
Die Sportfreunde Uetersen haben ihre Erste Herren-Mannschaft mit sofortiger Wirkung aus der Kreisliga 7 zurückgezogen. Am Montagabend saß der Sportfreunde-Vorstand lange zusammen. „Um halb neun hat mich der Erste Vorsitzende Ayhan Ayikli angerufen und um meine Meinung gebeten“, so Sportfreunde-Coach Vlado Bogner. Zwei Stunden später meldete sich Ayikli wieder bei Bogner und sagte ihm, dass der Vorstand den Entschluss getroffen habe, die Mannschaft abzumelden. „Eigentlich ist das sehr schade – aber es ist mir leider nicht gelungen, eine Mannschaft, die bei meinem Amtsantritt schon klinisch tot war, wiederzubeleben“, so Bogner, der erst Mitte September das Traineramt bei den Rosenstädtern übernommen hatte (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). „Leider war es so, dass in der Regel höchstens sechs Spieler zu den Übungseinheiten gekommen sind – und so ist natürlich keine vernünftige Arbeit möglich!“
Zuletzt hatten die Sportfreunde am Sonntagnachmittag im Rahmen des vorletzten Hinrunden-Spieltages der Kreisliga 7 eine niederschmetternde 0:12-Heimpleite gegen die SV Blankenese II kassiert. „Unsere Mannschaft hat sich viel zu schnell aufgegeben – so darf man sich nicht abschießen lassen“, schimpfte Bogner. Schon vor dem Anpfiff war allen Uetersenern klar, dass das sensationelle 1:1-Unentschieden, das es im letzten Heimspiel gegen den SC Nienstedten (gehört wie die SVB-Reserve der Spitzengruppe an) gab, nur schwer zu wiederholen sein würde. Dann brachte Niklas Benda die Blankeneser auch noch früh in Führung (7.). Kurz darauf rettete Sportfreunde-Aushilfskeeper Orhan Yilmaz stark gegen den frei vor ihm auftauchenden Philipp Schwab (9.), doch dann konnten Sebastian Föllmann (15.) und Benda (18.) jeweils nach Eckstößen aus Nahdistanz zum 0:2 und 0:3 einköpfen. „Ein richtiger Torwart wäre da zwei Schritte rausgekommen und hätte die Gefahr bereinigt“, so Bogner. Doch Stamm-Keeper Max Bolte, der hauptberuflich Flugbegleiter ist, sitzt nach dem Hurrikan in Amerika fest – und seinem Vertreter Orhan Yilmaz wollte niemand einen Vorwurf machen. „Durch das frühe 0:3 war die Moral meiner Mannschaft gebrochen“, gab Bogner zu. Nachdem Föllmann bereits in der 20. Minute auf 0:4 erhöhte, hatten die Hausherren eine gute Phase, trafen aber nicht. Dem 0:5 von Schwab (46.) ließ Bogner in der Pause eine Umstellung folgen: Orcun Aladag, bis dahin Libero, sollte fortan im Mittelfeld Akzente setzen. „Weil die Trainingsbeteiligung so miserabel ist, müssen wir in den Spielen etwas ausprobieren“, begründete Bogner diese Maßnahme. Doch im zweiten Durchgang spielten nur noch die Gäste: Schwab (57./Elfmeter, 63.), David Wittich (69., 88.) und „Joker“ Stephen Michael Rhodes (76., 81., 90.) bereiteten dem Schlusslicht aus der Rosenstadt mit ihren Treffern ein Debakel.
Nach dem Abpfiff bat Bogner, der „einen Zwei-Klassen-Unterschied gesehen hatte“ sein Team zu einem Krisengespräch. Nachdem sich die Sportfreunde-Spieler bezüglich der schlechten Trainingsbeteiligung gegenseitig Vorwürfe gemacht hatten und Bogner für Ruhe sorgen musste, sagte Orhan Yilmaz, der auch dem Vorstand angehört: „Gebt mir die Spielerpässe, wir melden die Mannschaft ab!“ Nach der Vorstandssitzung am Montagabend kam es dann tatsächlich zum Rückzug – und Bogner überlegte: „Vielleicht wäre es für die Sportfreunde besser gewesen, wenn sie im Sommer 2012 auf den nachträglichen Aufstieg in die Kreisliga verzichtet hätten ...“ Bogner selbst ist nun offen für Angebote von anderen Vereinen: „Ich arbeite einfach sehr gerne als Trainer“, so der gebürtige Belgrader, der sich aber auch vorstellen kann, in der kommenden Saison ein neues Sportfreunde-Team zu übernehmen: „Wenn die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben machen und mindestens 18 Spieler präsentieren, die nicht erst Mitte September aus einem Urlaub in Südeuropa zurückkommen, wäre ich dazu bereit, den Neuaufbau in der Kreisklasse einzuleiten!“
(JSp)