Lübeck) und Jasmin Spahic (1998 bis 2001 HSV-Jugend). Kickers-Torjäger Enrico Neitzel (32), der von 1999 bis 2003 beim FC Schönberg 95 und von 2005 bis 2007 an der Lübecker Lohmühle kickte, hatte bereits im Mai 2009 einen ab dem 1. Juli gültigen Vertrag beim Zweitligisten FC Hansa Rostock unterschrieben. Die meisten anderen Profis werden Emden nun wohl ebenfalls verlassen; und wer neuer Kickers-Coach wird, ist ebenfalls noch fraglich. (JSp)