
Das Spitzenspiel gegen Dersimspor II könnte Fikri Tekin, Coach des SV Rönneburg, längst abgehakt haben. Immerhin konnte seine Mannschaft die Partie am Ende mit 1:0 gewinnen und die Tabellenführung zurückerobern. Doch während der Kreisklasse-Partie war es immer wieder zu „kampfsportartlichen Szenen“ seitens Dersimspor II gekommen, wie Tekin verärgert anmerkt. Selbst nach der Begegnung gingen die Tumulte weiter. Dabei wurde SVR-Spieler Thorsten Schumann auf dem Weg zur Kabine von einem Dersimspor II-Akteur per Faustschlag im Gesicht attackiert, Schumann hat mittlerweile Anzeige erstattet. Für SVR-Coach Tekin haben solche unschönen Szenen nichts auf dem Fußballplatz verloren: „Man sorgt sich nur noch um die Gesundheit.“ Die Ereignisse des vergangenen Spieltages haben den Rönneburg-Coach nun dazu veranlasst, eine „Momentaufnahme über Aggressionen und Gewalt in Hamburgs unteren Spielklassen“ zu verfassen. Darin spricht Fikri Tekin über ...
... die Grundsätze des Fair-Play:
„Fair-Play bedeutet die Allgemeingültigkeit der Regeln für alle. Dabei spielt die Herkunft keine Rolle. Werden Regeln verletzt, so handelt man grob unsportlich und versucht sich einen Vorteil zu verschaffen. Fair-Play bedeutet vor allem aber auch, mit Sieg und Niederlage umgehen zu können und dieses zu akzeptieren. Zum unsportlichen Verhalten gehören für mich auch Provokationen jeglicher Art.“
... die Rolle der jeweiligen Mannschaften:
„Fakt ist: Aggressionen und Gewalt sind oft bei Teams zu beobachten, die viele Spieler mit Migrationshintergrund in ihren Reihen haben. Die Spiele verlaufen zu 99% nach dem selben Schema ab. Solange es gut für solche Teams läuft, sind auch die Spiele größtenteils fair. Doch sobald diese in Rückstand geraten oder Gefahr laufen, das Spiel zu verlieren, nimmt die Gewaltbereitschaft enorm zu, da sie eine bevorstehende Niederlage mit allen Mitteln abwehren wollen. Es ist sehr schade, da es sich oft um gute Fußballspieler handelt, die sich durch ihre Disziplinlosigkeit alles kaputt machen.“
... die Rolle der Schiedsrichter:
„Zu 95% hatten wir bislang in den Pflichtspielen Schiedsrichter, die in die Jahre gekommen sind. Zum einen habe ich Respekt davor, dass sich die Herren im hohen Alter nach zutrauen und sich bereit erklären die Spiele zu leiten. Zum anderen sind sie gerade deshalb in den seltensten Fällen auf Ballhöhe, geschweige denn von der abnehmenden Sehstärke, so dass sie Spielsituationen nicht erkennen und richtig handeln können. Viele Szenen spielen sich direkt vor ihren Augen ab und dennoch wenden sie nicht konsequent die Regeln an. Entweder sie haben Angst und fürchten um ihre eigene Sicherheit oder aber sie ziehen keine Rote Karten, damit es zu keinem Spielabbruch kommt, um die für sie lästigen Sportgerichtsverhandlungen zu umgehen.“
... mögliche Lösungsansätze und Forderungen an den HFV:
„Eine strenge Regelauslegung kann das Verhalten unfairer Mannschaften noch in einem gewissen Rahmen tragbar machen. Falls es zu Spielabbrüchen kommt, wären die Konsequenzen: hohe Geldstrafen (im vierstellige Bereich) oder Ausschluss vom Spielbetrieb (bei Wiederholungstätern).
Gerade in den untersten Hamburger Spielklassen müsste der HFV auch verstärkt gute Schiedsrichter einsetzen, da die Gewaltbereitschaft in diesen Klassen am höchsten ist. Denn 90% der Schiedsrichter, die momentan angesetzt werden, wären sicherlich im Jugendbereich besser aufgehoben. ‚Gute Schiedsrichter‘ wären auch zweifellos in der Lage ohne Linienrichter auszukommen. Ansonsten müsste in Zukunft diesen Schiedsrichtern, die momentan in den Kreisklassen angesetzt werden, eine zusätzliche Hilfe eingebaut werden, zum Beispiel in Form von Linienrichtern. Denn bekanntlich sehen sechs Augen mehr als nur zwei.
Neben den Vereinsfunktionären, die ihre Mannschaft in den Griff kriegen müssen, ist in erster Linie der HFV gefordert nach Wegen zu suchen, um aufzuzeigen, dass Gewalt im Sport keinen Platz hat. Hier wäre ein Vorschlag von mir, dass der HFV Tagungen zum Thema Fair-Play organisieren sollte, an denen dann der Mannschaftskapitän und ein Vereinsfunktionär verpflichtend teilnehmen müssten. Diese hätten dann die Aufgabe, das Tagungsthema in die Vereine hineinzutragen. Bei einer Nichtteilnahme müsste der Verein eine Strafe zahlen.
In diesem Sinne wünsche ich mir, da