Wer die folgende Geschichte ließt, könnte denken, er sei in einem Provinztheater - doch leider beruht alles auf wahrer Begebenheit, die sich am vergangenen Sonntag in der Nachspielzeit der Partie des FC Portugal gegen den SV Wilhelmsburg II ereignete.
Das Spiel endete 2:2 - zwar führten die Gäste früh mit 2:0, doch den Hausherren gelang noch der Ausgleich. "Und das, obwohl wir ohne einen gelernten Torhüter spielten", wie FCP-Coach Andreas Roloff betonte. SportNord sprach mit dem Trainer, der in diesem Sommer vom in die Kreisliga abgestiegenen Moorburger TSV zum portugiesischen Klub gewechselt war:
SportNord: Was führte zur Eskalation in der Nachspielzeit?
Roloff: "Mein Spieler Pierre Baptista ist von einem Wilhelmsburger geschlagen worden. Anschließend beleidigte Baptista den Täter - und beide Akteure bekamen die Rote Karte. Dann kam es zu Tumulten, doch unsere zehn Ordner sind sofort eingeschritten, haben die Streithähne getrennt und die Situation vorbildlich beruhigt.
Die Vereinsverantwortlichen und der Platzwart haben gemeinsam zur Schlichtung beigetragen, und das Ganze sah schlimmer aus, als es letztlich war. In der AOL-Arena ging es nach dem Bundesliga-Spiel des Hamburger SV gegen den VfL Wolfsburg, als HSV-Regisseur Rafael van der Vaart und VfL-Verteidiger Mike Franz jeweils die Rote Karte sahen, jedenfalls wesentlich mehr zur Sache!"
SportNord: Beschönigen Sie die Geschehnisse nicht etwas?
Roloff: "Es war ein sehr emotional geführtes Spiel, und Emotionen gehören auch zum Sport, das ist doch ganz normal! Es gab nun einmal zwei Streithähne auf dem Platz, und Schiedsrichter Dierk Fritzemeier (SV Lohkamp) war nicht in der Lage, sie zu trennen. Ich habe ihn gebeten, die unfairen Aktionen zu unterbinden, doch dies gelang ihm nicht ...
Dies lag sicher auch daran,dass er von seinen Assistenten schlecht beraten wurde. Bei vielen Aktionen, die an Tätlichkeiten grenzten, haben die Schiedsrichter-Assistenten ihre Fahne einfach nicht gehoben. Und letztlich sind solche andauernden Unsportlichkeiten wie ein Floh im Nacken - irgendwann kann man nicht mehr stillhalten, und es knallt."
Anschließend sprach SportNord mit Holger Prischmann, der bis zum Sommer 2003 Trainer der zweiten Damen-Mannschaft des Hamburger SV war und seit 2004 die SVW-Reserve betreut:
SportNord: Wie beurteilen Sie die Eskalation in der Nachspielzeit?
Prischmann: "Wir haben an den Geschehnissen eine Teilschuld, weil mein Spieler Bastian Prim eine Tätlichkeit begangen hat. Aber meine Schützlinge sind zuvor drei, vier Mal bespuckt worden, ohne dass der schwache Schiedsrichter dafür Strafen ausgesprochen hätte, obwohl er den Speichel noch im Gesicht meiner Spieler kleben sah.
Nachdem der Schiedsrichter zwei Rote Karten verteilt hatte, pfiff er plötzlich ab, ohne dass der von ihm gegen uns verhängte Freistoß ausgeführt worden war. Wir fragten daraufhin, ob er das Spiel abgebrochen habe, doch er entgegnete, es sei ein normaler Abpfiff gewesen. Dies war jedoch nicht regelkonform, denn bereits verhängte Freistöße müssen noch ausgeführt werden!
Wir wussten noch aus dem letzten Jahr, dass es unschöne Szenen geben kann, wenn man beim FC Portugal gastiert. Und am Ende waren wir froh, dass wir halbwegs gesund und unversehrt den Platz am Alten Postweg verlassen konnten, nachdem etwa 50 Leute auf die Anlage gestürmt waren ... Ich bin Polizeibeamter, aber so etwas habe ich bisher noch nicht erlebt - das müssen wir alle erst einmal sacken lassen!"
SportNord: Haben die Ordner die Situation gut entschärft?
Prischmann: "Davon kann keine Rede sein, denn es gab keine Ordner! Der traurige Höhepunkt war erreicht, als der Betreuer des FC Portugal, Joao Borges, wie ein Panther mit zwei angezogenen Beinen einer meiner Spieler ansprang! Portugiesische Akteure haben sich anschließend auf den Betreuer geworfen, um ihn von unseren Spielern fernzuhalten - und das Schiedsrichter-Gespann hatte natürlich auch diese Szene nicht gesehen ...
Möglicherweise werden wir aber auch ohne die Unterstützung des Unparteiischen einen Bericht an den Hamburger Fußball-Verband senden. Wir wollen kein Wiederholungsspiel erwirken, denn wir wollen nicht noch einmal beim FC Portugal antret