
Der Fußball-Frust war vergessen, als Christian Kilb nach dem Abpfiff seine kleine Tochter in den Arm nehmen konnte. Nuancen hatten zuvor dafür gesorgt, dass sich Kilb, Stürmer des TSV Uetersen II, überhaupt ärgern musste ‒ denn er hätte das Bezirksliga-West-Spiel gegen die SV Halstenbek-Rellingen II auch zugunsten der TSV-Reserve entscheiden können. In der 62. Minute hatte Schiedsrichter Martin Prigge (vom FC Süderelbe) nämlich zunächst auf Elfmeter für die Uetersener entschieden, als Kilb im HR-Strafraum gefoult worden war. Nach Protesten der Gäste und Rücksprache mit seinem Assistenten nahm Prigge diese Entscheidung jedoch wieder zurück und entschied auf Stürmerfoul von Kilb. „Der Schiedsrichter selbst stand vier Meter neben dem ,Tatort' und hatte beste Sicht ‒ dass er dann auf seinen Assistenten, der deutlich weiter vom Geschehen entfernt war, hört, ist schon kurios“, ärgerte sich TSV-Co-Trainer Marcel Reinke.
Kilbs Pech war perfekt, als er den Ball in der 87. Minute nach einem Eckstoß nur an den linken Innenpfosten köpfte, anstatt den 1:1-Ausgleich zu erzielen. Dass die Uetersener sich benachteiligt fühlten, lag auch daran, dass Prigge nur sieben Minuten nach der Rücknahme des Elfmeters für den TSV plötzlich den Gästen einen Strafstoß zusprach. „Das war ein absoluter Witz-Elfmeter“, schimpfte Reinke und selbst einige Halstenbeker Anhänger waren der Meinung, dass es beim Zusammenprall zwischen TSV-Verteidiger David Grabke und dem frisch eingewechselten Sergio Batista Monteiro kein elfmeterwürdiges Vergehen gab, wie es auf der facebook-Seite der HR-Reserve hieß. Fakt ist: Indrit Behrami verwandelte vom Punkt aus flach links mit dem Glück des Tüchtigen zum 0:1 (69.). Dass dies der einzige Treffer des Tages war, lag daran, dass die Gäste zwar weitestgehend spielbestimmend waren, „ohne sich aber echte Torchancen herausspielen zu können“, wie es auf ihrer facebook-Seite hieß. Die Hausherren hatten einige Chancen nach Kontern, bei denen Tobias Brandt und Jon Schwertfeger aber auf dem schlecht bespielbaren Rasenplatz an der Jahnstraße der Ball jeweils so tückisch versprang, dass sie nicht mehr kontrolliert zum Abschluss kamen. Vor Kilb hatte dann auch schon HR-Akteur Philipp Postels Pech, als sein Kopfball an den Innenpfosten sprang und dann parallel zur Torlinie entlang rollte, ohne diese zu überschreiten. Nach Innenpfosten-Kopfbällen stand es somit 1:1, das Endergebnis lautete aber 0:1 und Reinke klagte über eine „ärgerliche Niederlage“. Zu allem Uetersener Unglück kam noch hinzu, dass die TSV-Verteidiger David Grabke („Gelb-Rot“ wegen Reklamierens/69.) und Lasse Witt („Rot“ nach einem Einsteigen gegen Cevin Clausen/88.) vom Platz flogen.