Bezirksliga West: Osdorf II dreht 1:4-Rückstand zum Sieg

Marc Schmidt (vorne rechts), der für den TuS Osdorf II doppelt traf, macht den Ball hier gut vor dem Heidgrabener Marvin Neu fest.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Im Sommer 2019 hatte Steffen Kretschmer, damals Sportlicher Leiter des FC Union Tornesch, Christian Sommer und Lennard Witt als Trainerduo für die Union-Reserve verpflichtet. Am Sonnabend trat Kretschmer, inzwischen Team-Manager des TuS Osdorf II, erstmals in einem Pflichtspiel gegen Sommer und Lennard Witt, die inzwischen beim Heidgrabener SV tätig sind, an. Und nachdem der „kleine HSV“ am 3. Juli im Test-Kick mit 3:1 die Oberhand behalten hatte, triumphierten nun die Osdorfer mit 5:4.

Das Ergebnis lässt es bereits vermuten: Es war wieder ein „Blomkamp-Krimi“ voller Dramatik. Hatte die TuS-Reserve am 12. August das Kunststück geschafft, gegen den FC Elmshorn II einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg zu drehen, so konnte sie nun sogar nach einem Drei-Tore-Rückstand (1:4) noch einen „Dreier“ holen und damit als einziges West-Staffel-Team auch ich fünftes Saisonspiel gewinnen.

Die Heidgrabener, immerhin mit der Empfehlung angereist, die stärkste Offensive der Liga zu haben, sahen sich zunächst vornehmlich in die Defensive gedrängt. „Die Osdorfer haben ordentlich Tempo und Druck gemacht“, gab HSV-Co-Trainer Lennard Witt zu und kam zu dem Schluss: „Wenn wir zur Pause mit 0:3 zurückgelegen hätten, hätten wir uns nicht beschweren können.“ Kretschmer ging sogar noch einen Schritt weiter: „Eigentlich müssen wir zur Pause mit 4:0 führen.“

Stattdessen stand beim Gang in die Kabinen ein 1:2 auf der Anzeigetafel. Dies lag daran, dass auf der einen Seite die Osdorfer mehrmals an HSV-Keeper Krystof Barth, an dessen Torumrandung oder an Verteidiger Fabian Grabke, der einmal in höchster Not auf der Linie klärte, scheiterten. Und dass auf der anderen Seite Jason Urban mit beeindruckender Effizienz glänzte: Erst köpfte er einen Freistoß, den Sebastian Stapel aus dem Halbfeld hereingeschlagen hatte, ein (39.). Und den schnellen 1:1-Ausgleich der Heim-Elf, erzielt von Marco Schmidt nach einer zumindest Handspiel-verdächtigen Vorarbeit eines Mitspielers (41.), beantwortete Urban wiederum zügig, indem er einen Stapel-Eckstoß einköpfte (42.). „Ganz ähnlich hatte ich auch schon im Testspiel gegen die Osdorfer getroffen“, erinnerte sich Urban.

Nach der Pause schnürte dann HSV-Torjäger Philippe Schümann einen blitzschnellen Doppelpack: Erst traf er nach einem langen Barth-Abschlag (59.) und nur eine Minute später nach einer schnellen Kombination. Der 30-Jährige schnupperte sogar am Hattrick, sein von halblinks aus 25 Metern abgegebener Lupfer ging aber nicht nur über den zu weit vor seinem Gehäuse stehenden TuS-Torwart Tjorven Foerste, sondern auch hauchdünn über die Latte, weshalb er das Netz nur von oben zum Zappeln brachte (54.). „Wenn das das 1:5 gefallen wäre, weiß ich nicht, ob wir noch einmal in die Partie zurückgekommen wären“, gab Kretschmer zu.

Statt 1:5 hieß es aber kurz darauf nur noch 2:4, als Jeremy Wachter nach einer Linksflanke von Gianluca D’Agata im zweiten Anlauf traf (57.). Dies war für die Osdorfer endgültig das Signal zur Aufholjagd: Ein Angriff nach dem anderen rollte auf das Gäste-Gehäuse zu. Sommer, Trainerpartner von HSV-Langzeitcoach Ove Hinrichsen, tadelte: „Ich hätte mir in dieser Phase mehr Souveränität gewünscht, wir hätten mit der klaren Führung im Rücken viel ruhiger spielen müssen – aber nach den beiden schnellen Toren kam von uns in der zweiten Halbzeit leider nicht mehr viel nach vorne.“

Nach dem 3:4, das Max Börner mit einem satten Schuss erzielte (68.), gab es einen kuriosen Platzverweis. Gleich nach seiner Einwechslung holte sich der Heidgrabener Yannick Schwadtke für ein Foul im Mittelfeld die Gelbe Karte ab. Hatte der Verteidiger noch Glück, für eine grenzwertige Grätsche vor der eigenen Bank nicht erneut verwarnt zu werden, so schlug er kurz darauf direkt vor Schiedsrichter Jann Philipp Dammaß (TuRa Harksheide) den Ball weg, nachdem zuvor auf Freistoß für die Heim-Elf entschieden worden war. Dammaß konnte gar nicht anders, als erneut „Gelb“ zu zücken – und Schwadtke, der selbst als Unparteiischer aktiv ist, verabschiedete sich per Handschlag von seinem Referee-Kollegen.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: In Überzahl belagerten die Osdorfer das Heidgrabener Gehäuse geradezu und kamen noch zu zwei weiteren Treffern. Erst gelang Wachter nach einem Querpass per Hacke der 4:4-Ausgleich (86.). Und drei Minuten später war es erneut Marco Schmidt, der nach einer Hereingabe zum 5:4 vollendete und jubelnd in Richtung Eckfahne abdrehte. In der Nachspielzeit kamen die Gäste zwar noch einmal zu einem Freistoß – aber am Ende hätten „Kraft und Glaube gefehlt, um etwas Zählbares mitzunehmen“, so das Fazit von Urban. Sowohl Lennard Witt als auch der „um einige Jahre gealterte“ Kretschmer nannten den TuS-Sieg „absolut verdient“.

(Johannes Speckner)

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