Es war eine verrückte Situation am 8. Mai: Auf dem Platz des Rosenstadions feierten die Spieler von Rasensport Uetersen ihren 7:0-Kantersieg gegen den SC Nienstedten und den damit verbundenen, endgültigen Klassenerhalt in der Landesliga. Wenige Meter davon entfernt musste Peter Ehlers, der als Beisitzer dem Rasensport-Vorstand angehört, erklären, dass sein Verein ohne Trainer für die kommende Saison dasteht: Andre Kordts hatte seine Anfang März für Serie 2022/2023 gegebene Zusage zurückgezogen und wird stattdessen im Sommer den Bezirksliga-Absteiger FC Roland Wedel übernehmen. Da sich auch zahlreiche Spieler aus der Rosenstadt verabschieden werden, gab Peter Ehlers kleinlaut zu: „Vielleicht melden wir deshalb nur eine Mannschaft für die Kreisliga, der aktuell unsere zweiten Herren angehören.“
Problem erkannt, Problem gebannt: Ein Sympathisant, der den Weg der Rasensportler bereits seit deren im Herbst 2015 erfolgter Vereinsgründung mit vier Aufstiegen in Folge begleitet, stellte noch an jenem 8. Mai den Kontakt zu Trainer Jens Schmanke her. Der 48-Jährige, der Mitte April nach einem halben Jahr beim SC Pinneberg (Bezirksliga 1) zurückgetreten war, zeigte sich „interessiert“ und es kam zu einigen Telefonaten. „Wir kannten uns, weil er einst schon beim Kummerfelder SV unter mir gespielt hat“, erklärte Peter Ehlers. Am Mittwochabend gab es ein persönliches Wiedersehen, wobei Schmanke auch die Sportanlage in Uetersen – neben dem Rosenstadion gibt es noch einen Rasen, der in erster Linie Jugend-Teams vorbehalten ist, sowie einen Rasen- und einen Grandplatz an der Jahnstraße – inspizierte.
„Ja, ich übernehme das Traineramt“, erklärte Schmanke dann noch am Mittwochabend gegenüber SportNord und präzisierte: „Natürlich wird die vor uns liegende Aufgabe nicht leicht, aber sie reizt mich sehr.“ Auf die Herausforderung, in der kommenden Saison in der Landesliga antreten zu können, freut sich Schmanke „ungemein“. Als er im Winter beim SCP nach dem Ausscheiden von Heiko Klemme vom Reserve- zum Liga-Trainer geworden war, hatte er schon dort die Vision ausgegeben, „in nicht allzu ferner Zukunft in die Landesliga aufsteigen zu wollen“. Nun ist Schmanke selbst schneller, als erwartet, in Hamburgs zweithöchster Spielklasse angekommen und weiß: „Es ist ein großer Pluspunkt für Rasensport, in dieser attraktiven Liga zu spielen – deshalb bin ich auch zuversichtlich, was die Suche nach Neuzugängen angeht.“
Als hauptberuflicher Motivationstrainer und Hypnosecoach ist Schmanke „davon überzeugt, dass es dem Rasensport-Vorstand und mir zusammen gelingen wird, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, mit der wir in der Landesliga antreten und mithalten können“. Andree Otto wird dabei nicht unterstützend tätig sein: Der 51-Jährige, den Kordts im April als Trainerpartner dazu geholt hatte, wird sein Amt ebenfalls nicht antreten. Gerne hätte Schmanke den langjährigen Co-Trainer Frank Weche, der in den letzten Wochen als Interimscoach verantwortlich an der Linie stand, als seine rechte Hand gewonnen: „Aber Weche möchte erst einmal etwas Abstand gewinnen“, brachte Schmanke bei einem Gespräch in Erfahrung. Die Suche nach einem Co-Trainer hat aktuell aber nicht Priorität.
Neben dem Versuch, „möglichst viele Spieler aus dem aktuellen Kader zum Bleiben zu überreden“, sei es das vorrangige Ziel, „so schnell wie möglich sechs, sieben Neuzugänge zu finden“, betonte Schmanke, der am Sonntag, 29. Mai um 14 Uhr ein Probetraining für Interessiete anbietet. Der Coach lebt in Halstenbek und muss pro Strecke entweder 22 Kilometer (über die Autobahn und Tornesch) oder 18 Kilometer (über die LSE sowie Appen) zurücklegen, um das Rosenstadion zu erreichen. Dass trotzdem „noch nicht über finanzielle Dinge gesprochen wurde“, wie Schmanke verriet, zeigt, wie sehr er für seine neue Aufgabe brennt: „Am Geld soll und wird es nicht scheitern – ich stehe zu dem Wort, das ich gebe“, hob der gebürtige Kieler auch einen Unterschied zum zukünftigen Coach des FC Roland hervor. Gehen Schmankes Pläne auf, können die Rasensport-Kicker vielleicht auch zukünftig viele Siege im Rosenstadion bejubeln.
(Johannes Speckner)