Landesliga 1: Nienstedten fertigt den VfL ab

Traf doppelt: Der Nienstedtener Leopold Hinz (links), der hier dem Pinneberger Finn Johannsen enteilt.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Erst rettete er richtig stark, dann ließ er sich fast von der Seitenauslinie überwinden. Für Bastian Buß, den Torwart des VfL Pinneberg, glich das Landesliga-Spiel beim SC Nienstedten am Freitagabend einer Achterbahnfahrt der Gefühle. „Stark gehalten“, rief VfL-Trainer Marc Zippel seinem Keeper lautstark zu, als er eine Direktabnahme von Leopold Hinz, der nach einem zunächst von den Gästen abgewehrten Eckstoß abgezogen hatte, spektakulär abwehrte (5. Minute).

Drei Zeigerumdrehungen später war es dann aber eben jener Hinz, der von lins aus nicht etwa in die Mitte flankte, sondern den Ball so zirkelte, dass er über den verdutzten Buß hinweg in das lange Eck segelte. „So einen frühen Rückstand wollten wir eigentlich unbedingt verhindern“, stöhnte VfL-Liga-Obmann Theodoros Ourgantzidis, der wieder einmal von der den Trainerbänken gegenüberliegenden Seite Anweisungen gab und die Schuld nicht nur bei Buß sah: „Dimitrios Kokaridas hätte den Schützen früher attackieren müssen.“ Auch in der Folge sei die Passivität das größte Problem seiner Pinneberger gewesen, wie der Obmann bemängelte: „Wir sind viel zu weit von unseren Gegenspielern weg und noch gar nicht richtig in der Partie angekommen.“

Immerhin kamen die Gäste in der Folge zu ersten, zaghaften Angriffsbemühungen. Dabei konnte Lennart Zippel jedoch keinen Torschuss abgeben und als SCN-Keeper Bendix Ergezer an einem von Aleksandar Pavlovic scharf getretenen Eckstoß vorbeisprang, konnte davon kein Pinneberger profitieren. Klare Vorteile hatten aber weiterhin die Hausherren, deren Spiel immer wieder von Kapitän Yannick Reutter von hinten heraus gelenkt wurde. Allerdings versäumte es Reutter, sich selbst für eine gute Leistung mit einem Tor zu belohnen, als er nach einem Eckstoß, bei dem Buß durch seinen Strafraum irrte, deutlich über das verwaiste Gäste-Gehäuse köpfte (18.).

Davon unbeirrt zog die Heim-Elf weiter ihr Spiel mit hohem Tempo auf, wofür sie noch vor der Pause mit zwei weiteren Toren belohnt wurde. Erst schoss Daniel Tönges frei vor Buß flach rechts zum 2:0 ein (27.), ehe nach einem Steilpass erneut Hinz freie Bahn hatte und den herausstürzenden Buß von halbrechts aus so überlupfte, dass der Ball im Netz landete. Der Torschütze wurde dabei vom Keeper noch getroffen und kurz behandelt, konnte dann aber weiterspielen (30.). Das 3:0 hatte bis zur Pause Bestand und Marc Zippel erklärte: „Die Nienstedtener waren in der ersten Halbzeit so stark, wie ich es in der Landesliga in den letzten Jahren noch nicht gesehen habe!“

Der 53-Jährige fand aber auch für seine Schützlinge lobende Worte: „Sie haben alles gegeben, sind sehr diszipliniert geblieben und haben den zweiten Durchgang ‚nur‘ mit 1:2 verloren.“ Denn nachdem Louis Ben Burgheim zunächst das 4:0 für den SCN erzielt hatte (53.), kamen auch die Gäste immer wieder zu Angriffen. Lennart Lux, der in der Pause in die Partie gekommen worden war, gelang mit einem Flachschuss das 1:4 (72.). Der kurz zuvor eingewechselte Torben Schierbeck hätte sogar noch weitere Ergebniskorrektur betreiben können, doch er traf nur die Latte (78.). Auf der Gegenseite verwirkte VfL-Verteidiger Jesse Plüschau noch einen Foulelfmeter, den Leroy Gian-Piero Rahim Celotto zum 5:1-Endstand verwandelte (89.).

Damit ließ die Elf von SCN-Coach Tim Ehlers ihrem zwölf Tage zuvor errungenen 10:0-Kantersieg beim FK Nikola Tesla nun immerhin fünf Treffer gegen die Pinneberger folgen, die vor ihrem Auftritt im Quellental noch die drittbeste Abwehr der Liga gestellt hatten. „Mir ist jetzt klar, warum sich hier im Lotto-Pokal auch der FC Eintracht Norderstedt so schwergetan hat“, erklärte Marc Zippel in Erinnerung an den 5. November, als sich der Regionalligist nach einem 0:1-Rückstand zum 3:1-Sieg beim SCN gemüht hatte. Der VfL-Trainer hatte „ein sehr gutes Landesliga-Spiel gesehen“ und beglückwünschte die Nienstedtener, die sich langsam aber sicher für einen Spitzenplatz ins Gespräch bringen, zu deren „großartiger Leistung“.

(Johannes Speckner)

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