
Exakt 97 Tage, nachdem Christian Sommer Anfang Dezember beim TSV Uetersen II nach der Trennung von Sandor Horvath vom Co- zum Cheftrainer befördert worden war (SportNord berichtete), endete sein Engagement durch die Entscheidung der Spieler, sich mit ihrer Ersten Mannschaft solidarisch zu zeigen und nicht mehr für den TSV anzutreten (siehe unten verlinkten SportNord-Bericht). Sommer, der in sieben Spielen mit der TSV-Reserve unbesiegt blieb und zuletzt sogar fünfmal in Folge gewann, sagte zu dem vorzeitigen Aus: „Mir persönlich tut dieser Schritt sehr, sehr weh!“ Der Erfolgstrainer machte keinen Hehl daraus, dass sich auch seine Schützlinge „sehr schwer getan“ hätten mit der Entscheidung, zu den noch ausstehenden neun Saisonspielen nicht mehr anzutreten. „Wir haben eine Dreiviertelstunde lang das Für und Wider diskutiert“, so Sommer.
Zuvor hatten die Spieler von Uetersen II im Gespräch mit Lutz Schölermann, dem Ersten Vorsitzenden des Gesamtvereins, sowie Jörg Schwarz (Zweiter Stellvertretender Vorsitzender) und Christin Blaedtke (Dritte Stellvertretende Vorsitzende) unter anderem gefragt, weshalb ihre langjährigen Wegbegleiter Wolfgang Brandt und Marcel Reinke aus dem Verein ausgeschlossen wurden. „Unter anderem tauchte die Frage auf, wer zukünftig für die Behandlung von verletzten Spielern, das Waschen der Trikots und andere organisatorische Dinge verantwortlich sein soll“, so Sommer, der klarstellte: „Ich selbst habe berufsbedingt keine Zeit, mich unter der Woche um die Trikots und Ausrüstung der Spieler zu kümmern!“ Eine schlüssige Antwort blieb der Gesamtvorstand den Spielern offensichtlich schuldig: „Herr Schölermann hat leider nur lange herum gedruckst“, berichtete Sommer über das seiner Meinung nach unbefriedigende Gespräch.
Als die Spieler der Zweiten Uetersener Mannschaft dann wieder unter sich waren, wurde offen diskutiert. „Einige haben argumentiert, dass wir nicht für Lutz Schölermann oder den TSV spielen, sondern für uns“, so Sommer, der präzisierte: „Es kam auch der Vorschlag, dass wir die Saison zu Ende bringen sollten, wenn Lutz Schölermann uns dafür schriftlich gibt, dass wir den TSV im Sommer ablösefrei verlassen können.“ Ein anderer Teil der Mannschaft hielt dagegen: „Christian Kilb hat beispielsweise gesagt, dass wir zwei Familien haben ‒ einmal die zuhause und einmal die im Verein. Und da aus der Mitte unserer Vereinsfamilie mit ,Wolle' Brandt und ,Marci' Reinke zwei Bestandteile herausgerissen wurden, müssten wir unsere Konsequenten daraus ziehen“, berichtete Sommer. Außerdem erklärten zahlreiche Spieler der TSV-Reserve, sich „solidarisch mit der Ersten und Dritten Mannschaft“, deren Trainer Peter Ehlers beziehungsweise Michael Schippmann am Mittwoch ihre Kündigung erhalten hatten (SportNord berichtete), zeigen zu wollen ‒ und diese Stimmen setzten sich durch.
„Am Ende hat die Mannschaft einstimmig entschieden, dass sie nicht mehr für den TSV antreten wird“, berichtete Sommer. Der 34-Jährige machte keinen Hehl daraus, dass „dieses frühzeitige Ende aus sportlicher Sicht sehr weh tut“, sagte aber auch: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass sie einheitlich entschieden hat, zu Wolfgang Brandt, der große Teile dieses Teams schon im Jugend-Bereich betreut hat, und Marcel Reinke zu halten!“ Mit Blick auf seine Schützlinge, die dem Vernehmen nach zu großen Teilen in der nächsten Saison für den neu gegründeten Verein Rasensport Uetersen auflaufen werden, sah Sommer auch „zahlreiche Einzelschicksale“ und präzisierte: „Für Spieler wie Jörg Dreier, David Grabke und Kilb, die teilweise schon 20, 25 Jahre für den TSV spielen, tut es mir ganz besonders leid ‒ aber auch für die jungen Akteure wie Fabian Grabke und Marc-Dominik Born, die sich in den letzten Wochen mit ihren starken Leistungen einen Stammplatz erkämpft haben ... Und natürlich auch für Jon Schwertfeger, der sich in einer exzellenten Form befand und auf dem Weg zum Torschützenkönig war!“ Aktuell führt Schwertfeger die Torjägerliste mit 20 Treffern vor dem Ex-Uetersener Tobias Brandt (FC Union Tornesch/16 Tore), der übrigens sein Schwager ist, an.
Am Ende des Interviews mit SportNord sprach Sommer, der einst lange Jahre selbst für die Erste und Zweite Mannschaft des TSV Uetersen auf Torejagd gegangen war, von einem „rabenschwarzen Tag für den Fußball in Uetersen“. Dieser stoppte auch die sagenhafte Siegesserie ‒ denn wenn die TSV-Reserve am Freitag, 11. März zum Gastspiel bei der SV Blankenese angetreten wäre, hätte sie ihren sage und schreibe sechsten Sieg in Folge feiern können. „Aber auch so können wir stolz auf unsere Serie und darauf, dass wir unter anderem gegen den Tabellen-Zweiten und beim Rang-Dritten gewonnen haben, sein ‒ und wer weiß, wie lange unsere Serie noch weitergegangen wäre“, sinnierte Sommer abschließend.