Oberliga: Schwabe folgt im Sommer beim FC Union auf Reibe

Martin Schwabe wird im Sommer 2023 beim FC Union Tornesch vom Reserve- zum Liga-Trainer befördert.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Am 10. Juni 2019 stand Martin Schwabe als scheidender Co-Trainer verantwortlich an der Linie, als der FC Union Tornesch das Aufstiegsspiel der Landesliga-Drittplatzierten gegen den VfL Lohbrügge mit 2:1 gewann, weil Chefcoach Thorben Reibe im Urlaub weilte. Gute vier Jahre später, im Sommer 2023, wird Schwabe (36) das Traineramt bei der Tornescher Liga-Mannschaft von Reibe (40) übernehmen. „Und ich erwarte, dass du mir die Mannschaft dort überlässt, wo ich sie dir übergeben habe – in der Oberliga“, sagte Schwabe am Dienstagabend lachend zu Reibe.

Dieser Dialog fand im Rahmen einer Sitzung im „Torneum“ statt. Bei dieser informierte Reibe die Spieler der ersten und der zweiten Tornescher Mannschaft sowie die Trainer der dritten und vierten Herren darüber, dass er sich entschieden hat, den Verein im Sommer 2022 nach dann fünf Jahren zu verlassen. In der Folge vermeldete Union-Vorstandsmitglied Frank Mettal dann offiziell, dass Schwabe, der vor Beginn der aktuellen Serie die Reserve (Kreisliga 1) übernommen hatte, zum neuen Liga-Trainer befördert wird.

Anschließend nahm sich Schwabe Zeit für ein Interview.

SportNord: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Beförderung?
Schwabe: „Vielen Dank! Mir war wichtig, dass diese anstehende Veränderung schnell und reibungslos kommuniziert wird, denn uns sitzt ein bisschen die Zeit im Nacken. Mir kam zu Ohren, dass bei anderen Vereinen schon vor ein paar Wochen Nägel mit Köpfen für die kommende Spielzeit gemacht worden sind – da mussten wir jetzt nachziehen.“

SportNord: Wann kamen die Vereinsverantwortlichen denn auf Sie zu und haben Sie gefragt, ob Sie neuer Liga-Trainer werden wollen?
Martin Schwabe: „Thorben Reibe und ich pflegen, seitdem ich im Sommer die zweite Mannschaft übernommen habe, einen sehr engen Austausch. Er hat mir seine Entscheidung, dass er den Verein verlassen will, vor ein paar Tagen mitgeteilt. Er begründete seinen Abschied unter anderem damit, dass er es eher mir zutrauen würde, ein neues, schlagkräftiges Team aufzubauen, weil ich die besseren Kontakte zu jungen Spielern haben würde. Denn aus der jetzigen Mannschaft werden sich wohl einige Akteure verabschieden.“

SportNord: Es war zu vernehmen, dass Flemming Lüneburg, Fabian Tiedemann und Jan-Philipp Zimmermann damit liebäugeln würden, ihre Karriere zu beenden.
Schwabe: „Das ist richtig und dieser Umstand sowie die Tatsache, dass wir noch nicht wissen, ob Union Tornesch in der kommenden Saison in der Ober- oder in der Landesliga spielt, erschweren die vor mir liegende Aufgabe natürlich ungemein. Fakt ist, dass es im Tabellenkeller der Oberliga unglaublich eng zugeht. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass sich gerade die Spieler, die im Sommer 2022 aufhören oder woanders hingehen, nicht mit einem Abstieg aus Tornesch verabschieden wollen: Sie werden bis zum letzten Spieltag alles dafür geben, dass der FC Union die Oberliga hält.“

SportNord: Wie sieht es denn mit den anderen Leistungsträgern aus?
Schwabe: „Ich habe bisher mit drei Spielern gesprochen, und alle drei haben mir ihr Ja-Wort für die kommende Saison gegeben: Jari Maack, Patrice Meyer und Morris von Winckelmann haben gesagt, dass sie sich sehr freuen, dass ich das Traineramt übernehme, und bleiben dem Verein treu. In den kommenden Wochen werde ich auch mit allen anderen Spielern der ersten und zweiten Mannschaft, aber natürlich auch mit potenziellen Neuzugängen das Gespräch suchen. Natürlich hoffe ich, möglichst viele der jetzigen Liga-Spieler davon überzeugen zu können, mindestens noch ein Jahr dranzuhängen.“

SportNord: Wie steht es um Björn Dohrn, der mit seinen Toren seit seiner Rückkehr von Altona 93 so etwas wie die „Tornescher Lebensversicherung“ ist?
Schwabe: „Dohrn hätte ohne Frage das Potenzial, auch in anderen Oberliga-Mannschaften eine gute Rolle zu spielen. Allerdings arbeitet er als Polizist im Schichtdienst, weshalb er wohl nicht immer regelmäßig mittrainieren kann. Unstrittig ist, dass wir alle uns sehr freuen würden, wenn er beim FC Union bleibt. Mit seiner Erfahrung wäre er im zukünftigen Team sicher eine Leitfigur, vielleicht könnte er unser neuer Kapitän werden. Bisher konnte ich aber noch nicht mit ihm sprechen, auch wenn er am vorletzten Wochenende einmal bei unserer zweiten Mannschaft ausgeholfen hat.“

SportNord: Reibe brachte 2019 auch Norman Baese, Lennart Dora und Fabian Knottnerus vom VfL Pinneberg mit nach Tornesch. Wie geht es bei ihnen weiter?
Schwabe: „Auch das ist noch fraglich. Wie gesagt, ich möchte möglichst viele Spieler des jetzigen Teams halten und werde mit allen Mitteln versuchen, sie von einem Verbleib beim FC Union zu überzeugen. Aber diese Mittel sind natürlich begrenzt – ich kann mit einer großartigen Sportanlage und im Falle des Klassenerhalts mit der Oberliga werben, und in unserer Region gibt es ja nun einmal nicht allzu viele Oberligisten. Aber gerade mit Blick darauf, dass einige unserer jetzigen Liga-Spieler in Hamburg leben, sind das vielleicht nicht die besten Argumente. Und gerade ihnen würde es angesichts der steigenden Benzinpreise niemand verübeln, wenn sie sich lieber einem Hamburger Klub, bei dem sie vielleicht sogar noch den einen oder anderen Euro verdienen könnten, anschließen würden.“

SportNord: Können Sie schon etwas zur Zielsetzung in der kommenden Saison sagen?
Schwabe: „Dazu ist es zu früh. Wenn der Klassenerhalt gelingen sollte, würde es für uns aber vermutlich auch in der nächsten Serie darum gehen, uns in der Oberliga zu halten. Dass es gerade für einige jüngere Spieler attraktiver wäre, in der Tabelle nicht nur unten herumzukrebsen und einen defensiven Spielstil zu pflegen, sondern in höheren Gefilden mitzumischen und auch fußballerisch den nächsten Schritt zu machen, steht außer Frage.“

SportNord: Werden Sie neben dem Bemühen, externe Neuzugänge zu verpflichten, auch Spieler aus der Reserve mit nach oben nehmen? Torjäger Janko Behrs, Spielmacher Tim Witte und Verteidiger Linus Schmitt wären Kandidaten, die dafür infrage kommen könnten.
Schwabe: „Ja es gibt in meiner jetzigen Mannschaft einige Spieler, denen ich es zutrauen würde, für den Verein auch in der Ober- oder Landesliga gegen den Ball zu treten. Jari Maack, Meyer und von Winckelmann, die einst mit vielen der jetzigen Spieler von den zweiten Herren in der A-Jugend-Regionalliga aktiv waren, sind schon einen Schritt weiter – aber ich würde gerne versuchen, weitere junge Spieler an die Oberliga heranzuführen. Wir sind der Verein, bei dem junge Akteure diese Chance bekommen. Aber klar ist auch, dass die Spieler dazu bereit sein müssen, hart zu arbeiten: Talent alleine genügt nicht, sondern dazu gehört auch Fleiß. Deshalb muss ich mit diesen Spielern sprechen und sie um eine ehrliche Rückmeldung bitten: Wollen sie versuchen, den Sprung in die Liga-Mannschaft zu schaffen, oder lieber bei der Zweitvertretung bleiben und den bequemen Weg wählen?“

SportNord: Mit der Union-Reserve sind Sie Spitzenreiter der Kreisliga 1. Ist ein Aufstieg in die Bezirksliga angesichts der veränderten Vorzeichen überhaupt noch sinnvoll?
Schwabe: „Ja definitiv. Das ist und bleibt unser Saisonziel, das ich persönlich unbedingt erreichen will. Einerseits, weil es noch nie eine zweite Mannschaft von Union Tornesch geschafft hat, auf die Bezirksebene zu klettern. Und andererseits, weil es wichtig ist, den Abstand zwischen den ersten und den zweiten Herren zu verringern. Allerdings ist noch fraglich, wer die zweite Mannschaft in der kommenden Saison trainieren wird.“

SportNord: Wäre eine interne Lösung vorstellbar? Oder wäre es eine Option, dass Sie die erste und die zweite Mannschaft betreuen?
Schwabe: „Meinem Kenntnisstand nach sollen Ingo Jopp und Mirko Hermsmeier, die aktuell die dritten Herren betreuen, auch zukünftig bei diesem Team die Verantwortung tragen und die dortige, sehr positive Entwicklung fortführen. Dass ich so, wie es Nils Hachmann einst beim Kummerfelder SV gehandhabt hat, die Erst- und Zweitvertretung trainiere, wäre aus meiner Sicht schwer umsetzbar, sofern noch eine Spielklasse zwischen den Teams liegt. Wenn ein neuer, externer Trainer kommt, würde die Vereinsführung gerne einen jungen Mann finden, der modern denkt und zum Klub passt. Aber so ein Übungsleiter ist natürlich schwer zu finden.“

SportNord: Wäre es für Sie und den FC Union von Nachteil, wenn Reibe zur kommenden Saison einen anderen Verein übernehmen würde?
Schwabe: „Wir dürfen nicht blind sein und die Augen davor verschließen, dass die Möglichkeit besteht, dass es so kommt. Thorben Reibe ist mir gegenüber aber sehr ehrlich und hat mir bisher nichts davon gesagt, dass er bei einem anderen Verein im Wort steht.“

SportNord: Bestand für Sie auch die Option, das Angebot zur Beförderung auszuschlagen und in der kommenden Saison weiterhin die zweiten Herren zu trainieren?
Schwabe: „Natürlich hätte ich ‚Nein‘ sagen können, als ich gefragt worden bin, ob ich die Liga-Mannschaft übernehmen will. Aber was wäre dann mit der ersten Mannschaft passiert? Dann wäre noch mehr Zeit ins Land gegangen, bis die Planungen forciert worden wären. Und so gerne ich aktuell die zweiten Herren trainiere, so sehr freue ich mich auch auf die neue, vor mir liegende Aufgabe. Sie wird ohne Frage sehr arbeitsintensiv, aber ich will sie anpacken.“

Interview: Johannes Speckner

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