
In der Ersten Bundesliga unterlag die Erste Mannschaft des Hamburger SV dem SV Werder Bremen zuletzt dreimal in Folge und gewann nur fünf der letzten 23 Pflichtspiele gegen die Bremer, die in diesem Zeitraum zwölfmal triumphierten (und am 22. April 2009 im DFB-Pokal-Halbfinale im Elfmeterschießen gewannen). Noch schlechter ist die jüngste Bilanz des Hamburger SV II gegen den SV Werder Bremen II: Am Dienstagabend unterlag die HSV-Zweite der Werder-Reserve mit 2:3, was die bereits sechste Pflichtspiel-Niederlage in Folge gegen die Bremer Zweitvertretung bedeutete – spätestens jetzt dürfte auch die U23 der „Rothosen“ eine „Überdosis Grün-Weiß“ beklagen ... Dabei waren die Chancen der Hamburger, das Reserve-Derby zu gewinnen, so gut wie schon lange nicht mehr: Thorsten Fink, Coach der Bundesliga-Mannschaft des HSV, hatte mit den Verteidigern Jeffrey Bruma und Paul Scharner sowie Mittelfeldmann Gojko Kacar nämlich gleich drei Leihgaben aus seinem Team für die Reserve abgestellt.
„Da waren für uns einige personelle Überraschungen bei“, räumte der Bremer Reserve-Trainer Thomas Wolter, der gebürtiger Hamburger ist und seine aktive Karriere beim TuS Ottensen und HEBC begann, nach dem Abpfiff ein. Doch die so „prominent“ verstärkten Hausherren gerieten vor den Augen von Fink, der im Edmund-Plambeck-Stadion an der Ochsenzoller Straße unter den Zuschauern weilte, früh in Rückstand: HSV-Torwart Tom Mickel konnte einen Eckstoß nicht festhalten; so konnte Cimo Röcker den Ball zum 0:1 einschießen (4.). Die Hamburger ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken, sondern drängten bei äußerst widrigen Witterungsverhältnissen, die in Norderstedt herrschten, auf den Ausgleich. Scharner, der schon in seinem ersten Regionalliga-Einsatz gegen den VfB Lübeck getroffen hätte, hätte beinahe sein zweites Tor im zweiten Einsatz für die HSV-Reserve erzielt – doch der Freistoß des Österreichers flog knapp am Ziel vorbei (11.). Gleiches galt drei Minuten später für einen 15-Meter-Schuss von Manuel Farrona-Pulido. Und als Janek Sternberg einen Freistoß aufs Gäste-Gehäuse zirkelte, reagierte Werder-Keeper Richard Strebinger glänzend (32.). Als Sternberg in der 36. Minute wieder zum Freistoß antrat, fälschte Werder-Kapitän Sandro Stallbaum unhaltbar für Strebinger ab – 1:1. Und kurz vor der Pause gingen die Hamburger sogar verdientermaßen in Führung, als George Kelbel den Ball mit seiner Brust ablegte zu Farrona Pulido, der ihn aus 15 Metern zum 2:1 ins rechte untere Eck jagte (44.). Diese knappe Führung war für die Hamburger aber kein Grund, sich in Sicherheit zu wiegen – schließlich hatte die Werder-Reserve am vergangenen Freitag nach einem 0:3-Rückstand noch ein 3:3-Remis beim BV Cloppenburg erreicht ...
Und tatsächlich spielten die Bremer im zweiten Durchgang deutlich offensiver, was schnell zum Ausgleich führte: Einen Eckstoß wehrte Farrona Pulido als Stürmer im eigenen Strafraum unglücklich genau auf den Kopf von Florian Trinks ab, der aus sieben Metern zum 2:2 einköpfte (56.). Kurz zuvor musste HSV-Kapitän Henrik Dettmann mit einem Nasenbeinbruch von Bord gehen, für ihn kam nach 49 Minuten Bentley Baxter Bahn ins Spiel. Anschließend war die Partie packend und hochklassig mit leichten Vorteilen für die Gäste, die in der 74. Minute am erneuten Führungstreffer schnupperten, als Dennis Wegner nach Röckers Flanke hauchdünn über die Latte köpfte. Drei Minuten später fiel dann aber das 2:3, als sich die Hamburger einen leichtfertigen Ballverlust im Mittelfeld leisteten und die Bremer zügig konterten: Dennis Wegner legte von links quer zu Trinks, der eiskalt vollstreckte. Die HSV-Reserve versuchte zwar noch einmal, zum Ausgleich zu kommen, aber die Abwehr des Wolter-Teams um Francois Affolter (wurde im Januar 2012 zunächst für die Bundesliga-Mannschaft an die Weser geholt) stand sehr sicher in der Abwehr. Doppeltorschütze Trinks, der in seiner Karriere immerhin auch schon 14 Bundesliga-Spiele bestritt, holte sich bei seiner Auswechslung noch einen Sonderapplaus ab, Martin Kobylanski ersetzte ihn für die Schlussphase (87.). Beinahe wäre sogar noch das 2:4 gefallen, das Mickel aber stark gegen den frei vor ihm auftauchenden Dennis Wegner verhinderte (90.), ehe Schiedsrichter Tim Skorczyk (vom VfL Salder) die sehenswerte Partie, die leider nur 215 zahlende Zuschauer verfolgt hatten, abpfiff. „Ich ärgere mich vor allem über die beiden Gegentore nach Standardsituationen“, haderte HSV-Coach Rodolfo Esteban Cardoso.
(JSp)