
Im Schleswig-Holstein-Liga-Spiel zwischen dem Tus Hartenholm und dem PSV Neumünster hatte es die fünfminütige Nachspielzeit so richtig in sich. Zunächst fiel in der 91. Minute der 2:2-Ausgleich für die Neumünsteraner: Bei einem 17-Meter-Freistoß beorderte TuS-Torwart Jacob Lübke sieben Spieler in seine Abwehrmauer. Der PSV-Schütze Marinko Ruzic guckte Lübke aber aus und zirkelte den Ball butterweich in die Torwart-Ecke. „Das war ein Fehler von Lübke – dieser Gegentreffer darf so niemals fallen“, haderte TuS-Trainer Jörg Schwarzer.
Und Schwarzer hatte kurz darauf noch zwei weitere Male Grund zum Ärger hatte. Denn sein Team hatte gleich zweimal die Chance, den späten Ausgleichstreffer postwendend noch mit dem 3:2 zu beantworten. Zunächst kam der aufgerückte TuS-Verteidiger Björn Johannsson nach einem Eckstoß zum Kopfball, den PSV-Keeper Jan-Hendrik Seelow aber parierte, indem er reflexartig seine Arme nach oben riss (93.). Eine Minute später hatten die Hartenholmer Anhänger unter den 250 Zuschauern bei einem 16-Meter-Schuss von Kjell Brumshagen den Torschrei schon auf den Lippen – der Ball wäre wohl exakt im Winkel gelandet, aber Seelow fischte ihn noch sensationell aus selbigem heraus. Verständlich, dass Schwarzer nach dem kurz darauf folgenden Abpfiff zunächst „zwei verlorene Punkte“ beklagte. Nur wenige Minuten später war Schwarzers Ärger aber verflogen und er kam im Gespräch mit PSV-Coach Patrick Nöhren auf den gemeinsamen Nenner, dass „beide Mannschaften mit dem diesem Ergebnis leben können“.
Ähnlich äußerten sich viele Zuschauer, die es nicht bereuten, dass sie den Sportplatz trotz schlechten Witterungsbedingungen den heimischen vier Wänden vorgezogen hatten. „Es war ein sehr gutes Spiel auf hohem Schleswig-Holstein-Liga-Niveau, in dem es über 90 Minuten rauf und runter ging“, sagte Schwarzer begeistert. Die Hartenholmer fanden gut in die Partie – die Feierlichkeiten nach ihrer erstmaligen Qualifikation für die Hallen-Meisterschaft waren also offenbar so rechtzeitig beendet worden, dass eine gute Vorbereitung auf das PSV-Spiel möglich war. Nach einer knappen halben Stunde gingen die Hausherren in Führung: Seelow wollte in seinem Strafraum einen Ball aufnehmen, doch der Hartenholmer Jannik Holz ging rotzfrech dazwischen und wurde dann vom Keeper umgerannt. Allerdings protestierten die Gäste energisch, als Schiedsrichter Daniel Siemers (vom TSV Griebel) auf Strafstoß entschied. Diesen verwandelte Christian Jaacks zum 1:0 (29.).
Beide Mannschaften zeigten, obwohl der Boden sehr tief war, jeweils einige schöne Pass-Passagen. Und nach einem ihrer gefälligen Spielzüge kamen die Gäste zum Ausgleich, als Issam Khemiri links bis zur Grundlinie durchging und dann gut zurückpasste zu Patrick Fürst, der zum 1:1 einschoss (36.). Nach einem weiteren ruhenden Ball ging die Heim-Elf erneut in Führung: Ein Freistoß von Martin Genz fand an Freund und Feind vorbei den Weg ins Tor. Nachdem ein Gäste-Verteidiger über den Ball geschlagen hatte sah auch Seelow unglücklich aus, weil die Kugel über ihn hinweg ins Netz sprang (39.). „Diesen Freistoß muss ein Torwart halten“, tadelte PSV-Obmann Volker Bernaschek, der dem Spiel nur bis zur Pause beiwohnte. Im zweiten Durchgang hätten die Hartenholmer ihre Führung ausbauen können: Ein Holz-Tor zählte wegen einer Abseitsstellung nicht, weitere gute Konterchancen wurden überhastet vergeben. Allerdings hätten die Neumünsteraner auch zeitiger ausgleichen können: Fürst lief gleich zweimal alleine auf das TuS-Tor zu, zielte aber jeweils vorbei. Und Khemiri setzte den Ball bei der besten PSV-Chance aus fünf Metern über das leere Tor.