Bezirksliga Süd: Gudzjevic schließt Rückkehr aus


Wie SportNord bereits berichtete, zog sich der SV Sarajevo in der vergangenen Woche vom Spielbetrieb der Bezirksliga Süd zurück, nachdem er sich durch eine Entscheidung des Sportgerichtes des Hamburger Fußball-Verbandes wiederholt massiv benachteiligt fühlte (siehe unten stehenden Link). Nun sprach SportNord mit dem langjährigen SVS-Coach Refik Gudzjevic ...


SportNord: Bereuen Sie den Rückzug mittlerweile, oder sagen Sie immer noch, dass es die richtige Entscheidung war?
Refik Gudzjevic: „Es war, nach dem der HFV uns so behandelt hat, leider die einzige Möglichkeit. Selbst mein siebenjähriger Sohn hat mich gefragt, wie wir bestraft werden konnten, obwohl wir in der Partie bei Camlica Genclik nichts Strafbares getan haben ... Kinder wissen, dass so etwas nicht richtig ist – der Verband weiß es leider nicht.“

SportNord: Der HFV begründete das Sportgerichts-Urteil auf Nachfrage von SportNord damit, dass der Sarajevo-Kapitän den Schiedsrichter gebeten habe, die Partie abzubrechen ...
Gudzjevic: „Das stimmt überhaupt nicht, und das kann ich auch mit absoluter Gewissheit sagen, weil ich doch dabei war. Ich wäre nur zu gerne zusammen mit dem Schiedsrichter-Gespann vor Gericht gewesen, um zu hören, was sie dort sagen ... Fakt ist: Drei Camlica-Spieler haben eine Massenschlägerei und Panik auf dem Platz ausgelöst. Ich habe meine Jungs im Mittelkreis zusammengerufen, wo wir die Geschehnisse nur beobachtet haben. Nach fünf Minuten kam dann der Schiedsrichter zu uns und sagte: ‚Das Spiel ist abgebrochen, bitte geht in die Kabine’ Nachdem wir uns geduscht hatten und unsere Kabine verließen, war die Schlägerei übrigens immer noch im Gange!“

SportNord: Warum sind Sie denn nicht zur Verhandlung beim HFV-Sportgericht erschienen?
Gudzjevic: „Wir haben keinen Brief bekommen, in dem uns der Verhandlungstermin mitgeteilt hätte werden können. Die Frau unseres Präsidenten Sefcet Hajrovic hat rein zufällig beim HFV angerufen, weil sie eine Frage hatte – nur dadurch haben wir von dem Skandal-Urteil erfahren!“

SportNord: Wird Ihnen der Fußball fehlen?
Gudzjevic: „Natürlich wird der Fußball mir und der ganzen Mannschaft sehr fehlen. Ich war zehn Jahre lang bei Sarajevo, deshalb bin ich jetzt auch sehr, sehr traurig, dass alles vorbei ist.“

SportNord: Wird sich die Mannschaft noch regelmäßig zu Trainingseinheiten treffen?
Gudzjevic: „Nein, wir machen kein Training mehr. Aber privat wird es sicherlich mal das eine oder andere Treffen geben, denn die meisten unserer Spieler sind seit fünf Jahren im Verein gewesen und werden nun sicherlich Freunde bleiben.“

SportNord: Werden Sie früher oder später das Traineramt bei einem anderen Verein übernehmen?
Gudzjevic: „Nein, ganz sicher nicht! Ich wohne in Stelle, hatte schon Angebote vom TSV Stelle und VfL Maschen – aber die habe ich abgelehnt. Für mich gab es nur Sarajevo ...“

SportNord: ... sahen die Spieler das ähnlich, oder werden sie nun zu anderen Klubs wechseln?
Gudzjevic: „Ich könnte mir von ein, zwei Spielern vorstellen, dass sie sich einem anderen Verein anschließen, was ja auch legitim ist. Aber alle anderen Akteure werden ihre Karriere nun wohl beenden, denn sie haben auf dem Sportplatz schon alles miterlebt.“

SportNord: Wäre es möglich, dass Sarajevo in der kommenden Saison wieder am Spielbetrieb teilnimmt?
Gudzjevic: „Nein, das ist definitiv unvorstellbar, das kann ich tausendprozentig ausschließen! Glauben Sie mir: Der Rückzug ist uns allen sehr schwer gefallen, wir sind sehr traurig und telefonieren momentan deswegen auch ständig miteinander ... Aber mit dem HFV wollen wir nichts mehr zu tun haben!“

SportNord: Wäre eine Neuanmeldung beim Niedersächsischen Fußball-Verband vorstellbar?
Gudzjevic: „Ich wohne in Niedersachsen, und das wäre natürlich einerseits eine Möglichkeit ... Aber wir haben keine Lust, in der Kreisklasse ganz unten neu anzufangen – und das müssten wir ja, wenn wir uns beim NFV neu anmelden würden. Also wird es auch dazu nicht kommen ... Unsere Zeit auf dem Fußball-Platz ist leider vorbei, der HFV soll seine mafia-artigen Machenschaften und Geschäfte mit dem Harburger Türksport gerne weiter machen – aber ohne uns!“


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