
Im Sommer 1985 klopfte der Hummelsbütteler SV noch ans Tor zur Zweiten Bundesliga – doch nach dem Rückzug von Hauptsponsor Peter Bartels musste sich der Verein im November 1986 aus finanziellen Gründen aus der Oberliga zurückziehen und in der Kreisklasse einen Neuanfang wagen. Gleiches steht nun für den Sommer 2012 an: Der HuSV zog seine aktuelle Erste Herren-Mannschaft aus der Kreisliga 6 zurück (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link).
Michael Haerting, langjähriger HuSV-Liga-Obmann, seit Saisonbeginn aber „nur“ noch für das Reserve-Team verantwortlich, nahm sich Zeit für ein Interview mit SportNord ...
SportNord: Was ist der Grund für den Rückzug des HuSV?
Haerting: „Einige im Verein hatten im Frühjahr und Sommer 2011 die Idee, dass der HuSV zukünftig wieder etwas höher spielen soll. Mindestens von der Bezirksliga war da die Rede – doch das ging, gelinde gesagt, in die Hose. Mit Herrn Tuncay kam ein neuer Trainer, der versprochen hatte, sieben oder acht neue Spieler mitzubringen – doch das tat er nicht, so dass unserer Liga-Mannschaft schon von Saisonbeginn an viel zu wenig Akteure zur Verfügung standen!“
SportNord: Wie konnten dann überhaupt alle Pflichtspiele bis zur Winterpause absolviert werden?
Haerting: „Nun ja, vor dem ersten Spieltag gab es immerhin einen Kader von 14 Spielern, der sich dann nach und nach aber immer weiter ausdünnte ... Deshalb haben aus unserer Zweiten Mannschaft, die wir ja auch noch nicht allzu lange wieder hatten, wiederholt Akteure im Kreisliga-Team ausgeholfen. Wir haben immer wieder Spieler rübergeschoben – aber so, wie ich es mit etwas Distanz mitbekommen habe, herrschte bei der Liga-Mannschaft das blanke Chaos. Es war deshalb nur eine Frage der Zeit, wann alles zusammenbrechen würde ...“
SportNord: Wie geht es nun weiter mit dem Herren-Fußball in Hummelsbüttel?
Haerting: „Die Restrunde der Saison 2011/2012 werden wir nur noch mit unserer bisherigen Zweiten Mannschaft in der Kreisklasse absolvieren. Und in der nächsten Saison werden wir ganz in Ruhe den Fußball spielen, der für einen so kleinen Ort, wie es Hummelsbüttel ja nun einmal ist, auch angebracht ist – ohne Flausen im Kopf zu haben!“
SportNord: Haben Sie Lust, den Aufbau einer neuen Liga-Mannschaft mit voranzutreiben?
Haerting: „Wir müssen erst einmal sehen, wie der Vorstand sich das alles vorstellt. Momentan kümmern Jan Witt und ich uns um die Zweiten Herren. Aus dem Kader der bisherigen Liga-Mannschaft konnten wir ein paar Spieler auffangen, die im Frühjahr mit in unserem Team in der Kreisklasse spielen werden. Dass wir dort so schlecht dastehen (Anmerkung der Redaktion: Die HuSV-Reserve ist zurzeit Tabellen-15. der Kreisklasse 7), liegt vor allem daran, dass im Herbst immer wieder zahlreiche unserer Spieler im Kreisliga-Team aushelfen mussten. Dadurch konnte unsere Mannschaft niemals vollzählig, geschweige denn mit einer starken und eingespielten Formation, antreten.“
SportNord: Die zahlreichen Niederlagen, die es in der Hinrunde gab, haben doch bestimmt aufs Gemüt geschlagen, oder?
Haerting: „Natürlich war es keine schöne Situation, dass wir immer wieder hoch verloren haben. Ich behaupte einfach einmal: In jedem anderen Verein hätte sich diese Mannschaft vom Spielbetrieb zurückgezogen. Aber unsere Spieler stehen zum HuSV und wenn das jetzt stabilisiert wird und sich dann noch ein paar weitere Akteure dafür begeistern sollten, zu uns zu kommen – dann können wir versuchen, in der Kreisklasse oben mitzuspielen, auch damit wir alle zukünftig wieder etwas mehr Spaß am Fußball haben ...“
SportNord: Also hoffen Sie, dass der HuSV durch das jetzige Reserve-Team irgendwann wieder in die Kreisliga kommen könnte?
Haerting: „Es wäre viel zu früh, das jetzt so als Ziel auszugeben – und wie gesagt: Wir wollen keine Flausen mehr im Kopf haben. Fakt ist, dass wir es sehr schwer haben zwischen dem SC Alstertal-Langenhorn und dem SC Poppenbüttel: Diese beiden Vereine haben jeweils eine sehr schöne Sportanlage und spielen mit ihren Herren-Teams aktuell in der Landesliga-Spitze mit – wir haben dagegen nur einen Grandplatz ... Da fehlen einem dann oftmals auch die Spieler, die man dafür begeistern kann!“
SportNord: Was ist denn aus dem Kunstrasen-Projekt für Hummelsbüttel geworden?
Haerting: „Das war ein Thema und mit Herrn Dennis Thering vom Bezirksamt Wandsbek, das für uns zuständig ist, war das auch angedacht. Aber durch einen Regierungswechsel hat sich das dann zerschlagen: Die SPD hat nicht alle Kunstrasenplatz-Projekte genehmigt und vor allem die, die nicht nur von den Vereinen eigenfinanziert waren, gestoppt. Nun ist es so: Wer als Jugendlicher in Hummelsbüttel lebt und Fußballspielen möchte, weiß, dass es bei SCALA und beim SCP bessere Bedingungen gibt. Deshalb steht unser Verein vor einer ganz, ganz schweren Zukunft: Ich will nicht zu schwarz malen – aber man darf vor dieser Problematik auch nicht die Augen verschließen!“
Interview: Johannes Speckner