
Dass auch ein 0:0 alles andere als langweilig sein kann, zeigte sich am Sonntag im Verfolger-Duell der Kreisliga 7 zwischen dem Hetlinger MTV und dem SC Teutonia 10 II. Die Trainer Guido Krenzk (HMTV) und Andreas „Boller“ Jeschke sahen dabei zwar keine Tore, aber jede Menge hochkarätige Chancen ‒ vor allem in der Schlussphase, in der sich die Teams mit offenem Visier bekämpften. „Das war wie Tennis, denn es ist immer wieder hin- und hergegangen“, so Krenzk, der dabei nicht mehr die allerbeste Sicht auf das Geschehen hatte. Denn in der 25. Minute musste er den Gartenstuhl, von dem aus er die Partie verfolgte, auf Geheiß von Schiedsrichter Tobias Brissé (vom SC Schwarzenbek) hinter die Bande stellen.
In einer sehr zerfahrenen ersten Halbzeit hatte es in jener 25. Minute nämlich die erste aufregende Szene gegeben. Teutonias Spieler Marco Reichmann, der für ein Trikot-Vergehen bereits mit der Gelben Karte verwarnt worden war, verhinderte mit einem weiteren Griff an das Jersey von Adnan Kubat, dass der Hetlinger frei zum Torschuss kam. Alle im Deichstadion rechneten mit einer Roten Karte ‒ doch Brissé zeigte nicht einmal „Gelb“, was in der Farbenlehre des Fußballs „Gelb-Rot“ bedeutet hätte. Als Krenzk seinen Unmut hierüber kundtat, dabei aber „nicht beleidigend wurde“, wie er selbst beteuerte, musste er den „Innenraum“ verlassen, was für ihn nicht der erste Verweis in dieser Saison war. „Diese Aktion hätte zwingend einen Platzverweis nach sich ziehen müssen, und dann wären wir mehr als 65 Minuten lang in Überzahl gewesen“, echauffierte sich Krenzk auch nach dem Abpfiff noch über diese Situation.
Auch in der Folge zog das Schiedsrichter-Gespann mit einigen merkwürdigen Entscheidungen den Ärger aller Beteiligten auf sich. Als HMTV-Co-Trainer Jonas Hübner wechseln wollte, Schiedsrichter-Assistent Christopher Becker dies aber stur ignorierte, was sogar schon die Teutonen-Bank amüsierte, rief Hübner etwas lauter ‒ und musste sich daraufhin von Becker zurechtweisen lassen, er solle ihn „gefälligst nicht so anschreien“. In der 80. Minute hätte es möglicherweise einen Elfmeter für die Hetlinger geben müssen, als Gäste-Akteur Elvis Muratovic im eigenen Strafraum wohl das Standbein von Julian Moldenhauer traf ‒ doch Briseés Pfeife blieb stumm. Dies war der Auftakt zu einer dramatischen Schlussphase, in der die Gäste viel zu hoch standen, wodurch sich für die Hausherren zwei hochkarätige Konterchancen ergaben. Nach einem Eckstoß der Teutonen (!) fand der Hetlinger Samet Baygündüz jedoch nach seinem Lauf über das halbe Spielfeld den halbrechts völlig freistehenden Milan Adamovic nicht (83.), vier Minuten später machte es Adamovic selbst in einer vergleichbaren Situation nicht besser. Und als Jan Steffen nach einem herrlichen Spielzug ‒ dem besten der Hausherren in der ganzen Partie ‒ von halblinks aus freie Bahn hatte, schoss er aus Nahdistanz nur Teutonias Torwart Mamadou Diallo an (88.). „Da haben wir uns zu sehr von der Hektik anstecken lassen“, gestand Krenzk.
In der Nachspielzeit gab es dann einen Handelfmeter für die Teutonen, nachdem sich der eingewechselte HMTV-Verteidiger Timo Protz einem Teutonen vor die Füße geworfen hatte. Diese Strafstoß-Entscheidung war laut Krenzk „wohl richtig“, wenngleich Protz beteuerte, den Ball „nicht mit der Hand berührt“ zu haben. Serhat Ünlüer trat an und scheiterte mit einem flach links geschossenen Strafstoß an HMTV-Torwart Daniel Kleinwort. Warum Ünlüer, der schon während der vorherigen 90 Minuten mit Verspieltheit, nicht aber mit Zielstrebigkeit glänzte, den Abpraller nicht sofort auf das kurze Eck schoss, sondern erst noch ein paar Haken schlug, bleibt sein Geheimnis. „Beim nächsten Mal sollte er einen anderen Spieler den Elfmeter schießen lassen“, schimpfte ein Teutonia-Akteur nach dem Abpfiff. Als Ünlüer bei der allerletzten Aktion in Kleinwort hineinsprang, der vor seinem Strafraum per Kopf klärte, blieb Brissés Pfeife wieder stumm ‒ und der aus rund 30 Metern abgegebene Nachschuss von Teutonias Yessin Anouar Mejahdi ging links am verwaisten Gehäuse vorbei, womit auch die letzte Chance des Tages vergeben worden war.
Nach dem Abpfiff handelte sich der Hetlinger Philipp Drews noch eine Rote Karte ein (Foto). „Ganz egal, was er zum Schiedsrichter gesagt hat ‒ da hätte er sich besser im Griff haben und wegbleiben müssen“, ärgerte sich HMTV-Fußball-Abteilungsleiter Michael Kirmse. Derweil scharrte Krenzk seine Schützlinge um sich und gab zu, es sei „schwierig, jetzt etwas zu sagen“, ehe er folgendes Fazit zog: „Auf der einen Seite ärgere ich mich, dass wir nicht drei Punkte geholt haben. Auf der anderen Seite freue ich mich über den einen Zähler den wir eingefahren haben ‒ in diesem Spiel war einfach alles drin.“ Und weil es im Deichstadion keinen Sieger gab, konnten sich zwei andere Teams als Gewinner fühlen: Der Spitzenreiter SC Nienstedten, bereits am Sonnabend 6:1-Sieger gegen Blau-Weiß 96 Schenefeld II, liegt nun nämlich schon neun Punkte vor den Teutonen und zwölf Zähler vor den Hetlingern, während der zweitplatzierte FC Roland Wedel II (am Sonntag 4:0-Gewinner im Derby beim Rissener SV) immerhin acht Punkte mehr als das Team von der Max-Brauer-Allee aufweist.