Bezirksliga Nord: ATSV im schweren zweiten Jahr


Eine große Moral bewies der Ahrensburger TSV am vergangenen Sonnabend. Mit nur 13 Spielern im Kader steckten die Schlossstädter auch einen frühen Platzverweis (Bastian Bruhn sah schon nach einer guten halben Stunde wegen absichtlichen Handspiels auf der eigenen Torlinie „Rot“) weg und gewannen nach Rückständen von 1:3 und 3:4 durch zwei späte Treffer von „Joker“ Silvan Seehase (87.) sowie Huu Dat Ma (90.) noch mit 6:4 beim Glashütter SV.

„Das war wirklich ein verrücktes Spiel“, so ATSV-Co-Trainer Jens Gohlke, der im Gespräch mit SportNord aber keinen Hehl daraus machte, dass die Ahrensburger bisher klar hinter den (eigenen) Erwartungen zurückblieben. „Wir hatten uns einen einstelligen Tabellenplatz als Saisonziel gesteckt“, so Gohlke, der nach einem Blick auf das Klassement zugab: „Einstellig wäre zwar auch der neunte Platz – aber auch diesen werden wir wohl kaum noch erreichen!“ Fakt ist: Vor dem letzten Hinrunden-Spieltag haben die Schlossstädter als Tabellen-Zwölfter nur vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone, aber bereits acht Zähler Rückstand auf den Rang-Neunten SC Alstertal-Langenhorn II. „Sicherlich spielt dabei auch eine Rolle, dass wir uns im bekanntermaßen so schweren zweiten Jahr nach dem Aufstieg befinden“, sinnierte Gohlke und stellte fest: „Die Euphorie, die uns nach unserem Aufstieg im Sommer 2013 in der vergangenen Saison getragen hat, ist verflogen – und alle haben gedacht, dass es so wunderbar weiterlaufen wird ...“

Als größtes Manko seiner Ahrensburger hat Gohlke die „extremen Personalprobleme“ ausgemacht. „In der vergangenen Saison hatten wir beim Training selten weniger als 18, 19 Spieler – jetzt haben wir oftmals nur knapp die Zweistelligkeit geschafft und sind einfch nicht mehr so gut eingespielt.“ Mit Steffen Guttenberger und Lennart Thunecke weilen zurzeit zwei Stammkräfte zu einem Auslandssemester in Spanien beziehungsweise Chile. Dann erlitt Malte Kohlsaat eine schwere Gesichtsverletzung – mit einem Jochbeinbruch muss er noch lange pausieren. „Kürzlich hat sich bei unserem Gastspiel beim TuS Berne auch noch Jan-Niklas Koch das vordere Kreuzband angerissen“, so Gohlke, der zudem unumwunden zugab, dass sein Team den Abgang vom letztjährigen Kapitän und Top-Torschützen Andreas Bechthold, der im Sommer 2014 zum Stadt-Rivalen SSC Hagen Ahrensburg (spielt in Schleswig-Holsteins Verbandsliga Süd-Ost) ging, „nicht kompensieren konnte“. Bechthold wird in vorderster Front schmerzlich vermisst.

Und neben Bechthold, der in der vergangenen Saison viele Elfmeter und Freistöße für den ASTV herausholte, fehlte in großen Teilen der Hinrunde auch noch Fliden Lleshi. „Er hat aus persönlichen Gründen eine längere Auszeit eingelegt, ist nun aber zum Glück seit fünf Wochen wieder an Bord“, berichtete Gohlke. In Glashütte gelang Lleshi prompt der wichtige, zwischenzeitliche 4:4-Ausgleich (75.). „Natürlich ist es schön, dass Lleshi wieder dabei ist – aber trotzdem haben wir noch immer große Personalprobleme“, so Gohlke, der berichtete, dass zuletzt sogar „einige ehemalige Liga-Spieler reaktiviert werden mussten“. Die Zweiten ATSV-Herren, die in der Kreisklasse 3 um Punkte kämpfen, leiden selbst unter einem knappen Kader und konnten deshalb keine Spieler für ihre Liga-Mannschaft abstellen. „In der vergangenen Saison hatten wir noch einen hohen, internen Druck im Kader: Keiner konnte sich sicher sein, dass er am nächsten Wochenende im 18er-Kader, geschweige denn in der Start-Elf steht – das fehlt jetzt völlig“, klagte Gohlke.

Die genannten Probleme sind für Gohlke „die Hauptgründe dafür, dass uns in den letzten Monaten die nötige Qualität im Kader fehlte“. Bei dem Stormarner Klub ist aber Licht am Ende des Horizonts erkennbar: Guttenberger und Thunecke werden nach ihren Auslandsaufenthalten schon Weihnachten beziehungsweise im Februar 2015 wieder nach Norddeutschland zurückkehren. „Parallel dazu werden wir uns auf die Suche nach Neuzugängen für die Winterpause begeben, denn wir haben gesehen, dass wir auf einigen Positionen Bedarf haben“, betonte Gohlke. Auf die abschließende Frage, wer in der Bezirksliga Nord sein Titel-Favorit sei, entgegnete Gohlke: „Es gibt zwar viele starke Mannschaften in der Spitzengruppe, aber mein eindeutiger Favorit ist der SC Poppenbüttel – von der Kader-Stärke her ist aber der SCP die beste Mannschaft in der Nord-Staffel und wird am Ende auch als Meister direkt aufsteigen!“

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