
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Kaum ein Thema polarisierte im Hamburger Amateurbereich in den letzten Tagen so sehr wie die Entscheidung des Vorstands des VfL 93 Hamburg II, seine zweite Mannschaft für die kommende Saison nicht mehr für die Bezirksliga, in der sie als Ost-Staffel-Zwölfter den Klassenerhalt geschafft hatte, zu melden. SportNord war es wichtig, zu diesem Thema beide Seiten gleichzeitig zu Wort kommen zu lassen. Deshalb veröffentlichen wir erst jetzt, nachdem VfL-Fußball-Abteilungsleiter Marco Ritter uns seine Sicht der Dinge dargelegt hat, die auf der Instagram-Seite des VfL 93 II publizierte Nachricht:
„Und plötzlich reißt man dir den Boden unter den Füßen weg. Wir sind noch immer fassungslos. Am Sonntag fuhren wir nach Billstedt, um zu siegen. Um den Klassenerhalt in der Bezirksliga Hamburg klarzumachen. Und wir lieferten. Blieben drin. Die Freude war riesig, denn wir hatten eine krasse Aufholjagd hingelegt in der Rückrunde.
Gestern dann noch mal ein schönes Abschlusstraining. Gute Laune. Dann der Schock. Unser Trainer teilte uns mit, dass der Verein unsere Mannschaft abmelden wird. Der Antrag: schon raus. Wir hoffen auch heute morgen noch, dass es ein Scherz ist. Aber nein.
Die Gründe: Alle nicht nachzuvollziehen. Angst, man könne nicht mit genügend Leuten antreten (wir haben aktuell 23 Zusagen für die kommende Saison). Außerdem wurde der Trainer gar nicht nach der Kaderplanung gefragt. Ein zu hoher Altersdurchschnitt (seit wann entscheidet bitte das Alter über Leistung). Und der Spielbetrieb sei zu teuer (niemand von uns bekommt Geld). Viele Gründe wurden angeführt, die jedoch nur vorgeschoben sind. Wir stehen sprachlos da. Wissen nicht, wie es weitergehen soll. Die meisten haben für die neue Saison zugesagt. Wir sind vor zwei Jahren aufgestiegen. Haben zweimal die Klasse gehalten. Und wollten nun hochmotiviert als Team wachsen, besser werden und in der Bezirksliga mehr als nur gegen den Abstieg spielen.
Und dann einfach diese Hiobsbotschaft. Vielleicht habt ihr hier als Community eine Idee. Ist das rechtlich erlaubt, kann man sich dagegen wehren? Habt ihr schon mal eine ähnliche Erfahrung gemacht?
Wir sind 23 Jungs vom @vfl93zweite, denen von heute auf morgen ein Teil ihres Lebens genommen wird. Die eine ganze Rückrunde gekämpft haben, um drin zu bleiben. Arbeit abgesagt, Blitzer in Kauf genommen, Familienfeiern an zweite Stelle gestellt. Alles für die Lüge, dass man es für eine weitere Saison in der Bezirksliga tut.“
Nachdem in einem Bericht des „Hamburger Abendblatts“ Jörg Timmermann – zugleich Geschäftsführer des Hamburger Fußball-Verbandes – in seiner Funktion als Präsident des VfL 93 Stellung genommen hatte, wurde auf der Instagram-Seite des VfL 93 II zudem wie folgt Stellung bezogen:
„1. Disziplinlosigkeit -> Angeblich soll es mehrere Vorfälle diese Saison gegeben haben, welche Herr Timmermann nicht benennen wollte oder kann (?). Es gab Kleinigkeiten & Fehler die gemacht wurden: Kleine Tore wurden einmal nach dem Training vergessen anzuschließen. Das Flutlicht wurde einmal nach dem Training an gelassen, wofür übrigens ein ‚Fegdienst’ als Konsequenz übernommen wurde. Nach dem Vorfall bei der Meisterfeier, wo in der Kabine vor zwei Jahren Bier an die Decke gespritzt hatten, wurde diese auch von uns wieder in Stand gesetzt und ein Maler gezahlt. Zudem steht die Mannschaft auf Platz drei der Fairnesstabelle.
2. Trainerwechsel im Winter: Hierbei ging es darum, nach einer desaströsen Wintervorbereitung einen neuen Impuls zu setzen, um den Abstieg zu verhindern. Der Verein wollte die Rollen vom damaligen Co Oliver Schacht und Trainer Andre Bokalarsky tauschen. Letzterer entschied sich zu einem Wechsel in die 1. Herren als Co Trainer & man hatte weiterhin mit Bokalarsky ein vernünftiges Verhältnis. Mit M. Bethke wurde der ehemalige Captain zum zweiten Trainer & auch Thomas als Co Trainer reaktiviert. Man konnte mit den neuen Impulsen zusammen den Abstieg erneut verhindern.“
(Johannes Speckner)