Über eine überraschende Neubesetzung der Trainerposition für die kommende Saison informierten am Montagabend die Verantwortlichen des Hammonia-Landesligisten TBS Pinneberg via Instagram. Demnach kehrt im Sommer Florian Gossow (50), der bereits vom November 2010 bis zum Mai 2013 TBS-Coach war, an die Müssentwiete zurück. Der aktuell vereinslose Gossow folgt damit auf Hakan Yavuz (48), der – so hatte es TBS-Präsident Selcuk Sahin am Osterwochenende vermeldet – eigentlich von Daniel Sager (44) beerbt werden sollte.
Doch Ex-Profi Sager machte einen Rückzieher, wie das Internet-Portal „Fussifreunde“ am Montagmittag vermeldete. Dort wurde der in Ellerbek lebende Sager wie folgt zitiert: Er habe mit der ersten Verhandlungspartei (Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist hiermit Präsident Sahin) „sportlich die gleichen Ziele verfolgt, aber mit der zweiten Partei, die auf einmal das komplette Sagen haben soll, klaffen diese Ziele viel zu weit auseinander“. Mit dieser zweiten Partei meine Sager laut „Fussifreunde“ einen „neu gegründeten Aufsichtsrat, der sich plötzlich miteingeschaltet hat“.
Von SportNord mit diesen Aussagen konfrontiert, reagierte TBS-Team-Manager Erturul Kayali am Montagnachmittag sehr zurückhaltend. „Wir wollen über das Thema Sager eigentlich gar nicht reden.“ Der 29-Jährige ließ sich immerhin noch folgende Aussage entlocken: „Wir haben miteinander gesprochen, aber am Ende hat es nicht geklappt – und dabei belassen wir das Ganze.“ An vorderster Stelle stehe für alle handelnden Personen, ihn inbegriffen, „immer das Wohlergehen des Vereins“, betonte Kayali: „Und da sind wir davon überzeugt, dass wir für die kommende Saison eine gute Lösung gefunden haben.“
Die Zusammenarbeit mit Amtsinhaber Hakan Yavuz, der im Januar auf Kurzzeit-Coach Erkan Sancak (42) folgte und nach zunächst zwei Niederlagen aus den darauffolgenden acht Partien 22 von 24 möglichen Punkten holte, über den 30. Juni hinaus fortzuführen, war für die TBS-Führung offensichtlich keine Option. Auf Nachfrage von SportNord erklärte der in Bad Bramstedt lebende Yavuz am Montagnachmittag, er habe noch „bei keinem anderen Verein für die nächste Spielzeit zugesagt“ und sei „offen für Gespräche, falls von TBS-Seite jemand auf mich zukommen sollte“.
Sämtliche Gedanken in diese Richtung zerschlugen sich durch die Mitteilung vom Montagabend, in der die TBS-Offiziellen Gossow in den höchsten Tönen lobten: „Dank Gossows umfassender Kenntnisse und seiner tiefen Verbundenheit zum Verein war die Entscheidung für TBS Pinneberg schnell klar. Wir freuen uns auf eine erneut erfolgreiche Zusammenarbeit und sind voller Optimismus für die Zukunft“, hieß es in der Mitteilung über den Übungsleiter, der TBS in der Saison 2011/2012 zum Klassenerhalt in der Bezirksliga West, ein Jahr später zum erstmaligen Aufstieg in die Landesliga und dann dort auf Rang vier geführt hatte.
Dies ist die bisher beste Platzierung in der Geschichte von TBS – und Gossow hat noch einen weiteren Rekord inne: Mit 935 Tagen stand er länger an der Seitenlinie als all seine 14 Nachfolger, von denen sich Berkay Kilinc (knapp zwei Jahre) und Dragan Graonic – 730 Tage – noch am besten hielten. Zwischen seinen beiden Tätigkeiten an der Müssentwiete war Gossow beim SC Victoria Hamburg (Co-Trainer), beim TuS Germania Schnelsen, beim FC Elmshorn, beim WSV Tangstedt, beim FC Teutonia 05, beim Wandsbeker TSV Concordia, beim SC VW Billstedt 04 und zuletzt im Herbst 2022 beim SV Lurup tätig.
(Johannes Speckner)