Kreisliga 8: Spitzenspiel wurde abgebrochen


Schade! Als wahres Topspiel entpuppte sich zum Auftakt des elften Spieltages die Partie der Kreisliga 8 zwischen dem 1. FC Quickborn (sechster Platz, 21 Punkte) und dem Spitzenreiter Gencler Birligi Elmshorn (27 Zähler). Gencler lag dreimal mit je zwei Toren in Führung, musste aber auch drei Platzverweise hinnehmen. In Überzahl bliesen die Eulenstädter zur Aufholjagd, gingen in der 95. Minute mit 6:5 erstmals in Führung – doch dann kam es leider zum Spielabbruch.


SportNord sprach mit Verantwortlichen beider Teams über die Geschehnisse ...

... Andy Marten, Coach des 1. FC Quickborn, berichtete:

„Wir alle hätten uns gewünscht, dass dieses Spiel unter normalen Rahmenbedingungen durchgeführt und regulär beendet wird. Es sind die beiden Mannschaften aufeinandergetroffen, die in der Kreisliga 8 die meisten Tore schießen, und Gencler war unser bisher stärkster Gegner. Nach dem Spiel waren alle in unserer Kabine traurig, dass es einen Spielabbruch gab. Ich möchte mich zu den ganzen Geschehnissen nur in knapper Form äußern. Der Schiedsrichter hat von der ersten bis zur letzten Minute seine klare Linie durchgezogen. Als in der 78. Minute ein gegnerischer Spieler, vermutlich wegen Beleidigung des Schiedsrichter-Assistenten, die Rote Karte bekommen hatte, hat der Referee dem Gencler-Kapitän ganz klar gesagt, dass er das Spiel abbricht, wenn noch einmal etwas vom Spielfeldrand kommt oder jemand auf den Platz läuft. Der Kapitän, der der Torwart seiner Mannschaft ist, hat daraufhin in einem großen Kreis seine Mitspieler und die Verantwortlichen von Gencler über diese letzte Mahnung des Schiedsrichters in Kenntnis gesetzt. Dass wir fortan nur noch gegen neun Gencler-Spieler gespielt haben, war natürlich ein Vorteil für uns.

Leider kam es in der Nachspielzeit aber trotzdem zum Spielabbruch. Nachdem wir das 6:5 geschossen hatten, hat ein Gencler-Spieler beim Toranstoß den Schiedsrichter gerempelt und dafür ebenfalls ‚Rot‘ bekommen. Daraufhin ist ein bereits ausgewechselter Elmshorner Spieler auf den Platz und auf den Schiedsrichter zugelaufen. Vier seiner Mitspieler haben ihn mit aller Kraft zurückgehalten. Als der Referee gesehen hat, dass der ausgewechselte Spieler auf ihn losgehen will, hat er die Hacken in die Hand genommen und zusammen mit seinen beiden Assistenten in unserem Container Schutz gesucht. Leider muss man sagen, dass nicht wir Gencler bezwungen haben, sondern dass Gencler sich selbst geschlagen hat. Sie waren die überlegene Mannschaft und haben immer wieder mit zwei Toren geführt, sich dann aber so sehr auf den Schiedsrichter eingeschossen, dass sie drei Platzverweise kassiert haben. Und diese Platzverweise gab es nicht etwa für grobe Fouls. Unsere Spieler waren an diesen Szenen gar nicht beteiligt – fast alle Karten gegen Gencler, auch die neun Gelben Karten, gab es wegen Meckerns oder Ballwegschlagens ...“


... Gencler-Obmann Mehmet Karakavak berichtete:

„Als wir in Quickborn ankamen, war schon die Begrüßung durch den Gegner sehr merkwürdig und unfreundlich. Wir wussten, dass der FCQ in schwarzen Hosen und orangenen Trikots spielt – deshalb haben wir unsere roten Trikots mitgenommen. Wenn man orange-schwarz und rot nicht unterscheiden kann, muss man eigentlich farbenblind sein. Aber der Schiedsrichter, der leider von Anfang sehr arrogant auftrat, hat gesagt, dass er das Spiel so nicht anpfeift. Wir hatten leider keine anderen Trikots mitgenommen. Der Quickborner Trainer sagte, dass seinem Team angeblich keine andere Tracht zur Verfügung stehen würde – bis ihn dann einer seiner Spieler daran erinnerte, dass doch schwarze Trikots vorhanden wären ... Dann hat Quickborn schließlich in schwarz gespielt. Von Anfang an sind unsere Spieler, vor allem unser Torjäger Sercan Meric, sehr hart attackiert worden – das ist noch heute an ihren Blessuren zu erkennen. Das wurde nie geahndet, mehrere mögliche Elfmeter wurden uns verweigert. Und als Meric sich einmal gut im Strafraum durchgesetzt hat, wurde die Szene dann abgepfiffen – warum auch immer ...

Der Schiedsrichter hat definitiv mit zweierlei Maß gemessen: Die Quickborner haben, obwohl sie wiederholt hart eingestiegen sind, nur eine einzige Gelbe Karten bekommen. Für uns gab es dagegen schon nach sieben Minuten die erste Gelbe Karte und insgesamt neun Verwarnungen. Auch beim Verhalten der Verantwortlichen und der Zuschauer hat der Schiedsrichter zwei verschiedene Bewertungskriterien angelegt. Als sich unser Trainer nach unserem Tor zum 1:0 gefreut hat, wurde er gleich ermahnt, obwohl er seine Coaching-Zone in dieser Situation nicht einmal verlassen hatte. Auch unsere Zuschauer, die sich am Spielfeldrand über unsere Torerfolge gefreut haben, aber bei Fehlentscheidungen natürlich auch geärgert und Kritik geübt haben – wie es auf Sportplätzen eben so üblich ist –, wurden sofort gemaßregelt. Die Quickborner Zuschauer durften dagegen alles machen, was sie wollten ... Und der Referee schien sowieso ein guter Bekannter des Quickborner Trainers zu sein – jedenfalls haben sie sich vertraulich unterhalten und in der Schlussphase hat er ihm immer angezeigt, wie viele Minuten noch zu spielen sind.

In der 74. Minute gab es dann den ersten Platzverweis: Für eine Aktion gab es gleich die Gelb-Rote Karte, was eine vollkommen überzogene Entscheidung war. Kurz darauf gab es eine Rote Karte – trotz doppelter Unterzahl haben wir das 5:3 nachgelegt und waren zuversichtlich, unsere Führung oder wenigstens einen Punkt über die Zeit retten zu können. Wir waren klar überlegen und ich gehe sogar soweit, zu sagen, dass das spielerisch und technisch die beste Leistung einer Gencler-Mannschaft in den letzten Jahren war. Aber leider sind wir extrem benachteiligt worden – und ich denke, in so einer Situation, wenn ein Schiedsrichter permanent gegen eine Mannschaft pfeift, bleibt kein Spieler der Welt ruhig; da reagieren auch Spieler, die keine Südländer sind, emotional. In der Nachspielzeit sind die Quickborner dann durch einen höchst fragwürdigen Freistoß mit 6:5 in Führung gegangen. Als wir schnell den Toranstoß ausführen wollten, um vielleicht noch zum 6:6 zu kommen, rannte der Schiedsrichter plötzlich zu seinem Assistenten, beriet sich kurz mit ihm, brach die Partie ab und lief in einen am Spielfeldrand stehenden Container.

Auf Anweisung des Schiedsrichters wurde auch die Polizei gerufen und gegenüber der Polizei gab der Unparteiische wohl an, dass er sich ‚bedroht fühle‘. Die Polizisten haben allerdings keine Bedrohungslage feststellen können und sich selbst sehr gewundert, weshalb sie gerufen wurden. Jetzt werden viele wieder sagen: ‚Das ist ja typisch für Gencler, typisch für eine südländische Mannschaft‘ ... Aber allen, die das sagen, entgegne ich: Wir hatten in dieser Saison noch in keinem einzigen Spiel auch nur irgendeine unschöne Szene, da können Sie gerne auch bei unseren vorherigen Gegnern nachfragen (Anmerkung der Redaktion: Die Verantwortlichen der beiden jüngsten Gencler-Gegner, dem TV Haseldorf und dem Moorreger SV, erwähnten in der Tat einen angenehmen Umgang mit Gencler Birligi). Ich weiß nicht, was dieser junge Schiedsrichter gegen uns hatte. Ob er hofft, es mit seinem Auftreten noch in die Bundesliga zu schaffen? Wir werden am Sonntag noch einmal alle Fakten zusammetragen und überlegen, beim Hamburger Fußball-Verband Protest einzulegen, auch wenn wir wissen, dass das wohl nichts bringt und wir zum Verlierer erklärt werden ...“

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Redaktion Artikel