
Am Sonntag wurde die Partie des fünften Spieltages der Kreisklasse 3 zwischen dem SVS Mesopotamien II und dem Klub Kosova II von Schiedsrichter Fikret Tirpanci (von Viktoria Harburg) nach 80 Minuten abgebrochen. Zuvor hatte der Referee einem Gäste-Akteur die Rote Karte gezeigt und fühlte sich anschließend von jenem Spieler sowie einem Zuschauer, der zu Kosova gehört, bedroht, weshalb er die Polizei rufen ließ.
SportNord sprach mit Verantwortlichen beider Teams über die Geschehnisse ...
... SVS-Manager Josef Alpsoy berichtete:
„So wie ich den Schiedsrichter verstanden habe, ist er von einem Spieler oder Betreuer von Kosova irgendwie bedroht worden und hat das Spiel dann abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch zehn Minuten zu spielen. Dann hat der Referee den Platzwart gebeten, die Polizei zu rufen. Als die Polizisten erschienen, haben sie alles aufgenommen und der Schiedsrichter hat eine Anzeige gemacht. Diesbezüglich steht nun Aussage gegen Aussage ... Was nun aus sportlicher Sicht dabei herauskommt, weiß ich nicht; ich vermute aber, der Hamburger Fußball-Verband wird eine Verhandlung anberaumen, und dann wird das Spiel entweder neu angesetzt oder mit 3:0 für uns gewertet. Mit einer Neuansetzung könnten wir leben, aber Fakt ist: Uns trifft an diesem Spielabbruch definitiv keine Schuld! Uns kann man keinen Vorwurf machen, denn wir haben den Schiedsrichter, als er sich bedroht fühlte, sogar noch in Schutz genommen.
Der Referee wurde aber auch von niemandem angegriffen oder attackiert; von Kosova-Seite aus gab es nur eine gewisse Wut wegen dem Spielabbruch. Wir von Mesopotamien sind in keinster Weise von einem Spieler oder Verantwortlichen von Kosova bedroht oder beleidigt worden. Zuvor waren wir in einem stets fairen Spiel über 80 Minuten eigentlich permanent überlegen, unser Gegner kam allerdings einmal vor unser Tor und ging mit 1:0 in Führung. In der 70. Minute haben wir dann per Foulelfmeter – ob dieser berechtigt war, konnte ich von meiner Position aus nicht sehen – den 1:1-Ausgleich erzielt. Etwa zehn Minuten später bekam ein gegnerischer Spieler die Rote Karte, vermutlich wegen Beleidigung. Was genau er gesagt hat, habe ich aber nicht gehört und kann somit auch nicht beurteilen, ob ein Abbruch nötig war. Es wären zwar ‚nur‘ noch zehn Minuten zu spielen gewesen – aber es liegt im Ermessen des Schiedsrichters, ein Spiel in so einer Situation abzubrechen.
Ich habe mich nach dem Abbruch noch lange mit dem Manager vom Klub Kosova unterhalten, denn wir beide haben ja auch noch das anschließend anstehende Bezirksliga-Spiel zwischen den beiden Ersten Mannschaften unserer Vereine verfolgt. Er ist genau wie ich der Meinung, dass ein Spieler sich so, wie es der eine Kosova-Spieler in der besagten Situation leider tat, nicht verhalten darf. Egal, was passiert ist, und wenn man sich hundertmal benachteiligt fühlt, muss man nicht so ein Theater machen. Ich denke, dass bei Kosova diesbezüglich intern noch einiges besprochen werden wird. Diese Meinung vertrete ich übrigens auch für meinen Verein: Es kann nicht sein, dass sich ein Spieler zu Beleidigungen oder Bedrohungen hinreißen lässt, auch wenn es zuvor vielleicht sehr merkwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen gab. Es gibt gewisse Regeln, und an die sollten wir alle uns halten, um Spaß und Freude am Fußball zu haben!“
... Bujar Iseni, Betreuer der Kosova-Reserve, erklärte:
„Der Schiedsrichter hat, auch wenn das natürlich Ansichtssache ist, meiner Meinung nach sehr merkwürdig gepfiffen. Einige Spieler von uns haben sich aufgeregt, als er Tätlichkeiten nicht ahndete und dies dann wie folgt erklärte: ‚Ich habe zwar gesehen, dass es einen Tritt gab – aber ich habe schon viermal keinen Elfmeter gegeben, da kann ich jetzt nicht einfach eine Rote Karte zeigen!‘ Das Ansinnen des Schiedsrichters ist ja klar: Er wollte nicht, dass das Spiel noch hitziger wird, weil er Platzverweise oder Elfmeter verhängt – aber für eine Tätlichkeit muss es einfach eine Rote Karte geben, das ist Fakt! In der 70. Minute gab es dann doch einen Elfmeter gegen uns, den Mesopotamien zum 1:1-Ausgleich verwandelte. Gute zehn Minuten später hat sich einer unserer Spieler ein taktisches Foul an der Mittellinie geleistet, wofür er gleich glatt ‚Rot‘ bekam. Nachdem zuvor so viele Tätlichkeiten nicht geahndet worden waren, war diese Entscheidung nicht nachvollziehbar!
Unser Spieler hat sich dann leider dazu hinreißen lassen, den Schiedsrichter zu beleidigen. Ich habe selbst gehört, wie er zu ihm gesagt hat: ‚Schiedsrichter, du Ar...loch!‘ Aber: Er hat den Referee aber definitiv nicht bedroht oder angefasst. Von der Seitenlinie aus rief dann allerdings ein Zuschauer, der zu unserem Verein gehört, mehrere Bedrohungen aufs Spielfeld. Darunter war so etwas wie: ‚Du kommst hier heute nicht heil vom Platz!‘ Dadurch hat sich der Schiedsrichter wohl bedrängt und bedroht gefühlt, weshalb er das Spiel abgebrochen hat und die Polizei rufen ließ. Er wollte eine Anzeige gegen die Person, die ihn bedroht hatte, machen. Allerdings behauptete er zunächst, die Person, die auf dem Spielberichtsbogen als Betreuer eingetragen wurde, hätte ihn von der Seitenlinie aus bedroht – das bin ich selbst, und ich habe definitiv niemanden bedroht und hatte mich vor dem Anpfiff noch freundlich mit dem Referee unterhalten, so dass er mich eigentlich hätte erkennen müssen ...
Allerdings ist die Person, die die Drohungen ausgesprochen hatte, nicht weggelaufen, so dass die Polizei im Zuge der Anzeige auch die korrekten Personalien feststellen und aufnehmen konnte. An dieser Stelle möchte ich einmal zu bedenken geben, dass bei vielen Bundesliga-Spielen tausende Zuschauer den Schiedsrichter bedrohen und beleidigen – ohne dass sie dafür irgendeine Strafe bekommen ... Was für eine Strafe soll es dafür nun bei einer Kreisklassen-Partie geben? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich will derartige verbale Entgleisungen keinesfalls gutheißen, denn so etwas gehört nicht auf den Platz. Wir haben deshalb dem Spieler, der den Schiedsrichter beleidigt hatte, noch am Sonntagabend mitgeteilt, dass er nicht mehr für uns spielen wird, und ihm seinen Spielerpass gegeben. Der Abbruch war in meinen Augen dennoch absolut unnötig, zumal wir zuvor definitiv benachteiligt worden sind – aber das ist Kreisklasse, was soll man da erwarten?“
(JSp)