Oberliga: Vicky verzichtet auf Regionalliga-Bewerbung


Der SC Victoria, der zuletzt drei Mal in Folge Meister der höchsten Hamburger Spielklasse wurde, wird sich beim Deutschen Fußball-Bund nicht um eine Regionalliga-Lizenz für die kommende Saison bewerben! Bevor am Montag, 15. März, um 15.30 Uhr die Abgabefrist des DFB endet, erklärte Helmuth Korte, Erster Vorsitzender von „Vicky“: „Wir werden den ersten Teil der Bewerbungsunterlagen nicht einreichen!“

Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr hatten die Victoria-Verantwortlichen den ersten Teil, in dem es um die technisch-organisatorischen Bedingungen geht, nach Frankfurt geschickt; den zweiten Teil der Bewerbungsunterlagen, in dem es um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit geht, reichte „Vicky“ aber vor Jahresfrist nicht mehr ein. „Auf diesen Quatsch hatten wir nun keine Lust, das sollte sich so nicht wiederholen“, so Korte, der auf Nachfrage von SportNord klar stellte: „Um in der Regionalliga nicht chancenlos gleich wieder abzusteigen, hätten wir einen Etat von 500.000 bis 750.000 Euro zusammen bekommen müssen – und dieses Ziel haben wir deutlich verfehlt ... Wir hätten nur ungefähr 200.000 Euro gehabt!“

Victorias Manager Ronald Lotz sagte dazu: „Wenn wir den Sprung in die Regionalliga gewagt hätten, dann hätte es Hand und Fuß haben müssen!“ Bis zuletzt führte Lotz Gespräche mit potentiellen Geldgebern, aber Korthe stellte fest: „Angesichts der Wirtschaftskrise sitzt das Geld nirgendwo mehr so locker wie zu früheren Zeiten. Mit Glück findet man einmal einen Sponsoren, der hundert Euro gibt – aber das reicht nicht, um in der Regionalliga zu bestehen. Und in unserem Verein gibt es nicht nur eine Erste Fußball-Mannschaft, sondern auch noch andere Sparten – da können wir es nicht riskieren, durch das Abenteuer Regionalliga einen gesunden Verein zu verschulden oder sogar in den Ruin zu treiben!“

Aus sportlicher Sicht, das stellte Korte klar, findet er den Aufstiegs-Verzicht „sehr bedauerlich“. Immerhin: Sollte das Team von Trainer Bert Ehm in dieser Saison zum vierten Mal in Folge Hamburger Meister werden (momentan ist es Spitzenreiter der Hamburger Oberliga), könnte in der nächsten Spielzeit der fünfte Titel in Serie angepeilt werden. „Das wäre dann wohl wirklich ein Rekord für die Ewigkeit“, so Korte, der mit Blick auf die Regionalliga zu bedenken gab: „Ob diese Spielklasse wirklich attraktiver ist als die Oberliga Hamburg, wage ich angesichts der vielen Zweiten Mannschaften zu bezweifeln – dennoch hätten wir uns der sportlichen Herausforderung natürlich gerne gestellt!“

Im Sommer 2008, als die Regionalliga Nord neu eingeführt wurde, hätte „Vicky“ den Sprung in die Regionalliga gewagt, scheiterte aber in der Aufstiegsrunde knapp am FC Oberneuland. „Dass Oberneuland überhaupt in dieser Aufstiegsrunde mitwirken durfte, ist in meinen Augen ein Skandal“, so Korte, der betonte: „Damals hatten wir mit einem Etat von 350.000 Euro geplant und vom DFB die Lizenz bekommen – ob der DFB uns nun mit einer solchen Kalkulation noch einmal die Lizenz erteilen würde, wage ich allerdings zu bezweifeln!“ Für Korte steht fest: „Mit einem so geringen Etat wären die deutlich höheren Kosten für die Auswärtsfahrten, die Schiedsrichter und den Sicherheitsdienst kaum finanzierbar!“

Von der jüngst diskutierten Idee, die Regionalligen komplett abzuschaffen, und über den Oberligen gleich die eingleisige Dritte Liga kommen zu lassen, hält Korte übrigens gar nichts: „Ich weiß nicht, was sich Herr Karsten Marschner, der Geschäftsführer unseres Hamburger Fußball-Verbandes, bei diesem Vorschlag gedacht hat – denn der Sprung aus der Oberliga Hamburg in die Dritte Liga wäre ja noch größer!“ Den Fakt, dass das Fernsehgeld in der Dritten Liga deutlich höher wäre als in der Regionalliga, kommentierte Korte wie folgt: „Dann könnte ein Verein höchstens in die Dritte Liga gehen, um sich mit dem TV-Geld zu sanieren, und nach nur einem Jahr sportlich chancenlos wieder abzusteigen ...“

(JSp)

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