Oberliga: FCE punktet gegen Dassendorf


Als am Freitagabend das Duell der beiden jüngsten Hamburger Meister beim Stand von 2:2 abgepfiffen wurde (der FC Elmshorn hatte 2013 den Titel in der Oberliga Hamburg gewonnen, die TuS Dassendorf wurde im Mai 2014 Meister), wussten die Spieler und Verantwortlichen beider Mannschaften nicht so recht, ob sie sich freuen sollen. FCE-Coach Bernd Ruhser kam schließlich zu dem Schluss: „Für uns war es ein Punktgewinn für die Moral!“

An der Wilhelmstraße war der Tabellenführer aus dem Sachsenwald in der ersten Halbzeit überlegen. „Dass Dassendorf spielerisch besser sein würde, wussten wir vorher – aber wir haben mit Kampfgeist gut dagegen gehalten“, so Ruhser, der seiner Elf eine strikte Konter-Taktik verordnet hatte. Und diese ging voll und ganz auf. Obwohl die Gäste durch Kristof Kurczynski bereits nach 14 Minuten in Führung gingen (Ruhser: „Das konnten wir nicht verhindern, weil Dassendorf einen enormen Druck aufgebaut hat!“), machten sie weiter das Spiel. „Dadurch ist das eingetreten, was ich in der Besprechung vor dem Spiel gesagt habe: Wir haben Platz zum Kontern gehabt“, so Ruhser. Und mit absoluter Konzentration sowie höchster Präzision kamen die Hausherren bereits mit dem ersten ihrer Nadelstiche, die sie auch im weiteren Spielverlauf immer wieder setzten, zum Ausgleich: Sie spielten von hinten rechts nach vorne und Frederic Kwadwo Sarpong passte den Ball in die Mitte, wo Burak Savran durch gesprintet war, TuS-Torwart Christian Gruhne ausspielte und zum 1:1 einschoss (21.).

Es folgten wütende Angriffe der Dassendorfer, aber die Elmshorner Abwehr um Kapitän Patrick Scheidt und Jan Novotny, dem Ruhser eine „ganz hervorragende Leistung“ attestierte, stand hervorragend. Zahlreiche hohe Bälle, die von den Gästen herein geschlagen wurden, köpften die Verteidiger sicher weg – vielleicht hätten es die Dassendorfer häufiger mit spielerischen Mitteln versuchen sollen, anstatt wiederholt die „Brechstange“ einzusetzen? Trotzdem wäre für den Titelverteidiger eine Führung zur Pause nicht nur möglich, sondern aufgrund der klaren Chancen fast schon zwingend notwendig gewesen. FCE-Keeper Björn Struckmann zeigte aber drei starke Paraden und bei weiteren guten Gelegenheiten fehlte den Dassendorfer Offensivkräften schlicht und ergreifend die nötige Konzentration: Mehrere gute Gelegenheiten vergaben sie überhastet. So wurden die Seiten beim Stand von 1:1 gewechselt.

„Auch in der zweiten Halbzeit haben wir, was mich als Trainer ganz besonders freut, nie die Kontrolle über unser System verloren“, so Ruhser, der erfreut feststellte: „Die Mannschaft hat sich weiter an die taktische Marschroute gehalten, nachdem ich in der Pause nur ganz ruhig zwei, drei Sätze in der Kabine gesagt hatte!“ Und so konnten die Krückaustädter weiterhin vereinzelte Nadelstiche setzen. In der 85. Minute gingen sie mit diesem Stilmittel tatsächlich in Führung: Nach einem schnellen Gegenangriff war es Ahmed Shefketov Osmanov, der Gruhne zum zweiten Mal überwand (85.). „Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir diese Führung über die Zeit gerettet hätten – aber Dassendorf hat enorm gedrängt“, gab Ruhser zu. Dann bewies TuS-Trainer Jan Schönteich ein glückliches Händchen, als er nach 85 Minuten seinen jungen Angreifer Tobias Kehr einwechselte. Denn in der zweiten Minute der Nachspielzeit war es ausgerechnet jener Kehr, der in diesem Sommer vom TSV Glinde an den Wendelweg gewechselt war, der zum 2:2 ausglich.

Unglaublich, aber wahr: In der 94. Minute bot sich den Elmshornern dann plötzlich die Chance, den späten 3:2-Siegtreffer zu erzielen. Nach einem Pressschlag kam Philipp Werning im Dassendorfer Strafraum an den Ball und zog ab; sein Flachschuss rutschte auch noch unter dem herausstürzenden Gruhne durch, der Keeper hatte den Ball aber noch minimal berührt – und damit entscheidend gestoppt, so dass er nicht über die Torlinie rollte. „Ein spätes Siegtor wäre des Guten vielleicht auch etwas zu viel gewesen“, sinnierte Ruhser, der aber auch so „rundum zufrieden“ war und betonte: „Wir haben ein Lebenszeichen geseendet. Natürlich ist es schade, dass man, wenn man in der 94. Minute noch die Chance zum Siegtreffer hat, nur einen Punkt holt. Aber vom Spielverlauf und von der Überlegenheit der Dassendorfer her geht dieses Ergebnis in Ordnung. Unter dem Strich bin ich glücklich, dass wir Dassendorf Paroli bieten und gute Konter fahren konnten. Mit der Einstellung und Moral meiner Mannschaft bin ich sehr zufrieden – und dieses Ergebnis wird uns eine zusätzliche Motivation für die nun anstehende Trainingswoche geben!“

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