Oberliga-Abstiegsrunde: Brkic oder Eigentor? Lohbrügger Revanche!

Obwohl Christian Degener (VfL Lohbrügge, rechts) zwei gute Chancen vergab, gewann er am Ende mit 1:0 bei Fabian Tiedemann und Union Tornesch.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Zum erst zweiten Mal in der Abstiegsrunde der Oberliga Hamburg gelang es am Freitagabend einem aus der Vorrunden-Staffel 1 kommenden Team, bei einer aus der Gruppe 2 stammenden Mannschaft zu gewinnen. Hatte am 3. April schon der Bramfelder SV mit 4:1 beim FC Union Tornesch triumphiert, so war es nun der VfL Lohbrügge, der mit einem 1:0-Sieg drei Punkte aus dem „Torneum Fußballpark“ entführte. „Das war aus meiner Sicht sehr unglücklich“, haderte Union-Trainer Thorben Reibe.

Es dauerte, bis die Partie fußballerische Höhepunkte bereithielt. „Wir haben abwartend agiert und versucht, mit langen Pässen und bei Kontern unsere schnellen Flügelspieler in Szene zu setzen – das ist momentan unsere erfolgversprechende Taktik“, verteidigte Reibe seine Schützlinge gegen aufkommende Kritik. Tatsächlich hätten die Hausherren nach einer knappen Viertelstunde in Führung gehen können. Einen Eckstoß von Jan Eggers klärten die Gäste zunächst, aber der für die Tornescher im Rückraum absichernde Patrice Meyer spielte den Ball erneut nach links zu Eggers, der mit einer Maßflanke Tim Moritz fand. Den schulbuchmäßigen Kopfball des Union-Verteidigers parierte VfL-Keeper Tobias Braun aber so stark, dass sich einige der Zuschauer die Frage gestellt haben dürften, wie der 33-Jährige in seinen vorherigen sechs Abstiegsrunden-Einsätzen satte 19 Gegentreffer kassieren konnte.

Kurz darauf hätte Fabian Knottnerus, der in der ersten Stunde Stoßstürmer der Heim-Elf war, beinahe von einer „Daddelei“ von VfL-Verteidiger Clifford Aniteye profitiert (19.). Anschließend meldeten sich auch die Lohbrügger, die viel Ballbesitz hatten und sich im Kurzpassspiel versuchten, offensiv in der Partie an. Nach einem Steilpass zog Christian Degener links am herausstürzenden Union-Torwart Norman Baese vorbei, traf aber nur das Außennetz (25.). Nehmerqualitäten bewies kurz darauf Knottnerus, als ihn VfL-Kapitän Anto Zivkovic bei einem Befreiungsschlag aus wenigen Metern den Ball voll ins Gesicht schoss, der Tornescher aber nur kurz liegen blieb, sich dann schüttelte und weiterspielte. Darauf folgte ein nahezu identischer VfL-Angriff, bei dem Degener wieder links an Baese vorbei ging und dieses Mal aus spitzem Winkel besser zielte, der zurückgeeilte Union-Linksverteidiger Fabian Tiedemann aber vor der eigenen Torlinie rettete (33.).

In der Schlussphase der ersten Halbzeit hatten die Hausherren dann noch zwei aussichtsreiche Konter: Beim ersten übersah Maik Stahnke den links vollkommen freistehenden Eggers und bediente stattdessen rechts Morris von Winckelmann, der in dieser Szene aber gut gedeckt wurde (38.). Und vier Zeigerumdrehungen später hatte von Winckelmann dann von halbrechts aus freie Bahn, scheiterte aber mit einem Flachschuss am erneut stark reagierenden Braun. „Das war sehr ärgerlich – wenn wir da in Führung gegangen wären, wäre unser Spielplan aufgegangen“, sagte Reibe angesichts der Tatsache, dass sein Team mit einem 1:0 im Rücken im zweiten Durchgang mehr Räume bekommen hätte.

Auch so übernahmen die Tornescher nach dem Seitenwechsel die Initiative und drängten auf den Führungstreffer. Dieser hätte auch fallen können, aber Knottnerus konnte Braun aus spitzem Winkel nicht bezwingen, einen Querpass von Flemming Lüneburg setzte Adrian Ghadimi Nouran am zweiten Pfosten über die Latte und dann konnte sich Eggers nach guter Vorarbeit von Björn Dohrn zu keinem Torschuss durchringen, sondern wollte noch einen Gäste-Akteur aussteigen lassen, was misslang. „Schade, dass wir uns in dieser Phase nicht mit dem 1:0 belohnen konnten“, trauerte Reibe den vergebenen Möglichkeiten hinterher.

Und der Tornescher Chancenwucher wurde kurz vor dem Abpfiff bestraft. Baese konnte einen Schuss nicht festhalten und als Lüneburg den in Richtung Torlinie rollenden Ball klären wollte, wurde er vom Lohbrügger Stjepan Brkic so getroffen, dass er sein eines Bein an sein anderes schlug, er dadurch außer Tritt kam und das Spielgerät in das eigene Netz drückte. All Tornescher rechneten damit, dass Schiedsrichter Furkan Cevdet Vardar (Rot-Weiss Wilhelmsburg) nun auf Freistoß für sie entscheiden würde – doch stattdessen gab der Referee, der zuvor vergleichsweise kleinlich gepfiffen hatte, das Tor und im offiziellen DFB-Net Brkic als dessen Schützen an.

„Aus meiner Sicht war das ein klares Foul“, echauffierte sich Reibe. Die Lohbrügger bejubelten derweil nach zuvor sieben Niederlagen ihren ersten „Dreier“ in der Abstiegsrunde, durch den der sechste Platz, der im optimalen Fall zur Rettung genügt, in Sichtweite bleibt. Außerdem war es für den Klub vom Binnenfeldredder eine gelungene Revanche für den 10. Juni 2019, als er das Aufstiegsspiel der damaligen Landesliga-Drittplatzierten zur Oberliga, das der Hamburger Fußball-Verband nach der Nicht-Meldung des Wedeler TSV kurzfristig angesetzt hatte, gegen die Tornescher mit 1:2 verloren hatte.

(Johannes Speckner)

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