Regionalliga: Sachsen Leipzig stellt Insolvenzantrag


Der Regionalligist FC Sachsen Leipzig hat am gestrigen Mittwoch beim Amtsgericht Leipzig einen Insolvenzantrag eingereicht. Den Klub, der unter seinem früheren Namen „BSG Chemie Leipzig“ im Sommer 1964 Meister der alten DDR-Oberliga wurde, drückt ein Schuldenberg von insgesamt rund zwei Millionen Euro. Neben einem kurzfristigen Defizit von 500.000 Euro gibt es langfristige Verbindlichkeiten von 1,5 Millionen Euro.

Sollte das Insolvenz-Verfahren eröffnet werden, stünde der FC Sachsen als erster von vier Absteigern aus der Nord-Staffel fest. Auch sportlich droht den Messestädtern der Abstieg: Als Tabellen-Vorletzter beträgt der Rückstand auf den rettenden 14. Rang bereits sieben Punkte. Sollte der Klub, der 2001 schon einmal Pleite gegangen war, im Laufe des Insolvenzverfahrens liquidiert werden und die Regionalliga-Saison nicht regulär zu Ende spielen können, müssten alle bisherigen Partien mit Beteiligung der Leutzscher annulliert und aus der Gesamt-Wertung herausgenommen werden.

Dies hätte im Klassement einige Veränderungen zur Folge: Zum jetzigen Zeitpunkt würden der Hallescher FC (4:0-Tore) und Hertha BSC Berlin II (3:2) jeweils vier Punkte (und die gegen Leipzig erzielten Treffer) verlieren. Acht Teams würden jeweils drei Punkte abgezogen werden: Dem FC Hansa Rostock II (4:0-Tore), FC Oberneuland (3:0), Altona 93 (3:1), Türkiyemspor 1978 Berlin (2:0), Chemnitzer FC (2:1) sowie VFC Plauen, 1. FC Magdeburg und Hannover 96 II (jeweils 1:0). Fünf Klubs würden jeweils einen Punkt verlieren: Hamburger SV II und KSV Holstein Kiel (jeweils 1:1-Tore) sowie VfB Lübeck, SV Wilhelmshaven 92 und SV Babelsberg 03 (0:0). Aus der Bilanz des FC Energie Cottbus II (1:2) und VfL Wolfsburg II (0:1) würde jeweils nur eine Niederlage gestrichen werden.

Die Verantwortlichen des FC Sachsen hoffen jedoch, dass die Gläubiger dem Insolvenzplan zustimmen, und der Traditionsverein nicht nur diese Regionalliga-Saison regulär beenden, sondern in der kommenden Spielzeit, dann vermutlich in der Oberliga Nordost-Süd, einen Neuanfang wagen kann. Unklar ist noch, welche Rolle Dr. Michael Kölmel, Besitzer des Leipziger Zentralstadions, das 44.000 Zuschauern Platz bietet und für die Weltmeisterschaft 2006 neu erbaut wurde, bei der Zukunft des FC Sachsen spielen wird. Kölmel ist darauf angewiesen, dass in seinem Stadion ein höherklassiger Klub spielt, und könnte dem FC Sachsen einen Kredit gewähren – denn bei einem Abstieg in die Oberliga würde Sachsen wohl in den heimischen Alfred-Kunze-Sportpark zurückkehren.

Kölmel kann allerdings auch darauf hoffen, dass der Lokal- und Erzrivale des FC Sachsen, der 1. FC Lokomotive Leipzig (dessen Vorgänger-Klub VfB Leipzig 1999 und 2004 ebenfalls zwei Pleiten hinlegte), der momentan in der Oberliga Nordost-Süd Tabellen-Zweiter ist, den Durchmarsch in die Regionalliga schafft und aus seinem Bruno-Plache-Stadion ins Zentralstadion zieht. Außerdem erwägen der Drittligist SG Dynamo Dresden, der Probleme mit dem Bauherren des neuen Stadions in Dresden hat, und der Regionalliga-Zweite Hallescher FC, dessen Kurt-Wabbel-Stadion arg renovierungsbedürftig ist und keinesfalls Drittliga-Ansprüchen des Deutschen Fußball-Bundes genügt, einen Umzug ins Zentralstadion, für das Kölmel pro Partie einen Mietpreis von 15.000 Euro verlangt.

(JSp)

 Redaktion
Redaktion Artikel