Aktuell: Frauen-Coach Schulz klagt Jarchow an


Am Sonntag verlor die Erste Frauen-Mannschaft des Hamburger SV ihr erstes Heimspiel in der Ersten Bundesliga gegen den FCR Duisburg mit 0:2. Vor dem Anpfiff waren an der Hagenbeckstraße die WM-OK-Chefin Steffi Jones, Hamburgs Sportsenator Michael Neumann und der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow zu Gast. Auf www.hsv.de wurde Jarchow wie folgt zitiert: „Wir unterstützen den Frauenfußball im HSV nach Leibeskräften!“ (siehe unten stehenden Link).

Daraufhin wandte sich nun Peter Schulz, Trainer der jetzigen Zweiten Frauen-Mannschaft der „Rothosen“ (in der Regionalliga Nord nach einem 5:2-Kantersieg gegen den VfL Oythe zurzeit Tabellen-Zweiter), mit einem offenen Brief an SportNord: „Jetzt rede ich“, betonte Schulz:

„Seit Februar 2008 bekleide ich das Amt als Trainer der jetzigen Frauen-Regionalliga-Mannschaft des HSV. Ich übernahm ein abstiegsbedrohtes Team, das in der Landesliga auf einen Abstiegsplatz lag. Das ausgegebene Ziel des HSV war der Klassenerhalt in der Landesliga. Wir wurden in dieser Saison noch Vierter der damaligen Landesliga und in den beiden folgenden Jahren wurden wir bester Landesliga-Meister (126:22-Tore mit Aufstieg) und auch bester Hamburger Meister (22 Spiele, 21 Siege mit Aufstieg in die Regionalliga Nord) aller Zeiten in der Frauenfußball-Geschichte Hamburgs! Es machte wirklich viel Spaß, explizit die Zusammenarbeit mit meiner Kollegin und Ex-Nationaltorhüterin Claudia von Lanken (Anmerkung von SportNord: Die frühere HSV-Torhüterin von Lanken war bis zum Sommer 2011 Trainerin der Zweiten Frauen-Mannschaft der Hamburger).

Ich bin jetzt seit 22 Jahren Fußballtrainer, im Lehrausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes als Referent tätig und trage wirklich, wirklich die Raute im Herzen – und das mit absoluter Leidenschaft. Mein erstes Bundesliga-Spiel besuchte ich mit meinem Vater am 31. März 1973 gegen Kickers Offenbach, der HSV gewann mit 1:0. Ich bin also wirklich aus Überzeugung HSVer und Trainer, Leistungstrainer bei ‚meinem‘ HSV und es fällt mir schwer, sehr schwer, diese öffentliche Stellungnahme abzugeben! Aber, ich möchte auch morgens noch in den Spiegel schauen und sagen können: ‚Ich habe die Raute im Herzen‘! Leider kann ich es nicht mehr und ich bin nicht mehr bereit, meinen Spielerinnen, die hunderte von Kilometern zum Training und Spiel auf sich nehmen, die heile Welt vorzugaukeln!

Am heutigen Montag las ich auf www.hsv.de folgendes Zitat von Carl-Edgar Jarchow: ‚Wir unterstützen den Frauenfußball im HSV nach Leibeskräften.‘ WAS??? Wie bitte??? Spätestens jetzt kommt mir so ziemlich alles hoch, aber wirklich ALLES. Da wird eine Mannschaft, die Meister der Zweiten Bundesliga Nord wurde, im Sommer 2011 abgemeldet. Nur, weil unsere Erste Mannschaft schon in der höchsten Liga spielte, konnte dieses erfolgreiche Team nicht in die Erste Bundesliga aufsteigen. Die Spielerinnen verließen daraufhin natürlich fast alle den Verein und wurden nicht einmal ‚anständig‘ ausgelobt, im Gegenteil ...

Lieber Carl-Edgar Jarchow, lieber Bastian Reinhardt, wo sind denn eigentlich die 25.000 Euro geblieben, die Vereinsstrafe für das Interview von Frank Rost nach dem Spiel gegen den FC Bayern München in der Vorsaison, die für die Frauen-Abteilung vorgesehen waren, geblieben? Und jetzt, dann ganz öffentlich, die Aussage von unserem Ersten Vorsitzenden Carl-Edgar Jarchow: ‚Wir unterstützen den Frauenfußball im HSV nach Leibeskräften‘ - eine Schmach!

Natürlich bin ich mir nach dieser Stellungnahme der eventuellen Konsequenzen bewusst. Aber, lieber HSV-Vorstand, eines solltet ihr nicht vergessen: Ich bin aus Überzeugung Trainer beim HSV, voller Leidenschaft und mit Herzblut! Und außerdem bestreite ich NICHT meinen Lebensunterhalt mit der Trainertätigkeit – im Gegenteil, ich setze dabei noch zu. Und genau DAS ist der Unterschied ...

Peter Schulz
Trainer Hamburger SV Frauen-Regionalliga“

 Redaktion
Redaktion Artikel