
Für den SV Henstedt-Rhen, der in der Oberliga als Vorletzter überwintert, wird nach der Abschaffung der Oberliga Nord die Schleswig-Holstein-Liga (so heißt die Verbandsliga Schleswig-Holstein ab dem 1. Juli) das höchste der Gefühle sein. Diese Auffassung vertritt zumindest SVR-Obmann Kai Märtin (Foto), der im SportNord-Interview auch über die neue Regionalliga sowie die Fusionspläne in Henstedt-Ulzburg spricht ...
SportNord: Sollte aus der Verbandsliga Schleswig-Holstein kein Team an der Aufstiegsrunde zur neuen Regionalliga teilnehmen wollen oder dürfen, könnte Ihr Klub nachrücken ... Haben Sie Interesse?
Kai Märtin: „Vom Grundsatz her interessiert uns eine Aufstiegsrunde immer. Aber wir müssen ganz klar sagen, dass die Regionalliga für uns nicht zu stemmen wäre. Die Voraussetzung für eine Teilnahme an der Aufstiegsrunde ist, dass man die Regionalliga-Lizenz bekommt. Und da die Kosten dieses Lizenzierungsverfahrens, für das jeder Verein unter anderem einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer beauftragen muss, die Einnahmen, die wir in einer Aufstiegsrunde erzielen könnten, übersteigen würden, müssen leider auch wir auf diese sportlich sicherlich reizvolle Aufstiegsrunde verzichten.“
SportNord: Wird Ihr Verein definitiv keine Regionalliga-Lizenz beantragen?
Märtin: „Nein, das haben wir nicht vor! Wissen Sie, wir müssen das doch realistisch sehen: Von den Personalkosten, die in der Regionalliga höher sein müssten, einmal abgesehen, haben wir um unseren Platz herum gar nicht die nötige Infrastruktur: Uns fehlt eine Tribüne, es gibt keine Sitzplätze und abgetrennte Blöcke. Und wenn ich in den Lizenzierungsunterlagen lese, dass sogar die Größe der Umkleiden-, Toiletten- und Schiedsrichter-Räume exakt festgelegt ist, dann ist das doch sehr extrem.“
SportNord: Also scheitern die Rhener Regionalliga-Bemühungen nicht am fehlenden Geld, sondern am Umfeld?
Märtin: „Sie scheitern sicherlich auch am Geld: Wir müssten in der Regionalliga drei bis vier Positionen im Vereinsumfeld mit hauptamtlichen Mitarbeitern besetzen, was alleine im Etat eine mindestens fünfstellige Summe ausmachen würde. Wir könnten es natürlich versuchen, ein Jahr Harakiri spielen und in der Regionalliga mitmischen – aber anschließend müssten wir den Verein dann auflösen. Fakt ist: Die Regionalliga ist für uns utopisch!“
SportNord: Die Schleswig-Holstein-Liga wird in der kommenden Saison sehr stark besetzt sein – welches Ziel haben Sie dort?
Märtin: „Es ist gar keine Frage, dass wir in der nächsten Saison auf jeden Fall im oberen Drittel mitspielen und nach Möglichkeit auch Meister werden wollen. Andererseits ist es natürlich so, dass man sich, wenn man selbst im Falle des Titelgewinns keine Chance hat, in eine höhere Klasse aufzusteigen, natürlich Gedanken machen muss – zum Beispiel darüber, ob man einen teuren Spieler im Alter von 28 oder 30 Jahren holt, oder doch lieber auf ein Talent aus der eigenen Umgebung setzt ...“
SportNord: Also wird Henstedt-Rhen zukünftig verstärkt auf die Jugend bauen?
Märtin: „Wir wollen für die nächste Spielzeit einen schlagkräftigen Kader zusammenstellen, um eine gute Rolle spielen zu können. Aber ich sage auch ganz klar: Wir werden an den einen oder anderen Kostenpunkt sicherlich anders herangehen und eher zu Einsparungen bereit sein, als wir es wären, wenn wir um den Aufstieg mitspielen würden. So werden wir dann lieber mehr Geld in die Nachwuchsförderung, die bei uns ja auch schon seit Jahren groß geschrieben wird, stecken.“
SportNord: Wie wichtig wäre es in diesem Zusammenhang, dass die Zweite Mannschaft die Qualifikation für die neue Verbandsliga Süd-West, die im Sommer an die Stelle der derzeitigen Bezirksoberliga Süd tritt, schafft?
Märtin: „Es wäre eine sehr schöne und erstrebenswerte Sache, wenn unser Reserve-Team in diese neue Verbandsliga kommt – aber es wäre natürlich noch schöner gewesen, wenn auch unsere Erste Mannschaft weiterhin die Möglichkeit hätte, eine Liga nach oben zu kommen. Fakt ist: Steigt unsere Zweite auf, würde das unsere Arbeit auch im Liga-Bereich erleichtern. Wir hätten dann ganz einfach bessere Möglichkeiten, junge Spieler zu verpflichten, denn die Talente hätten die Perspektive, wenn sie sich zunächst in der Liga nicht