Oberliga 2: Traumtor und Remis vor nur 350 Zuschauern

Marlon Stannis (links), hier in einem Testspiel des SV Rugenbergen gegen Rot-Weiß Kiebitzreihe, erzielte ein Traumtor per Fallrückzieher.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Weil die 250-Zuschauer-Grenze für 2G-Veranstaltungen in Hamburg erst ab Montag, 29. November gilt, hätten am Freitagabend laut Mathias Reß, dem Pressewart des SC Victoria Hamburg, „noch bis zu 650 Zuschauer“ Einlass im Stadion Hoheluft erhalten können, ohne einer Beschränkung zu unterliegen. Der Victoria-Vorstand hoffte aber offenbar auf einen noch höheren Zuspruch, weshalb er entschied, nur Menschen Einlass zu gewähren, die gegen das Corona-Virus geimpft oder von der Krankheit genesen sind. Das Resultat: Es kamen 350 Besucher, die ein 2:2-Unentschieden gegen den SV Rugenbergen sahen.

Die Partie hätte es verdient gehabt, dass mehr Besucher gekommen wären. Allen voran eine Szene in der 58. Minute, in der die Gäste „mit einem sagenhaften Traumtor“, so die Ausdrucksweise von Reß, mit 2:1 in Führung ginge. Schon die Flanke, die Leon Neumann aus vollem Lauf fast von der Eckfahne abgab, war sehr sehenswert. Sie erreichte Marlon Stannis, der rund zehn Meter vor dem Gehäuse hochstieg, sich quer in die Luft legte und den Ball dann mit einem Fallrückzieher so traf, dass er knallhart exakt im Winkel einschlug. „Ich gehe davon aus, dass dieses Tor zu den drei schönsten Treffern gehört, die jemals in diesem Stadion gefallen sind“, erklärte SVR-Trainer Michael Fischer. Reß stellte in Aussicht, dass der Video-Mitschnitt jener Szene den Bönningstedtern zur Verfügung gestellt wird – dann könnte Stannis auch darauf hoffen, als Torwand-Kandidat in das „Aktuelle Sportstudio“ eingeladen zu werden.

Zunächst kam die Elf von SCV-Coach Marius Ebbers besser in die Partie hinein. Sie baute immer wieder Druck auf und agierte mit Diagonalbällen. So ergaben sich auch einige gute Torchancen, bei denen Gäste-Keeper Patrick Hartmann zunächst noch das bessere Ende für sich hatte. Unter anderem reagierte der Torwart prächtig, als Nick Scharkowski aus fünf Metern abzog (31. Minute), Nach dem darauffolgenden Eckstoß misslang Hartmann allerdings eine Faustabwehr. Der darauffolgende Kopfball sprang acht Meter vor dem Gehäuse auf, wo Yannick Siemsen traf und volley zum 1:0 vollendete (32.). In der Folge kamen die Bönningstedter besser in die Partie und auch um ein Haar zum schnellen Ausgleich: Erst zog Patrick Hoppe von halbrechts aus 25 Metern so ab, dass der Ball brachial an den linken Innenpfosten krachte; Neumann erreichte rechts im Strafraum den Abpraller, den er aus zehn Metern an den rechten Pfosten setzte (35.).

Nachdem Stannis seinen ersten Fallrückzieher knapp am Winkel vorbei gesetzt hatte (40.), fiel in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs der Ausgleich. Bei einem Angriff über die linke Seite passte Hoppe in die Schnittstelle zu Marcel Schöttke, der weiterleitete zu Jan Schrage; dessen Zehn-Meter-Schuss parierte SCV-Keeper Hendrik Rabe, doch den Abpraller versenkte Stannis, obwohl mehrere Victoria-Akteure in der Schussbahn standen (45.+3). Von der anfänglichen Dominanz der Hausherren war auch nach dem Seitenwechsel zunächst nichts mehr zu sehen: „Der SC Victoria hatte zwar die reifere Spielanlage, aber wir haben uns das 1:1 zur Pause verdient und sind auch gut in den zweiten Durchgang hineingekommen“, stellte Fischer zufrieden fest. Und als Stannis für die 2:1-Führung sorgte, schien dem Tabellenvorletzten sogar ein Sieg beim Rang-Zweiten zu winken.

Dieser hätte Form annehmen können, wenn die Gäste das 3:1 nachgelegt hätten. Einige Konterchancen boten sich ihnn auch – doch Edouard Mesenholl hatte kein Zielwasser getrunken und dem eingewechselten Tim Hamer sprang in aussichtsreicher Position der Ball vom Fuß. „Das müssen wir uns vorwerfen lassen, das war fahrlässig von uns“, gestand Fischer, der zudem einräumte: „In der Schlussphase ist es uns nicht mehr gelungen, ausreichend für Entlastung zu sorgen.“ So wurde der Druck von „Vicky“ immer größer und in der dritten Minute der Nachspielzeit fiel noch der Ausgleich. Andre Monteiro Branco schlug eine Ecke in die Mitte, wo Siemsen den Ball verlängerte und Scharkowski zum 2:2-Endstand einköpfte. Proteste der Gäste, dass zuvor eine Abseitsstellung vorlag, wies Schiedsrichter Tim Kossek (vom SC Wentorf) zurück.

„Der späte Zeitpunkt dieses Gegentreffers ist für uns natürlich dramatisch unglücklich“, klagte Fischer, der seinen Schützlingen aber „eine unfassbare Mannschaftsleistung“ attestierte: „Sie haben sich teuer verkauft und den Verein gut repräsentiert.“

(Johannes Speckner)

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