Schleswig-Holstein-Liga: Zwei unterschiedliche Halbzeiten


Zugegeben, etwas übertreibt der geneigte Betrachter schon, wenn er sagt, dass der Vereinsname von Flensburg 08, also „08“, auch der Pausenstand hätte sein können. „Aber mit 4:0 oder 5:0 hätten wir zur Pause durchaus führen können, ja müssen“, stellte 08-Coach Torsten Böker nach dem Schleswig-Holstein-Liga-Nachholspiel beim TuS Hartenholm am Ostersonnabend fest. Schon in der dritten Minute tauchte Nicholas Holtze frei vor TuS-Torwart Jacob Lübke auf, der einen Tag vor seinem 28. Geburtstag stark parierte. Nur zwei Minuten später schob erneut Holtze freistehend am Ziel vorbei und in der achten Minute jagte Ihab Hathat den Ball aus guter Position über die Latte. Die Hartenholmer bekamen in dieser Phase überhaupt keinen Zugriff auf due Partie.

Die Flensburger konnten schalten und walten, was sich nach einer knappen Viertelstunde auch im Ergebnis ausdrückte: Holtze wurde links im TuS-Strafraum angespielt, setzte sich dann stark im Eins-gegen-Eins-Duell durch und vollstreckte aus Nahdistanz zum 0:1.
In der 21. Minute gab Lennart Holfert den ersten Torschuss der Hausherren ab, dem es aber an der nötigen Präzision fehlte. Danach hatten weiterhin die Gäste klare Vorteile. Immer wieder griffen sie gut über die Flügel an und ein solcher Spielzug bescherte ihnen auch ihr zweites Tor, als Fleming Barth aus kurzer Entfernung zum 0:2 einschob (35.). Da die Flensburger Angreifer weitere gute Gelegenheiten vergaben, war dies zugleich der Pausenstand. Direkt nach dem Wiederbeginn gelang den Segebergern dann das Anschlusstor: Einen Eckstoß wehrten die Gäste zunächst ab, doch die zweite Flanke von Kjell Brumshagen nagelte Holfert zum 1:2 ins Netz (46.).

Dieses schnelle Tor gab den Hartenholmern vor den Augen von 210 Zuschauern spürbar neues Selbstvertrauen: Holfert und Jannik Holz, die in der ersten Halbzeit „quasi nicht stattfanden“, wie TuS-Liga-Obmann Heinrich-Wilhelm Genz es ausdrückte, sorgten nun immer wieder für Gefahr vor dem Flensburger Gehäuse. „Aus dem Spiel heraus haben wir zwar nichts zugelassen, aber die hohen Bälle des Gegners haben uns vor Probleme gestellt“, so 08-Trainer Torsten Böker, der zugab: „Wir haben uns vom Kampfgeist der Hartenholmer beeindrucken lassen!“ Nachdem Holfert seinen Kopfball nach einem weiteren Eckball über die Latte gesetzt hatte (59.), hatte der Flensburger Marco Nagel allerdings zweimal die Chance, das 1:3 zu erzielen: Seinen Lupfer lenkte der etwas zu weit vor seinem Tor stehende Lübke soeben noch über die Latte (61.), drei Minuten später geriet Nagels Direktabnahme viel zu hoch.

In der 65. Minute sahen die gut 200 Zuschauer eine dicke Ausgleichschance: Eine Flanke von Jannik Holz aus dem rechten Halbfeld leitete Holfert artistisch weiter gen langen Pfosten, doch 08-Keeper Dennis Emken parierte stark. In der Schlussphase erreichte die Dramaturgie dann ihren Höhepunkt: Nach einer schönen Flensburger Kombination über Thomas Carstensen und Dawid Kroll konnte Lübke den scharfen Schuss nicht festhalten und Barth staubte ab ‒ doch sein Treffer zählte wegen einer Abseitsstellung nicht (81.). Nur eine Minute später wurde Barth nach einem langen Pass erneut wegen „Abseits“ zurückgepfiffen. Statt 1:3 hieß es dann in der 86. Minute dann plötzlich 2:2. Nach einer von den Gästen unzureichend geklärten Freistoßflanke kam Martin Genz, der dem TuS-Spiel nach seiner Einwechslung neue Impulse gab, von rechts zum Flanken und Robert Wasner köpfte am langen Pfosten gegen Emkens Laufrichtung zum 2:2-Endstand ein.

„Wir haben eine starke Moral gezeigt“, freute sich Heinrich-Wilhelm Genz, während Böker haderte: „Es ist sehr ärgerlich, dass wir nach unserer 2:0-Führung nicht gewinnen konnten ‒ aber wir sind in der zweiten Halbzeit nicht mehr richtig ins Spiel gekommen!“

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