Aufstiegsspiel zur Oberliga: Union gewinnt, der VfL hadert


„Viel Spaß in der Landesliga!“ Dies war die Antwort von Björn Dohrn, dem Stürmer des FC Union Tornesch, auf einige „Nettigkeiten“, die ihm Alen Brandic, der Torwart des VfL Lohbrügge, an den Kopf geworfen hatte, nachdem Dohrn um Zeit zu schinden einen Ball, den er zuvor freistehend am VfL-Gehäuse vorbei gesetzt hatte, in das Netz geschossen hatte. Zu diesem Zeitpunkt lief die 74. Minute und die Tornescher führten im Entscheidungsspiel der Landesliga-Drittplatzierten mit 2:0. Weil sie es aber bei mehreren Großchancen versäumten, den berühmten Sack zuzumachen, wurde es plötzlich noch einmal eng. Nach dem Anschlusstreffer der Gäste erreichte die Dramaturgie in der fünften Minute der Nachspielzeit ihren Höhepunkt, als nach einer Freistoßflanke von der rechten Seite der aufgerückte Brandic zum 2:2 einköpfte. Schiedsrichter Martin Ghafury (vom HSV Barmbek-Uhlenhorst) erkannte den Treffer aber nicht an, weil er vorher ein Foul von Brandic und Oguzhan Gencel an Union-Keeper Norman Baese gesehen hatte. „Ich war am Ball, ehe zwei Lohbrügger in mich hineingelaufen sind“, schilderte Baese die Szene. Die wütenden Proteste der Spieler und der Verantwortlichen der Lohbrügger, von denen zahlreiche zum Referee liefen, blieben zwecklos – kurz darauf folgte der Abpfiff und während die Tornescher ihren erstmaligen Aufstieg in die Oberliga Hamburg bejubelten, verbleibt das Team vom Binnenfeldredder in der Landesliga.

VfL-Coach Elvis Nikolic erklärte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „So zu verlieren, ist extrem brutal. Vor allem hat er Schiedsrichter erst angezeigt, dass es ein Tor ist, ehe er es dann wieder zurücknimmt – das ist Wahnsinn. Aber da muss man ruhig bleiben und es akzeptieren. Wir nehmen diesbezüglich Jürgen Klopp als Vorbild, der auch mehrere Final-Niederlagen weggesteckt und nun mit dem FC Liverpool die Champions-League gewonnen hat. Und wir werden, wenn wir das verdaut haben, auch noch stärker zurückkommen.“ Nachdem Nikolics Trainerpartner Sven Schneppel dem Unparteiischen „Bezirksliga-Niveau“ attestiert hatte, meldete sich auch noch Union-Co-Trainer Martin Schwabe, der aufgrund der Abwesenheit von Chefcoach Thorben Reibe (privat verhindert) verantwortlich an der Linie stand, zu der Szene in der Nachspielzeit zu Wort: „Für mich war es ein Foul an unserem Torwart – allerdings war ich mir bei der Körperhaltung des Schiedsrichters auch nicht sicher, ob er Freistoß für uns oder Tor anzeigt. Ich kann die darauffolgenden Emotionen der Lohbrügger total verstehen, denn das war aus ihrer Sicht sehr unglücklich. Meiner Meinung nach hat der Referee eine gute Leistung gezeigt.“

Auf dem Kunstrasenplatz des Sportzentrums des Eimsbütteler TV an der Hoheluft erwischten die Tornescher einen perfekten Start. Nach einem Querschläger von VfL-Verteidiger Domagoj Bozic gab Jannek Laut schon in der ersten Minute von halbrechts aus einen Torschuss ab, der knapp am langen Eck vorbei ging. Dann holte Björn Dohrn einen Eckstoß heraus, den Serge Haag von links auf den kurzen Pfosten zirkelte, wo Dohrn zum 1:0 einnickte (3. Minute). „Das haben wir im Training hundert Mal geübt und ich habe auf diese Art und Weise schon während der regulären Saison viermal getroffen“, berichtete der Torjäger. In der Folge hatten die Lohbrügger ein Übergewicht: Die technisch beschlagenen VfL-Kicker ließen den Ball gut laufen und kamen auch zu einigen Chancen. Marcel-Pascal Walter scheiterte aber von halblinks aus am blitzschnell abtauchenden Baese und der Nachschuss von Anto Zivkovic ging über die Latte (7.). Dann köpfte Abdul Ahmad-Hafiz nach einer Linksflanke am langen Pfosten über die Latte (13.) und Zivkovic nickte eine Rechtsflanke von Abdul Hafiz ebenfalls am langen Eck vorbei (15.). Als Walter den Ball dann von halbrechts aus flach in das kurze Eck versenkte, war zuvor schon ein Abseitspfiff erfolgt (20.).

Die Lohbrügger rannten vor den Augen von 750 zahlenden Zuschauern weiter an, doch fehlte oftmals die nötige Präzision: Eine Linksflanke von Pascal Bäker verpasste Zivkovic in der Mitte hauchdünn, ehe der Nachschuss von Duro Arlovic von der vielbeinigen Union-Abwehr abgeblockt wurde (25.). In der 40. Minute hätte allerdings auch das 2:0 für die Tornescher fallen können, als Dohrn halblinks freie Bahn hatte und das lange Eck anvisierte, dabei aber den Ball nicht richtig traf, weshalb Brandic mit seinen Fäusten noch parieren konnte. Weil auf der Gegenseite Abdul Hafiz nach einem lang gezogenen Eckstoß vorbei zielte (45.), ging es beim Stand von 1:0 für den Hammonia-Staffel-Vertreter in die Kabine. „Wir sind gut in die Partie hineingekommen, allerdings gab es nach unserer frühen, beruhigenden Führung einige gute Chancen für die Lohbrügger“, so Schwabe, der zugab: „Da haben wir Glück gehabt, dass wir vor der Pause nicht den Ausgleich hinnehmen mussten.“

Kurz nach dem Seitenwechsel zielte der Tornescher Christian Kulicke aus 15 Metern knapp rechts vorbei (47.). Schwabe registrierte erfreut, dass seine Schützlinge in der Folge „nicht mehr viel zuließen“. Und nach einer guten Stunde gelang das 2:0, als Jannek Laut nach einem Alleingang im Lohbrügger Strafraum möglicherweise regelwidrig gestoppt wurde, der Ball dann aber vor Dohrns Füße fiel, der wuchtig einschoss. „Ich spekuliere immer darauf, dass Laut mich bedient“, erklärte Dohrn, der dieses Mal jedoch davon profitierte, dass die VfL-Spieler gen Schiedsrichter Ghafury schauten, da sie einen Elfmeterpfiff fürchteten. In der Folge hätten die Tornescher die endgültige Entscheidung herbeiführen müssen. Als Brandic bei seiner einzigen schlechten Szene einen Fernschuss des frisch eingewechselten Jannik Swennosen nach vorne abwehrte, jagte Kulicke den Nachschuss freistehend über die hinter dem Tor stehende Turnhalle (69.). „Es war kein Platzfehler, sondern ich habe den Ball einfach nicht richtig getroffen“, gab Kulicke ehrlich zu.

Anschließend zielte auch Dohrn, wie eingangs geschildert, nach Swennosens Befreiungsschlag von halbrechts aus knapp am kurzen Eck vorbei. Dann vergab der frisch eingewechselte Union-Stürmer Dennis Beckmann gleich zwei Großchancen: Erst jagte er eine Linksflanke des ebenfalls eingewechselten Sören Badermann aus acht Metern über die Latte (79.), dann scheiterte er nach einer Hereingabe von der rechten Seite mit einem Aufsetzer am überragend reagierenden Brandic (83.). So blieben die Lohbrügger im Spiel – und kamen in der 88. Minute zum Anschlusstreffer: „Joker“ Gencel stach, als er nach einer Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld vom linken Eck des Fünfmeterraums freistehend in die lange Ecke einköpfte (88.). Sören Badermann verpasste die postwendende Antwort, als er aus fünf Metern flach so lasch abschloss, dass Brandic den Ball unter sich begraben konnte (90.), ehe sich die Lohbrügger in der Nachspielzeit beinahe noch in die Verlängerung gerettet hätten. „Die Partie hätte auch anders ausgehen können, aber wir haben keinesfalls unverdient gewonnen“, lautete Schwabes Schlusswort.

Damit behauptete sich zum fünften Mal bei den vergangenen elf Duellen zwischen Teams aus den beiden Landesliga-Staffeln der Hammonia-Vertreter (siehe unten stehende Auflistung).


Die letzten Aufstiegsspiele von der Landesliga zur höchsten Hamburger Liga

10. Juni 2019, Aufstiegsspiel der Landesliga-Drittplatzierten:
FC Union Tornesch – VfL Lohbrügge ... 2:1 (ETV-Sportzentrum Hoheluft)

27. Mai 2017, Aufstiegsspiel der Landesliga-Vizemeister:
SC VW Billstedt 04 – Hamburger SV III ... 2:1 (Waidmannstraße)

2016, Aufstiegsspiele der Landesliga-Drittplatzierten:
TSV Sasel – Hamm United FC ... 2:0, 0:1

2015, Aufstiegsspiele der Landesliga-Vizemeister:
TuS Osdorf – Wandsbeker TSV Concordia ... 2:1, 0:3

2014, Aufstiegsspiele der Landesliga-Vizemeister:
FC Süderelbe – USC Paloma ... 2:1, 3:1

2013, Aufstiegsspiel der Landesliga-Vizemeister:
SC Alstertal-Langenhorn – TuS Dassendorf ... 1:1, 1:3

25. Mai 2011, Aufstiegsspiel der Landesliga-Drittplatzierten:
FC Elmshorn – TSV Sasel ... 2:4 (im Edmund-Plambeck-Stadion)

9. Juni 2010, Aufstiegsspiel der Landesliga-Vizemeister:
SV Rugenbergen – SC VW Billstedt 04 ... 4:3 (Vogesenstraße)

28. Mai 2009, Aufstiegsspiel der Landesliga-Vizemeister:
TSV Uetersen – VfL Lohbrügge ... 1:2 (Stellinger Sportplatzring)

23. Mai 2008, Aufstiegsspiel der Landesliga-Vizemeister:
Oststeinbeker SV – Wedeler TSV ... 0:2 (Waidmannstraße)

30. Mai 2007, Aufstiegsspiel der Landesliga-Vizemeister:
FC Voran Ohe – Grün-Weiss Harburg ... 0:1 (Stadion Marienthal)

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