
Am Montagabend durfte auch der FC St. Pauli II endlich sein erstes Pflichtspiel der neuen Saison absolvieren. Nachdem am ersten Spieltag der Regionalliga Nord das Gastspiel der St. Pauli-Reserve bei Hannover 96 II abgesagt worden war, weil sich ein 96-Akteur mit der Schweinegrippe infiziert hatte (SportNord berichtete), ging es nun im heimischen Millerntor-Stadion gegen den Halleschen FC.
Beachtlich: 1.655 Zuschauer, darunter etwa 200 aus Sachsen-Anhalt angereiste HFC-Anhänger, hatten den Weg ans Millerntor gefunden. Am Rande sei erwähnt: So viele Schaulustige konnte Altona 93 in der vergangenen Saison zu keinem einzigen Regionalliga-Heimspiel im Victoria-Stadion an der Hoheluft begrüßen – damals bedeuteten 1.530 zahlende Gäste beim Duell mit der KSV Holstein Kiel am 13. September 2008 die Bestmarke. Im ersten Durchgang hatten nur die Gäste gute Chancen. Bereits nach zwei Minuten setzte David Sieber den Ball nach einem Freistoß von René Stark über die Latte, und HFC-Stürmer Thomas Neubert, der in der Saison 2006/2007 16 Mal in der alten Regionalliga Nord für die KSV Holstein Kiel am Ball war, zögerte zu lange mit dem Abschluss (21.).
Eine Flanke von David Sieber segelte zudem knapp an Neubert und Pavel David vorbei (30.). Nach dem Seitenwechsel zischte ein Freistoß des Tschechen David knapp über das St. Pauli-Gehäuse. Der erste Eckstoß der Gäste hatte dann das 0:1 zur Folge: Steve Finke köpfte die Hereingabe von Nico Kanitz ein. Der Rückstand war für die Hamburger wie ein Weckruf, doch einen 18-Meter-Schuss von Jonathan Bourgault kratzte HFC-Keeper Darko Horvat soeben noch aus dem Winkel (57.). Als im Gegenzug St. Paulis Torwart Arvid Schenk einen Rückpass seines Mitspielers Marlon Krause aufnahm, sprach der gute Schiedsrichter Daniel Siebert (vom FC Nordost Berlin) den Gästen einen indirekten Freistoß zu, den David aber in die Mauer hämmerte.
So konnte die St. Pauli-Reserve in der 70. Minute den Ausgleich bejubeln: Nachdem ein Schuss von Jan-Philipp Kalla noch zu sanft gewesen war (69.), spielte der 19-Jährige Stefan Winkel wenig später drei Hallenser schwindelig und vollstreckte aus zehn Metern eiskalt zum 1:1. Anschließend hätte auf beiden Seiten noch der Siegtreffer fallen können – doch Matthias Hinzmann köpfte eine Bourgault-Ecke ebenso knapp am Ziel vorbei (74.) wie auf der Gegenseite Adli Lachheb einen Kanitz-Eckstoß (90.). Nach der gelungenen Regionalliga-Premiere der St. Pauli-Reserve betätigte sich die Erste Mannschaft des Kiez-Klubs als „Party-Killer“ und kam am zweiten Spieltag der Zweiten Bundesliga beim TSV Alemannia Aachen, der sein neues Tivoli-Stadion eröffnete, zu einem 5:0-Kantersieg.
Nach dem Abpfiff konnte sich kein St. Paulianer mehr über diesen Triumph und den Sprung an die Tabellenspitze freuen, denn ein St. Pauli-Fan stürzte beim Jubeln im Tivoli-Stadion mehrere Meter in die Tiefe und musste wiederbelebt werden. Immerhin gab es am Dienstagvormittag die gute Nachricht, dass der 38-Jährige trotz schwerer Kopfverletzungen nicht mehr in Lebensgefahr schwebt. Bei solchen Ereignissen rückt der Fußball in den Hintergrund – SportNord wünscht dem St. Pauli-Fan Gute Besserung und schnelle Genesung!
(JSp)