
Am Mittwochabend verhandelte das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes die Vorkommnisse nach dem Drittrunden-Oddset-Pokal-Spiel zwischen den beiden Hansa-Landesligisten GSK Bergedorf und SC Concordia (1:1 nach Verlängerung, 7:8 nach Elfmeterschießen). Zur Erinnerung: Mehrere Zuschauer hatten Schiedsrichter Adrian Höhns (TuS Dassendorf) am 14. August nach dem Ende des Elfmeterschießens angegriffen.
Der Verbandsschiedsrichter-Ausschuss Hamburg hatte anschließend den Ausschluss des Vereins GSK Bergedorf vom Spielbetrieb gefordert, was der VSA-Vorsitzende Wilfried Diekert (SuS Waldenau) damit begründete, dass er keine Schiedsrichter mehr zu den GSK-Spielen entsenden könne, wenn er um deren körperliche Unversehrtheit fürchten müsse. Vor dem Sportgericht nahmen die GSK-Verantwortlichen Manfred Braasch, Hakan Karadiken (fungiert seit dem Ausscheiden von Demir Durak als Chefcoach) und Kamuran Pelek sowie der Vater von GSK-Spieler Hendrick Au, der sich bei dem Verein um den Aufbau einer Schiedsrichter-Abteilung kümmern will, Stellung zu den Geschehnissen. „Natürlich darf es nicht vorkommen, dass ein Schiedsrichter, egal wie schlecht er gepfiffen hat, körperlich angegangen wird“, bekräftigte GSK-Betreuer Gökhan Arslan nach der Verhandlung auf Nachfrage von SportNord die Sichtweise der Verantwortlichen seines Vereins. Arslan betonte, aufgrund von anderslautenden Gerüchten und Meldungen, aber noch einmal: „Der Referee ist definitiv nur von Zuschauern, nicht aber von Spielern attackiert worden – das hat er selbst in der Verhandlung auch noch einmal klar so gesagt!“
Die Verantwortlichen der HFV-Sportgerichtsbarkeit wollten vom GSK-Vorstand die Namen der Personen wissen, die den Schiedsrichter bedrohten und angriffen. Von einem früheren GSK-Spiel, das am Henriette-Herz-Ring stattfand, wurden dem Schiedsrichter zudem Fotos von Zuschauern vorgelegt – und tatsächlich konnte Höhns darauf einige der Personen, die ihn attackiert hatten, identifizieren. Bleibt zu hoffen, dass dies tatsächlich die Täter sind und diese nun ihrer gerechten zivilrechtlichen Strafe zugeführt werden! „Was uns als Verein in dieser Angelegenheit vorgeworfen werden kann, ist die Tatsache, dass wir noch mehr Ordner hätten engagieren müssen“, so Arslan, der berichtete: „Die vier Ordner, die vor Ort waren, waren damit beschäftigt, die Mannschaften getrennt vom Spielfeld in die Kabine zu begleiten ...“ Dass Höhns unter Polizeischutz die Anlage verließ, wie in einigen Medien berichtet wurde, dementierte Arslan derweil: „Die Polizei ist erst gegen 23 Uhr gekommen, also rund zwei Stunden nach dem Spielende. Zu dieser Zeit war neben mir nur noch der Herr, der sich um das Klubheim kümmert, auf der Anlage – alle Spieler, alle anderen Verantwortlichen und auch das Schiedsrichter-Gespann hatten den Ladenbeker Weg da längst verlassen!“
Als die Verhandlung beendet war, verkündete das HFV-Sportgericht keine Entscheidung, sondern teilte den verdutzten GSK-Verantwortlichen mit, dass ihnen die Entscheidung „schriftlich zukommen“ werde. „Es ist ein Unding, dass erst alle Vereinsverantwortlichen vor Gericht geladen werden, und dann, nach einer Verhandlung keine Entscheidung getroffen wird“, klagte Arslan und warf die Frage auf: „Hatten die Herren vom HFV etwa Angst? Und wenn ja: Vor was?“ Auf Peleks Frage, ob GSK Bergedorf denn am kommenden Wochenende spielen dürfe (am Sonntag, 9. September soll es um 15 Uhr gegen den SC Schwarzenbek gehen), antwortete der Vorsitzende Richter: „Ja, natürlich dürfen Sie am Wochenende antreten!“ Vor GSK Bergedorf liegen nun also einige Tage der Ungewissheit, bis ein Brief vom HFV-Sportgericht für Klarheit sorgen wird. Arslan hat derweil große Fragen daran, ob die „Kollektivstrafe“, den Verein auszuschließen, überhaupt rechtens sein kann: „Wir sind doch keine kriminelle Organisation oder Vereinigung, die man einfach so verbieten kann!“ Sollte das HFV-Sportgericht den Klub tatsächlich ausschließen, könnten die GSK-Verantwortlichen dagegen in Berufung gehen und vor das HFV-Verbandsgericht ziehen.
Arslan nahm auch noch Stellung zu den Gerüchten, dass die GSK-Mannschaft im bekanntlich so schweren zweiten Jahr nach ihrem Aufstieg in die Landesliga sportlich vor dem Zerfall stehen würde. „Das ist Quatsch“, so Arslan, der präzisierte: „Mit Galin Petev Bogdanov, Ibrahim Kilic, Ugur Kiraz, Daniel Schneider und Samin Trajko haben sechs Spieler den Verein verlassen. Im Gegenzug haben wir Bayram Celik, der zuletzt eine Fußballpause eingelegt hatte, reaktiviert. Fakt ist: Unsere Mannschaft hat großen Spaß am Fußball und wird nicht zusammenbrechen!“ Die beiden jüngsten Ergebnisse geben Arslan Recht: Nachdem die Bergedorfer ihre ersten drei Punktspiele allesamt verloren hatten, feierten sie zuletzt zwei Siege: Zunächst bezwangen sie den diesjährigen Oberliga-Absteiger Oststeinbeker SV mit 3:2, dann triumphierten sie am vergangenen Sonntag mit 4:1 beim FTSV Altenwerder (Mohamed Al-Jilani traf dabei doppelt, zudem waren Eray Behchet Salif und Dennis Zöllner erfolgreich). „Unsere Mannschaft ist richtig fit und heiß“, so Arslan, der überzeugt ist: „Wir werden in dieser Saison sportlich noch für viele positive Überraschungen sorgen – und GSK Bergedorf wird niemals untergehen, dafür steckt in diesem Verein zu viel Herzblut drin!“
Abschließend äußerte sich Arslan noch zu Gerüchten, es könnte zu einer Fusion zwischen dem „großen Nachbarn“ FC Bergedorf 85, der zurzeit ebenfalls chaotische Tage durchlebt, nach einem Führungswechsel zahlreiche Spieler-Abgänge hinnehmen musste und mit Berkan Algan einen neuen Trainer verpflichtete (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), und GSK kommen. „Die derzeitige Situation von Bergedorf 85 in der Oberliga Hamburg ist alles andere als leicht, aber das ist nicht unsere Baustelle“, so Arslan, der versicherte: „Wir stehen definitiv nicht vor einer Fusion, da gibt es überhaupt keine Gedankenspiele!“ Wie aber konnten dann diese Gerüchte entstehen? „Es gibt einige Personen, die wir aus unserem Verein ausgeschlossen haben, und die jetzt unter anderem in gewissen Internet-Foren gegen GSK Stimmung machen“, so Arslan, der zudem darauf hinwies: „Bei den Vereinen aus unserer Nachbarschaft ist Bergedorf 85 wegen seiner Jugendabteilung ein ‚rotes Tuch‘ und wir sind es wegen unserer Vorgeschichte ...“ Mit Kiraz und Ivo Aliev schlossen sich zwei bisherige GSK-Spieler den „Elstern“ an. „Weitere Spieler werden nicht von uns zu 85 wechseln“, so Arslan, der abschließend noch einmal betonte: „Eine Fusion ist wirklich kein Thema!“
(JSp)