Bezirksliga Ost: Verrückter letzter Spieltag – Eilbek II hofft, Geesthacht trauert

Trainer Klaus Pablo Torgau kann mit dem SC Eilbek II nach einem verrückten Saison-Finale auf den Klassenerhalt in der Bezirksliga, in die das Team vor zwei Jahren aufgestiegen war, hoffen.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

„6:5 für Rahlstedt!“ Als Team-Manager Ingo Desombre dies am Sonntag gegen 16.50 Uhr rief, wollten die Spieler des SC Eilbek II ihm zunächst gar nicht glauben – schließlich hatte es nur acht Minuten zuvor noch 5:3 für den FSV Geesthacht 07 beim Rahlstedter SC II gestanden. „Ingo, jetzt ist keine Zeit für Scherze“, entgegnete deshalb Klaus Pablo Torgau, Trainer der SCE-Reserve. Aber Desombre hatte sich keinen Spaß erlaubt, sondern Recht: Die Rahlstedter Reserve schlug die Geesthachter durch Tore in der 88., 91. und 95. Minute tatsächlich noch mit 6:5, wodurch für den FSV der Abstieg aus der Bezirksliga Ost besiegelt wurde und die Eilbeker auf den bestenfalls zur Rettung genügenden 14. Platz kletterten.

Dabei hätte die Ausgangslage für die SCE-Zweite vor dem letzten Spieltag schlechter kaum sein können. Als Tabellenvorletzter hatte sie nämlich nicht nur drei Punkte Rückstand auf den Drittletzten Geesthacht, sondern gastierte zum Abschluss auch noch beim Rang-Zweiten Meiendorfer SV, der mit einem Sieg noch Meister hätte werden können. Dagegen traten die Geesthachter beim bereits abgestiegenen Schlusslicht Rahlstedt II an. „Unsere Hoffnungen auf einen eigenen Sieg waren größer als die darauf, Schützenhilfe zu bekommen“, erklärte Torgau, dessen Schützlinge an der Meiendorfer Straße mutig aufspielten: „Wir hatten den Gegner mehrmals beobachtet und das Gefühl gewonnen, dass wir dort etwas mitnehmen können, was sich dann auch bestätigt hat,“

Tatsächlich ging sein Team mit 1:0 in Führung (Marc-Lennard Vanoucek/35. Minute) und ließ sich auch vom schnellen 1:1 der Heim-Elf (37.) nicht aus der Bahn werfen. Im Parallelspiel führte der Spitzenreiter Oststeinbeker SV beim TSV Glinde zur Pause mit 1:0 und erhöhte nach 72 Minuten auf 2:0 (Endstand 3:0). Dadurch war für die Meiendorfer klar, dass sie zum zweiten Mal in Folge „nur“ Vizemeister werden, was ihnen lediglich dann zum Aufstieg in die Landesliga genügen würde, wenn sich Altona 93 in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga durchsetzt und zusätzlich ein Team für die Oberliga oder Landesliga nicht mehr meldet. Vielleicht auch deshalb kamen die Eilbeker noch zum 2:1-Siegtreffer (Enes-Yigit Tuzcu/77.) und gewannen als zweitschwächste Auswärtsmannschaft der Liga bei der stärksten Heim-Mannschaft.

Trotzdem schienen die Geesthachter zeitgleich im Kampf um den Klassenerhalt zunächst nichts anbrennen zu lassen. An der Scharbeutzer Straße gingen sie in der ersten Halbzeit durch Kayhan Rezazadeh (8.) und Malik Atcha-Dedji (35.) zweimal in Führung. Die Rahlstedter egalisierten jeweils (Sammed Perry Mohammed/34. und Felix Kofi Riedemann/59.). Marvin Wollan stellte für die Geesthachter per Doppelpack auf 4:2 (70./83.). Spätestens, als der dritte RSC-Treffer (Riedemann per Elfmeter/80.) von Atcha-Dedji mit dem 5:3 beantwortet worden war (83.), schienen die Geesthachter den 14. Tabellenplatz sicher zu haben. „Von uns war niemand in Rahlstedt vor Ort. Aber als wir kurz vor Schluss gehört haben, dass es 5:3 für Geesthacht steht, hatten wir den Klassenerhalt schon abgeschrieben“, gab Torgau zu.

Das besagte 5:3 hatte bis in die 88. Minute hinein Bestand. Was dann passierte, war unglaublich: FSV-Keeper Salwan Hussein Shamo Shamo wurde von der RSC-Reserve, die bis dahin insgesamt erst 48 Saisontore erzielt hatte, innerhalb von acht Minuten dreimal bezwungen. Ömer Faruk Turgut (88.), Riedemann mit seinem dritten Streich (90.+1) und Mohammed mit seinem zweiten Tor (90.+5) schossen die Rahlstedter noch zum 6:5-Sieg und die Geesthachter ins Tal der Tränen. Nach nur einem Jahr auf Bezirksebene geht es für das Team von FSV-Trainer Gökhan Dogan zurück in die Kreisliga. „Gökhan und ich haben uns in den letzten Wochen mehrmals getroffen, wenn wir Gegner beobachtet haben – und ich habe ihm immer gesagt, dass es am letzten Spieltag schon die verrücktesten Geschichten gegeben hat“, verriet Torgau.

Dass am Sonntag eine weitere geschrieben wurde, sorgte an der Fichtestraße für großen Jubel „Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass die Oper erst zu Ende ist, wenn die dicke Frau gesungen hat“, bemühte Torgau eine „Weisheit“ aus England. Doppelt bitter für die Geesthachter: Bei einem Sieg hätten sie – weil in der Bezirksliga Süd der Tabellen-14. Zonguldakspor überraschend beim längst abgestiegenen Schlusslicht FTSV Altenwerder mit 1:4 verlor, wodurch sich sein Punkte-Quotient auf 0,87 verschlechterte – sogar den Klassenerhalt sicher gehabt. Denn bei einem eigenen „Dreier“ wären die FSV-Kicker mit 0,9 auf den drittbesten Punkteschnitt der vier Bezirksliga-14. gekommen.

Dagegen müssen sich die Eilbeker nun mit einem Quotienten von 0,8 in diesem Ranking hinter dem VfL Pinneberg (Bezirksliga West) und dem Hamburger SV IV aus der Nord-Staffel (jeweils 1,0) sowie Zonguldakspor auf dem vierten und letzten Platz einreihen. Dies bedeutet, dass sie nur Bezirksligist bleiben, wenn Altona 93 sich in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord behauptet. „Wir haben schon geschaut, wann die drei Altonaer Aufstiegsspiele stattfinden, und planen, live dabei zu sein, um sie anzufeuern“, verriet Torgau, der seine Schützlinge am Dienstagabend, 13. Mai, noch zu einem letzten, lockeren Training bat. Sollten die SCE-Kicker bei den Altonaer Aufstiegsspielen tatsächlich live vor Ort sein, wären sie nicht wieder auf  Ergebnis-Meldungen von Desombre angewiesen …

(Johannes Speckner)

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