
„Ich bin nur dahin gesprungen, wo er hingeschaut hat!“ So erklärte Björn Schramm auf Nachfrage, wie er den Elfmeter seines Namensvetters Björn Dohrn abwehrte. Diese Parade beim Stand von 1:1 war entscheidend dafür, dass der FC Elmshorn am Sonntag trotz mehr als einstündiger Unterzahl das Derby beim FC Union Tornesch mit 4:1 gewann und damit im Klassement der Landesliga-Hammonia bis auf zwei Punkte an die Tornescher heranrückte. Und für Björn Schramm war es „ein ganz besonderer Moment“, war er doch erstmals als Gegner im „Torneum“ zu Gast, nachdem er bis zum Sommer 2016 selbst lange Jahre für den FC Union gespielt hatte.
Die Elmshorner erwischten zunächst den besseren Beginn: „Wir mussten froh darüber sein, zur Pause nicht schon mit 0:3 zurückgelegen zu haben“, gab Union-Trainer Stefan Dösselmann zu. Dem 0:1, das Wojciech Krauze in der 21. Minute nach einer Rechtsflanke von Madjid Albry erzielte, folgten aber zunächst keine weiteren Treffer. Und da FCE-Rechtsverteidiger Albry, der früh für ein Foul zu Recht mit „Gelb“ verwarnt worden war, in der 28. Minute die Gelb-Rote Karte sah, wurden die Gäste geschwächt: „Das war definitiv kein Platzverweis, da Albry nur den Ball gespielt hat“, sagte Björn Schramm über die Ampelkarte, die selbst einige Union-Spieler „überzogen“ und „unberechtigt“ nannten. Die Hausherren steigerten sich nach dem Seitenwechsel und kamen zügig zum Ausgleich: Dohrn eroberte im Zweikampf mit Gezim Sabani einen Ball und bediente Jannek Laut, der freistehend vor Björn Schramm, den er schon im Hinspiel bezwungen hatte, die Nerven behielt und flach zum 1:1 einschoss (50.).
Zwei Minuten später rannte der Tornescher Philipp Pohlmann, der von 2014 bis 2016 noch für den FCE am Ball war, dann mit seinem Kopf in drei Gäste-Spieler hinein, wurde von Henri Weigand berührt ‒ und bekam dafür einen Foulelfmeter zugesprochen, was eine weitere kuriose Entscheidung von Schiedsrichter Martin Pfefferkorn (vom SC Urania) war. „Das war niemals ein Elfmeter ‒ aber die Gerechtigkeit hat gesiegt“, frohlockte Björn Schramm. Dohrn, der seinerseits einst für den FCE am Ball war, scheiterte nämlich mit seinem flach rechts geschossenen Strafstoß am Keeper, der sagte: „Schlecht geschossen war der Ball nicht ‒ aber ich bin eben in die richtige Ecke gesprungen ...“ Derweil haderte Dösselmann nach dem bereits dritten (!) Elfmeter-Fehlschuss seines Teams in dieser Saison: „Wenn wir hier mit 2:1 in Führung gegangen wären, hätten wir unsere Überzahl vermutlich besser ausspielen und noch ein drittes und viertes Tor nachlegen können.“
Dies gelang stattdessen den in Unterzahl spielenden Krückaustädtern: Nach einer Freistoßflanke war kein Tornescher bei Yannik Kouassi, der aus fünf Metern zum 1:2 einköpfte (70.). „Kouassi ist zwar nicht allzu groß gewachsen ‒ aber in dieser Situation hätten wir ihn trotzdem nicht übersehen dürfen“, tadelte Dösselmann seine Schützlinge für deren Unachtsamkeit nach einer Standardsituation. In der Schlussphase nutzten Maximilian Waskow, der nach seiner Einwechslung ein belebendes Element im Gäste-Spiel war (82.), und Tim Weber (85.) zwei Elmshorner Konter, um zum 1:4-Endstand zu erhöhen. „Der Elfmeter-Fehlschuss war der Knackpunkt“, so Dösselmann, der tadelte: „Uns fehlte in den Zweikämpfen die Bissigkeit, die uns sonst auszeichnet ‒ und die Fehler, die wir eigentlich beim Gegner provozieren wollten, haben wir stattdessen selbst gemacht.“ Er gestehe seinem Team eine so schlechte Leistung zu, ergänzte Dösselmann, der aber zugleich forderte: „Jetzt müssen wir den Hebel wieder umlegen, Gas geben und punkten.“