Verbandsliga: Kuhr „erkannte die Ausweglosigkeit“


Zu Beginn des Jahres gab es Gerüchte, die FT Eider Büdelsdorf würde beim Deutschen Fußball-Bund eine Regionalliga-Lizenz beantragen. Seit Dienstag steht fest: Die Freie Turnerschaft verzichtet, ebenso wie alle anderen Teams der Verbandsliga Schleswig-Holstein, darauf, sich um eine Zulassung für die neue, dreigleisige Regionalliga, die ab dem 1. Juli die vierthöchste Spielklasse Deutschlands sein wird, zu bewerben.

SportNord sprach nun mit Reinhard Kuhr, dem Ersten Vorsitzenden der FT Eider, über die Gründe für den Verzicht ...


SportNord: Wieso hat Ihr Verein keine Regionalliga-Lizenz beantragt?
Reinhard Kuhr: „Im Januar hatte ich mich mit Volker Koppelt, dem langjährigen Mäzen des SC Norddörfer Sylt und jetzigen Geldgeber des FC Haddeby 04, sowie Olaf Timm, einem langjährigen Mitglied im Förderkreis der Liga-Mannschaft des TSV Kropp, zusammengesetzt. Wir haben die Regionalliga-Pläne dann aber nicht weiter verfolgt, denn auch ich musste die Ausweglosigkeit erkennen ...“

SportNord: Was genau macht das Unterfangen ‚Regionalliga-Aufstieg’ so aussichtslos?
Kuhr: „Ich schätze, wir hätten zwischen 400.000 und 500.000 Euro investieren müssen – das ist einfach eine zu hohe Summe!“

SportNord: Sehen Sie in Schleswig-Holstein Vereine, die in der Regionalliga mitmischen könnten?
Kuhr: „Außer der KSV Holstein Kiel, die über einen großen Sponsoren-Kreis verfügt, sehe ich nicht einen einzigen Klub! Das war ja auch mein Ansporn, zu versuchen, etwas auf die Beine zu stellen – denn eigentlich haben wir in Büdelsdorf ein schönes Stadion und hätten die Möglichkeit, sportlich etwas zu erreichen.“

SportNord: Weshalb wird die FT Eider in der kommenden Saison trotzdem nur in der Schleswig-Holstein-Liga um Punkte kämpfen?
Kuhr: „Es ist leider so, dass sich die ortsansässigen Firmen kaum engagieren – sie haben andere Interessen. Und ohne potente Geldgeber ist es einfach nicht möglich, im Fußball nach oben zu kommen. Wir bräuchten einen Millionär ...“

SportNord: Aber weshalb sollte ein Millionär sein Geld in Eider Büdelsdorf stecken?
Kuhr: „Es müsste natürlich ein fußball-verrückter Millionär sein ... Wissen Sie, wenn ich bei einer Fernseh-Quiz-Show eine Million Euro gewinnen würde, dann würde ich einen Großteil des Geldes in unsere Erste Fußball-Mannschaft stecken – ich bin so bekloppt!“

SportNord: Denken Sie, dass Sie, auch ohne Aufstiegsperspektive, für die kommende Saison eine schlagkräftige Truppe zusammenbekommen werden?
Kuhr: „Es wird natürlich verdammt schwer, denn es geht ja sozusagen ‚nur’ darum, in der Schleswig-Holstein-Liga eine gute Rolle zu spielen – den Aufstieg wird wohl keine Mannschaft anpeilen können. Aber andererseits ist es ja so, dass es in unserem Umkreis kaum noch einen vernünftigen Verein gibt – wenn ein guter Fußballer leistungsorientiert spielen will, muss er entweder nach Kropp oder zu Eider kommen.“

SportNord: Ist eine Fusion der FT Eider mit dem Büdelsdorfer TSV noch ein Thema?
Kuhr: „Ich persönlich denke immer an eine Fusion, und meine Tür steht für diesbezügliche Gespräche auch immer offen. Aber von Seiten der BTSV-Verantwortlichen sehe und spüre ich leider wenig Interesse an einem Zusammenschluss, so dass wohl auch in den nächsten Jahren beide Klubs jeweils in ihrem eigenen Saft schmoren werden.“


Interview: Johannes Speckner

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