Kreisliga 4: Alles auf null in Rothenburgsort


Seit Ende August lenkt Yusuf Senay die sportlichen Geschicke beim FC Kickers Hamburg in Rothenburgsort. Nach einem Monat konnte der 38-jährige einen ersten Eindruck von seinem neuen sportlichen Arbeitsplatz gewinnen. Nachdem unter der Leitung des ehemaligen Kickers-Präsidenten John Kwesi Assiaw viele Rechnungen unbezahlt blieben, setzen die Verantwortlichen des FC Kickers nun alles daran, um auch künftig unter geregelten Bedingungen am sportlichen Betrieb des HFV teilnehmen zu können. „Am letzten Donnerstag sind bei mir endlich die Vereinsunterlagen angekommen“, sagt FCK-Coach Senay. Doch nach einem ersten prüfenden Blick in die Unterlagen stellte der diplomierte Sportökonom nüchtern fest: „Die Bücher sehen katastrophal aus.“

Daher geht man den Neuanfang beim FCK recht pragmatisch an. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wird dazu am ersten Oktober der neue Vorstand gewählt werden. Dabei soll auch der Neucoach in Zukunft mehr Einfluss auf die Geschicke des Vereins bekommen. „Man hat mich dazu überredet, neben meiner Tätigkeit als Trainer, auch das Amt des ersten Vorsitzenden zu übernehmen. Aus diesem Grund habe ich bereits jetzt eine Zuständigkeitsliste für alle im Verein tätigen Personen erstellt. Wenn ich diesen Posten übernehme, dann nur unter der Bedingung, dass man mich in Ruhe arbeiten lässt und mir niemand ständig reinredet“, sagt Senay bestimmt. Auch die oft zitierten Spielergehälter sind dem 38-jähirgen ein Dorn im Auge: „Ich kann schon jetzt versprechen, dass wir bis zu einem Landesliga-Aufstieg keinerlei Gehälter an unsere Spieler zahlen werden. Dann verliere ich lieber das ein oder andere Spiel.“

Dabei zeigen die Neuerungen innerhalb der Zuständigkeiten und der Vereinstruktur bereits jetzt erste Erfolge: „Ich habe meinen Jungs in einer der ersten Mannschaftssitzungen gesagt, dass ihnen allen zusammen der Verein gehört. Unter der Voraussetzung, dass man in Zukunft regelmäßig seinen Vereinsbeitrag bezahlt. Denn wenn man etwas bekommen möchte, dann muss man auch bereit sein, etwas dafür zu geben“, erklärt Senay die Situation und ergänzt, „seitdem zahlen alle ihre Beiträge.“ Auch die Ämterverteilung ist bereits weit fortgeschritten. So wird der oft gescholtene Alfred Ladehoff dem Verein auch weiterhin als Manager und Vorstandsmitglied erhalten bleiben. Zudem hat sich Michael Hildebrandt bereit erklärt, das Amt des Ligaobmanns zu übernehmen.

Und auch eine offizielle Kassenwärtin wird es in Zukunft beim FCK geben. „Es war für mich schwer vorstellbar, dass für die Heimspiele unserer Ersten Herren bisher keinen Eintritt verlangt wurde. Für die Zuschauer sicherlich ein netter Nebeneffekt, für den Verein auf Dauer aber einfach nicht tragbar“, rechtfertigt der neue Kickers-Coach die weitreichenden Änderungen. Ansonsten freut sich der 38-jährige auf die weitere Zusammenarbeit mit Vorstand und Mannschaft: „Es ist im Verein zurzeit absolut ruhig. Die Trainingsbeteiligung ist mit mindestens 20 Mann sehr gut. Auch an den Spieltagen habe ich eher das Problem, dass mir zu viele als zu wenige spielberechtigte Spieler zur Verfügung stehen.“

Und während die Kickers weiterhin auf der Suche nach einem neuen Torhüter sind, konnte Coach Senay bereits am vergangenen Wochenende einen neuen Akteur präsentieren. Der 20-jährige Ilja Zurins, der noch vor kurzem in der zweiten litauischen Liga kickte, nun aber in Hamburg lebt, verstärkt zukünftig das Mittelfeld der Kickers-Elf. Doch wahrscheinlich wird er der Mannschaft nicht über die Saison hinaus erhalten bleiben. „Ich habe seinem Onkel versprochen, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen werden, wenn sich für ihn die Möglichkeit ergibt höherklassig zu spielen“, sagt Senay über seinen litauischen Neuzugang.

(psk)

 Redaktion
Redaktion Artikel