Nein, noch hat Ralf Schehr von keiner Entscheidung über den Drei-Punkte-Abzug, der Eintracht Norderstedt in der Hamburg-Liga droht, gehört. "Ich gehe aber davon aus, dass unser 6:0-Sieg gegen den BSV Buxtehude vom Hamburger Fußball-Verband in eine 0:3-Niederlage umgewertet wird, so Eintracht-Trainer Schehr, "zu einer Verhandlung wird es aber wohl nicht kommen!"
Sollten die Norderstedter tatsächlich die so deutlich gewonnene Partie gegen die Estestädter am "grünen Tisch" verlieren, weil die Verträge einiger ihrer Spieler nicht ordnungsgemäß verlängert wurden (deshalb waren sie vermutlich nicht spielberechtigt, was BSV-Coach Wolfgang Nitschke bemerkte), so wäre die Eintracht faktisch seit neun Hamburg-Liga-Spielen sieglos. Von einer Negativserie will Schehr dennoch nichts hören: "Wir haben ja eigentlich gegen Buxtehude gewonnen - da kann ich meiner Mannschaft also keine Minus-Serie ankreiden. Und man kann auch nicht behaupten, dass wir zuletzt nur schlechte Leistungen gezeigt hätten oder in einer Krise stecken!"
Fast schon allergisch reagiert Schehr, der einst lange Jahre beim Hamburger SV Junioren-Mannschaften und dann das Reserve-Team betreute, bis er in der Saison 1996/1997 die Bundesliga-Truppe an den letzten beiden Spieltagen vor dem Abstieg rettete, wenn man ihn auf das Thema ?Platzverweise' anspricht. "Natürlich gefallen mir die vielen Roten und Gelb-Roten Karten, die wir bereits kassiert haben, nicht - aber wie soll ich sie erklären? Es hat etwas mit unserem Zweikampfverhalten und Schiedsrichter-Entscheidungen zu tun. Einige Platzverweise waren gerechtfertigt, viele waren überzogen - so auch die beiden jüngsten am Vorwochenende beim 0:0 gegen den HEBC!"
Der Trainer stellt sich, zumindest nach außen hin, also schützend vor seine Mannschaft - aber genießt er selbst innerhalb des Vereins eine ähnliche Rückendeckung? "Ich liefere hier saubere Arbeit ab und kann auch ruhig schlafen, da ich das Vertrauen der Vereinsverantwortlichen genieße", ist Schehr überzeugt, dass es an der Ochsenzoller Straße in absehbarer Zeit "keine Trainerdiskussion" geben wird. Parallelen zu seinem Ex-Verein, dem HSV, wo Trainer Thomas Doll ebenfalls trotz sportlicher Talfahrt bisher noch nicht infrage gestellt wurde, sieht Schehr aber nicht: "Ich arbeite zwar genauso engagiert wie Doll, aber wir hatten nie den Anspruch, in unserer Liga Dritter zu werden, um uns sozusagen für die Champions-League zu qualifizieren, sondern wollten von Anfang an nur einen einstelligen Platz erreichen!"
Damit nicht auch dieser vor der Winterpause außer Reichweite gerät, muss der Aufsteiger, der momentan den elften Rang belegt, am Sonntag im letzten Hinrunden-Spiel beim SC Condor etwas Zählbares erreichen. Schehr betont, bevor am Sonntag um 10.45 Uhr der Anpfiff im Sportpark Oldenfelde ertönt: "Natürlich wollen wir gewinnen - aber der Gegner wird ebenfalls einen Sieg anstreben, denn Condor-Coach Matthias Bub dürfte seiner Mannschaft kaum sagen, weil es den Norderstedtern so schlecht geht, schenken wir ihnen mal die drei Punkte ... Mein Team wird wie immer gut vorbereitet auf den Platz gehen, und ich bin zuversichtlich, dass wir gewinnen - wenn ich es nicht wäre, wer soll es dann sein?"