Oberliga: Wachter-Wechsel nach Altona geplatzt


Es wäre einer der größten Transfers in diesem Sommer im Hamburger Amateur-Bereich gewesen: Jeremy Wachter, der in den vergangenen vier Spielzeiten der Oberliga Hamburg in 119 Partien 101 Tore schoss, sollte vom Fünftligisten TuS Osdorf zum Nord-Regionalligisten Altona 93 wechseln. Entsprechend groß vermeldeten einige Medien diesen Wechsel – der nun aber, wie SportNord am Donnerstag exklusiv erfuhr, platzte. „Ich werde beim TuS bleiben“, erklärte der 27-Jährige Wachter, der somit vor seiner sechsten Saison am Blomkamp steht.

Dabei war eigentlich schon Einigkeit über den Wechsel erzielt worden. Nachdem er mit Richard Golz und Andreas Bergmann, dem neuen Sportlichen Leiter sowie dem ebenfalls neuen Trainer der Altonaer, zusammengesessen und ein Vertragsangebot erhalten hatte, hatte sich Wachter noch mit Guido Krenzk ausgetauscht. Und sein Ex-Coach beim SV Rugenbergen II, hauptberuflich Spielerberater, befand den von Golz offerierten Kontrakt nach leichten Nachverhandlungen für gut. „Eigentlich lag es nur noch an mir, mir alles zu überlegen und dann den Vertrag zu unterschreiben“, erinnerte Wachter sich an den Montag, 15. Juni.

Am Dienstag, 16. Juni berichteten aber bereits mehrere Medien über den Wechsel. In einem Online-Medium wurde Wachters Schambeinentzündung sehr intensiv beleuchtet: „Da klang es fast so, als sei ich ein Krüppel und als wären die Altonaer Verantwortlichen bescheuert, dass sie einen verletzten Spieler in die Regionalliga holen“, echauffierte sich Wachter, der klare Worte an den Verfasser der Zeilen richtete: „Ich dachte eigentlich, dass er dem TuS Osdorf, den Altonaern und auch mir wohlgesonnen wäre, weil wir in den letzten Jahren immer gut zusammengearbeitet haben – aber jetzt muss er sich definitiv nicht mehr bei mir melden, ihm werde ich nie wieder auch nur ein einziges Wort sagen.“ Der Redakteur sei „letztlich dafür verantwortlich“, dass ihm „der Sprung in die Regionalliga“, in der er „gerne höherklassige Erfahrungen gesammelt hätte, versaut worden“ sei, so Wachter.

Fakt ist: Die Sätze, die auf einer Internet-Seite über die Schambeinverletzung von Wachter geschrieben wurden, brachten die 93-Offiziellen zum Nachdenken. „Sie haben verlangt, dass ich mich verschiedenen medizinischen Untersuchungen unterziehe“, berichtete der Angreifer, der bei mehreren Ärzten sowie im UKE-Athleticum vorstellig wurde und sich schließlich in der Endo-Klinik einer MRT-Untersuchung unterzog. „Dadurch hat sich alles enorm hinausgezögert“, so Wachter, der nach Ansicht der MRT-Bilder von einem Arzt die Diagnose bekam, dass er „vor dem Winter nicht mehr Fußball spielen könne“. Auf diese ärztliche Meinung reagierte Wachter nicht geschockt, sondern vielmehr skeptisch: „Ich bin kein Arzt, aber im Gegenzug ist der Arzt auch kein Fußballspieler – und ich weiß nicht, ob er deshalb so schnell zu dem Urteil kommen kann, dass ich im Jahr 2020 keinen Leistungssport mehr betreiben kann.“ Wachter selbst ist der Meinung, dass es „mit einer Schambeinentzündung natürlich lange dauern kann, sie aber auch ebenso gut schnell abklingen kann“.

Bei den Altonaer Verantwortungsträgern wurden die Zweifel am Sinn einer Verpflichtung des Angreifers durch die Prognose des Arztes allerdings noch größer. Am Ende machten sie Wachter ein reduziertes Angebot: Er sollte für eine deutlich geringere Entlohnung für sie auf Torejagd gehen. „Darüber habe ich mir Gedanken gemacht und bin, nach Gesprächen mit meiner Familie und meinem Arbeitgeber, zu dem Schluss gekommen, dass ich den erhöhten Aufwand in Altona mit viermaligem Training pro Woche nicht betreiben werde“, so Wachter, der hauptberuflich Lagerist ist und präzisierte: „Ich möchte auch noch freie Zeit mit meiner Familie verbringen – deshalb fiel mir der Schritt, den Altonaern abzusagen, letztlich nicht schwer.“ Am Donnerstagabend wurde Golz informiert.

Aufgrund seiner Auftritte in den letzten Jahren hat der Stürmer eine relativ breite Brust: „Ich habe meine Leistung immer gebracht, sogar anderthalb Jahre lang mit der Verletzung – und ich weiß, was ich kann.“ Die Osdorfer Verantwortlichen um Manager Cemil Yavas hätten ihm auch „stets Vertrauen entgegen gebracht“, sagte der Vater zweier Kinder dankbar, um festzustellen: „Wenn die Offiziellen von Altona 93 dieses Vertrauen nicht haben, ist es für mich besser, beim TuS zu bleiben, wo ich auf meine Art und Weise fit werden kann.“ Abschließend stellte Wachter noch einmal klar, dass der TuS Osdorf für ihn „mehr als nur ein Verein“ ist: „Ich komme aus Osdorf, wohne noch immer hier, habe viele Freunde in der Mannschaft und in deren Umfeld – insofern freue ich mich auf das, was noch vor uns liegt.“

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