Lotto-Pokal: ETV scheitert beim FC Hamburger Berg

Die Entscheidung: Patrick Antwi, Torwart des FC Hamburger Berg, pariert auch den vierten Elfmeter, geschossen vom Eimsbütteler Jeffrey Ekue Mensah (nicht im Bild), woraufhin Schiedsrichter Kevin-Justin Lohse (links) das Elfmeterschießen abpfeift.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Es ist nicht zu hochgegriffen, zu sagen, dass sich am Sonntag in Hamburg-Bahrenfeld eine der größten Pokal-Sensationen in der Geschichte des Hamburger Verbandspokals abspielte. Der FC Hamburger Berg (A-Kreisklasse 8) gewann nach torlosen 90 Minuten mit 2:0 im Elfmeterschießen gegen den ambitionierten Landesligisten Eimsbütteler TV wobei Patrick Antwi, Torwart des Außenseiters, alle vier (!) Elfmeter des drei Klassen höher spielenden Gegners parierte.

„Unsere Mannschaft spielt in dieser Zusammensetzung größtenteils schon seit drei, vier Jahren zusammen“, berichtete Gerd Kruspe, Trainer des FC Hamburger Berg, der in den vergangenen Jahren schon mit vielen sozialen Projekten positive Schlagzeilen schrieb. „Nun haben wir auch sportlich ein Ausrufezeichen gesetzt“, stellte Kruspe zufrieden fest. Koray Gümüs, Liga-Manager und neuerdings auch Trainer des ETV, gab unumwunden zu: „Am Ende hat der FC Hamburger Berg verdient gewonnen.“ Fakt ist: Der Favorit tat sich gegen die körperlich sehr starken Akteure des FC Hamburger Berg extrem schwer, sich klare Torchancen herauszuspielen – und die Bälle, die auf sein Tor kamen, fing Antwi allesamt sicher weg.

Eigentlich schien es nur um die Höhe des Auswärtssieges zu gehen, hatten die Eimsbütteler doch acht Tage zuvor ihre Erstrunden-Aufgabe beim SC Union 03 (Kreisliga 10) noch souverän mit 12:0 (5:0) gewonnen. „Da haben wir auch noch deutlich besser gespielt“, so Gümüs, der zugab, dass seine Schützlinge sich „dieses Mal nicht an die Gegebenheiten anpassen konnten“. Das Pokal-Aus alleine auf den Grandplatz zurückzuführen, kam dem ETV-Macher, der während der Partie abwechselnd Anweisungen gab, sein Gesicht in den Händen begrub oder fassungslos mit dem Kopf schüttelte, aber nicht in den Sinn: „Der FC Hamburger Berg hat stark gespielt und hervorragend verteidigt, während wir uns zu sehr mit uns selbst beschäftigt haben.“

Es fehlte nicht viel, und der krasse Außenseiter hätte die Partie sogar noch in der regulären Spielzeit für sich entschieden. Denn die Heim-Elf stand nicht nur sicher in der eigenen Abwehr, sondern schlug bis in die Schlussphase hinein auch immer wieder den Weg nach vorne ein. In der 89. Minute legte der eingewechselte Faroq Qasim links von der Grundlinie aus klug zurück zu Ebrima Touray, dessen Schuss aber weder hart noch platziert genug war, so dass ihn ETV-Torwart Lennard Ebel mühelos fing. Und in der Nachspielzeit wurde der schnelle Rashid Faisal, als er alleine auf das Gäste-Gehäuse zustürmte, ganz klar von ETV-Verteidiger Jovan Todorovic niedergerungen – Schiedsrichter Kevin-Justin Lohse entschied jedoch auf Stürmer-Foul. „Das war eine klare Notbremse“, urteilte Kruspe nach dem Elfmeterschießen – während der Szene reklamierte er nicht, „um keine Unruhe aufkommen zu lassen“. Kurios: Schiedsrichter-Assistentin Jennifer Jollberg sagte in Richtung der Bank des Außenseiters, dass es aus ihrer Sicht ebenfalls eine Notbremse war, sie den Referee aber nicht überstimmen wolle.

Auf die ausgebliebene Rote Karte folgte noch einmal ein zweiminütiges Anrennen des Favoriten, ehe Lohse die Partie abpfiff und das Elfmeterschießen als des Dramas letzter Akt über das Weiterkommen entscheiden musste. Der Eimsbütteler Lukas Wentzel versuchte sich als Erster und fand links halbhoch in Antwi seinen Meister. Anschließend verwandelte Karim Mohammed links halbhoch für den Außenseiter – 1:0. Mert Erdal als zweiter ETV-Schütze versuchte flach rechts sein Glück, wiederum blieb Antwi Sieger. Einen Hoffnungsschimmer für den Landesligisten gab es aber insofern, als dass anschließend auch Ebel zum „Elfmeterkiller“ wurde: Weil er den mittig kommenden Versuch von Abdul Razak Mendy parierte, blieb es beim 1:0 und der Favorit im Rennen.

Lukas Raphael, den Gümüs eingewechselt hatte, hätte ausgleichen können und versuchte es rechts relativ hoch – doch Antwi blieb, indem er übergriff und den keinesfalls schlecht geschossenen Ball mit seiner rechten Faust parierte, wieder der Sieger. Im Gegenzug ließ sich der dritte Schütze des Außenseiters, Najimu Mohammed, auch von Psychospielchen des ETV-Keepers nicht verunsichern, sondern stellte mit einem perfekt in den rechten Winkel gezimmerten Strafstoß auf 2:0. Weil anschließend mit Jeffrey Ekue Mensah auch der vierte Eimsbütteler am überragenden Antwi verzweifelte, war die Sensation perfekt.

„Das ist ja auch das Schöne am Pokalwettbewerb, sei es auf DFB- oder Landesebene, dass es immer wieder solche Überraschungen gibt“, so Gümüs, der auf Nachfrage klarstellte, dass dies nicht seine bisher bitterste Niederlage gewesen sei: „Als wir den Aufstieg aus der Bezirks- in die Landesliga verpasst haben, hat mich das damals noch härter getroffen.“

Die Spieler des FC Hamburger Berg ließen deweil ihren Keeper hochleben und feierten ihren Erfolg ausgelassen. „Ich bin unglaublich stolz auf meine Jungs“, strahlte Kruspe, der mit Blick auf die dritte Pokal-Runde hinzufügte: „Es kann kommen, wer will – wir freuen uns auf jeden Gegner.“

 Redaktion
Redaktion Artikel