Oberliga: Pinneberger Negativtrend hält an


Lange mischte der VfL Pinneberg in der Oberliga Hamburg im Kampf um die Meisterschaft mit. Doch nachdem die Elf von VfL-Coach Michael Fischer vier ihrer vorherigen fünf Partien verloren und nur einen ihrer jüngsten acht Auftritte gewonnen hatte (diesen kurioserweise mit einem 2:0 beim Titelanwärter SC Victoria Hamburg), hatte sie schon vor ihrem letzten Saison-Heimspiel keine Chance mehr darauf, einen der ersten drei Tabellenplätze zu erreichen. Somit ging es am Sonntagnachmittag „nur“ noch um den vierten Rang, als die Pinneberger den TSV Buchholz 08 empfingen. VfL-Coach Michael Fischer bot dabei auch mehrere Akteure auf, die in den letzten Wochen nicht allzu viel Einsatzzeit bekommen hatten. „Das hatte nichts damit zu tun, dass wir diese Partie nicht ernst genommen haben ‒ vielmehr war ich der Meinung, dass diese Spieler, die sich in den vorherigen Trainingseinheiten gut rein gehauen hatten, für uns eine Bereicherung sein würden.“ Fischer agierte mit einer Dreierabwehrkette, musste dann aber mit ansehen, wie sein Team „gnadenlos ausgekontert“ wurde.

Den ersten beiden Gegentoren gingen zudem „gravierende individuelle Fehler“ voraus, so Fischer, der tadelte: „Wenn Pässe über zehn Meter nicht ankommen, fällt mir nichts mehr ein!“ André Müller brachte die Gäste in Führung (21.) und nur sechs Minuten später gelang Arne Gillich das 0:2. Dieser Treffer war herrlich anzuschauen, schließlich jagte Gillich den Ball aus fünf Metern per Fallrückzieher in den Winkel ‒ dabei stand er allerdings nach Ansicht von Fischer „mindestens sechs Meter im Abseits“. In Richtung des Schiedsrichter-Assistenten, dessen Fahne unten blieb, sagte der Trainer deshalb: „Auch, wenn er seinen Blindenhund vergessen hatte, hätte er diese Abseitsstellung eigentlich sehen müssen!“ Das 0:3 entstand dann durch einen aus VfL-Sicht vollkommen überflüssigen Foulelfmeter: Nach einem langen Pass bewegte sich ein Buchholzer in Richtung der Eckfahne aus dem Pinneberger Strafraum heraus. „Alle hatten schon abgeschaltet, aber dann hat Florian Holstein dem Buchholzer unglücklich in die Hacken getreten“, ärgerte sich Fischer. Den von Schiedsrichter Philipp Steiner (von Grün-Weiss Harburg) verhängten Strafstoß nutzte Alexander Gege zum 0:3.

Auf der Gegenseite besaßen vor der Pause auch die Hausherren aussichtsreiche Torchancen, die zweimal Marvin Baese sowie Thorben Reibe, dessen Kopfball aus Nahdistanz nur an die Latte sprang, aber vergaben. „Wir haben eine desolate erste Halbzeit gespielt“, fand Fischer deutliche Worte ‒ und erschöpfte in der Pause bereits sein komplettes Wechselkontingent, indem er drei neue Spieler brachte. Und tatsächlich legten die Kreisstädter eine deutliche Steigerung hin: „Wir haben im zweiten Durchgang ein gutes Spiel gemacht und hatten noch genügend Chancen, um die Partie zu unseren Gunsten zu drehen“, berichtete Fischer. Tim Jeske scheiterte zweimal freistehend, Marvin Baese hatte weiterhin kein Glück beim Abschluss und Flemming Lüneburg traf nur den Pfosten. Der agile Alexander Bork tankte sich laut Fischer gleich zehnmal stark über die rechte Seite bis zur Grundlinie durch und spielte den Ball dann perfekt in den Rücken der TSV-Abwehr ‒ ein Treffer gelang den Pinnebergern aber nach keiner dieser Situationen. „Immer wieder kam noch ein Abwehrbein dazwischen“, so Fischer, der der Verzweiflung nahe war: „Momentan gibt es bei uns das leidige Thema, dass wir einfach nicht treffen!“

So konnte sich TSV-Trainer Thomas Titze, der sein Traineramt bei den Nordheidern mit dem Ende dieser Saison nach dann zwölf Jahren als Herren-Coach und insgesamt 23 Übungsleiter-Jahren in Buchholz aufgibt, über den Sprung auf den siebten Tabellenplatz freuen, während die Pinneberger hinter ihren Nachbarn SV Halstenbek-Rellingen zurückfielen und „nur“ noch Fünfter sind. „Um noch Vierter zu werden, müssen wir jetzt nicht nur unser letztes Spiel bei Germania Schnelsen gewinnen, sondern auch auf einen Ausrutscher von HR hoffen“, weiß Fischer. Trotz klarer Steigerung nach der Pause stufte Fischer die Niederlage „über 90 Minuten betrachtet als verdient“ ein und schickte noch eine klare Botschaft an seine Schützlinge: „Einige unserer Spieler hatten heute weniger Körperkontakte als ein Schachspieler. Sie sind, was Einstellung und Bemühen betrifft, alles schuldig geblieben, so dass auch unsere eigentlich sehr geduldigen Zuschauer zurecht richtig angefressen waren. Es ist sehr ärgerlich, dass wir in unserem letzten Saison-Heimspiel eine nicht Oberliga-reife Leistung gezeigt haben!“

 Redaktion
Redaktion Artikel