Erstaunlich viele Parallelen, das der HEBC am 29. August im „Torneum“ mit 4:3 gewonnen hatte, wies am Sonntag das Rückspiel gegen den FC Union Tornesch auf. Erneut ging das Team aus dem Kreis Pinneberg mit 2:0 in Führung, erneut gewannen die Eimsbütteler durch ein Tor in der Schlussminute – dieses Mal aber mit 3:2. „Das tut uns sehr, sehr weh und war noch bitterer als im Hinspiel, weil wir dieses Mal noch mehr gute Torchancen hatten“, haderte Thorben Reibe. Der Union-Trainer machte keinen Hehl daraus, dass er „nach dem Abpfiff gar nicht wusste“, was er seiner Mannschaft im obligatorischen Kreis sagen sollte: „Ich war ein bisschen sprachlos.“
Auf dem Reinmüller-Platz schnupperten die Gäste schon in der achten Minute an der Führung: Ein 18-Meter-Schuss von Jan Eggers wurde so abgefälscht, dass er an die Latte sprang. Der Abpraller fiel Björn Dohrn vor die Füße, der aber keinen Schuss auf das verwaiste Gehäuse zustande bekam. „Den Ball hätte er normalerweise versenken müssen“, stöhnte Reibe. Nachdem die HEBC-Abwehr den nächsten Versuch von Jan Eggers abgeblockt (12. Minute) und Fabian Tiedemann vom linken Strafraumeck aus vorbeigezielt hatte (15.), ging auch ein Fernschuss von Lennart Dora ein gutes Stück am Gehäuse der Eimsbütteler vorbei (20.). In der 24. Minute gab es den ersten gefährlichen Angriff der Heim-Elf: Nachdem ein hartes Einsteigen an Patrice Meyer nicht geahndet worden war, kam Tjorven Köhler von halbrechts aus zum Schuss, den Union-Torwart Knut-Ole Mohr parierte. Zwei Zeigerumdrehungen später gab es einen Freistoß aus aussichtsreicher Position für die Lila-Weißen, den Malte Wilhelm ausführte und die Tornescher Abwehrmauer abblockte.
Nach einer knappen halben Stunde gingen die Gäste in Front: Einen langen Ball von Phillip Kuschka legte Dohrn ab zu Fabian Knottnerus, der zurückpasste zu Dohrn. Der Stürmer drang halbrechts in den HEBC-Strafraum ein und passte dann quer zum einlaufenden Meyer, der per Direktabnahme zum 0:1 in das kurze Eck vollendete (26.). Der schnelle Ausgleich wäre möglich gewesen – doch als Fabian Lemke abzog, fälschte Lennart Maack, der in der Union-Abwehr den rot-gesperrten Jan-Philipp Zimmermann ersetzte, den Ball so ab, dass er am Außenpfosten landete (32.). Nun wogte die Partie hin und her, denn auch das 0:2 wäre möglich gewesen. Bei einem Überzahl-Konter blieb Morris von Winckelmann aber von halbrechts aus an der HEBC-Abwehr hängen, die auch Dohrns Nachschuss abblockte (34.). Auch Dohrns nächster Versuch, abgegeben nach einem Alleingang von Lennart Maack, blieb am Abwehrbein eines Eimsbüttelers hängen (43.). Und als Tiedemann von links aus einen Kopfball abgab, fing HEBC-Keeper Nils Ortner diesen sicher (45.).
So ging es mit dem Stand von 0:1 in die Pause, in der Reibe „vorsichtshalber“ zwei Wechsel vornahm: Jan Eggers und Philipp Werning blieben in der Kabine, weil Reibe „angesichts der hitzigen Szenen in der ersten Halbzeit andernfalls eine Gelb-Rote Karte befürchtet“ hätte. Der eingewechselte Maik Stahnke fügte sich blendend ein, als er mit einem Freistoß Dohrn fand, der zum 0:2 einköpfte (51.). „Wir sind gut in die zweite Halbzeit hineingekommen, haben es dann aber leider verpasst, das dritt Tor nachzulegen“, erklärte Reibe. Chancen dazu gab es, doch Dohrn traf abermals die Latte, ein mögliches Foul an Tiedemann blieb von Schiedsrichter Alexander Nehls (SC Eilbek) ungeahndet, was insofern für Diskussionen sorgte, da es im HEBC-Strafraum war – und als sie dort einen indirekten Freistoß bekamen, konnten die Gäste diesen nicht verwandeln.
Effizienter agierten die bis dahin relativ einfallslos wirkenden Eimsbütteler, die innerhalb von drei Minuten zum Ausgleich kamen. Erst köpfte Hendrik Diekmann eine Linksflanke zum 1:2 ein (69.), dann verwertete Janosch Rinckens eine weitere Hereingabe von der linken Seite zum 2:2, indem er den Ball am kurzen Pfosten mit seiner Fußspitze ins Netz lenkte (71.). Dieser Treffer gab natürlich den Hausherren Oberwasser, aber die Tornescher hielten gut dagegen und kamen „zu einigen aussichtsreichen Umschaltsituationen“, wie Reibe es ausdrückte. Bei einer davon tauchte der eingewechselte Marcus Richter frei vor Ortner auf; anstatt den Schlussmann zu überlupfen oder zu umspielen, entschied er sich zu einem Querpass zu Dohrn, was misslang. Dann brachte Knottnerus das „Kunststück“ fertig, aus zwei Metern am langen Pfosten vorbei zu köpfen. „Auch dieser Ball muss eigentlich im Tor sein“, urteilte Reibe.
Der Tornescher Chancenwucher rächte sich in der Schlussminute, als Lion Jodeit, der nach einer guten Stunde von HEBC-Coach Özden Kocadal eingewechselt worden war, nach einem ruhenden Ball zum 3:2 einköpfte. Exakt danach war die reguläre Spielzeit abgelaufen und Nehls zeigte eine zweiminütige Nachspielzeit an, was Reibe „einen schlechten Witz“ nannte – auch mit Verweis darauf, dass „alleine im zweiten Durchgang vier Tore gefallen“ seien. Trotzdem wären die Gäste beinahe auf den letzten Drücker noch zum Ausgleich gekommen, als eine Flanke so abprallte, dass sie Richter vor die Füße fiel – der 32-Jährige, der von 2016 bis 2019 noch zusammen mit dem heutigen HEBC-Akteur Jorma Eggers beim Wedeler TSV am Ball gewesen war, bekam aber aus aussichtsreicher Position keinen Torschuss mehr zustande.